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Kyle und Rhia, das Traumpärchen, hatten Stress? Sie hatten immer so... perfekt zusammen gewirkt.
Nachdenklich spielte ich mit meinem Stift.

Die Lehrerin, Frau Pitt, ging weiter die Anwesenheitsliste durch, als es an der Tür klopfte. Auf ihr 'Herein' kam ein gut aussehender Typ durch die Tür spaziert und der Raum fühlte sich mit ihm viel angenehmer an. Meine Atmung ging schon wieder unregelmäßig. Seit wann ging Kyle Morren in meine Jahrgangsstufe? Er war doch in der 11.?
Mit charmantem Blick legte er der überraschten Frau Pitt einen Zettel auf den Pult und fragte: "Darf ich mir einen Platz suchen?"

"Ja- natürlich.", stotterte die Lehrerin verwirrt.

Mit zielstrebigem Blick kam er in Rhias Richting gelaufen. Beziehungsweise meine Richtung. Mein Puls ging definitiv schneller als er sollte, denn er hielt weiterhin die Richtung. Mein Blick klebte an ihm, ich riss mich los und schaute scheinbar unbeteiligt in die Luft, doch meine Augen schielten vorsichtig wieder zu ihm. Ich beobachtete wie er zur letzten Reihe spazierte. Ein zufriedenes Lächeln krönte sein Gesicht, seinen Blick gerade aus gerichtet. Von der Seite schmachteten ihn die Mädels an und warfen ihm interessierte Blicke zu. Er wendete den Kopf nicht zur Seite, um seine Verehrerinnen zu begutachten, sondern hielt strickt seinen Kurs. Doch das selbstbewusste Grinsen verschwand nicht.
Er war sich seiner Wirkung auf die weiblichen Anwesenden definitiv bewusst. Er war zu selbstsicher, irgendwie arrogant, so anders als ich. Und doch war da diese Verbundenheit, ein innere Faden, der mich in seine Nähe zog.

Kyle war inzwischen an meinem und Rhias Platz angekommen, während ich den Atem anhielt.

Er lies den Rucksack auf den Boden neben meinem Tisch fallen, nickte der verblüfften Rhia nur kurz grüßend zu, ehe er sich auf den Platz neben mich setzte und sich zu seinem Rucksack beugte. Sein breiter Rücken schob sich in mein Blickfeld.
Mit Schwung landete ein halb zerfetzter Collageblock mit Kuli auf der Tischplatte, ehe sein Kopf wieder unter dem Tisch hervorkam.
Ich starrte erst seinen Block und dann ihn an. Sein Blick lag auf mir und seinem Grinsen zuurteilen, schaute ich ihn extrem geschockt an.

"Hier ist doch noch frei, oder?"

Ich bewegte meinen Kopf stumm auf und ab, während ich hoffte, dass er dies als Nicken erkennen würde.

"Oh ja- wie außerordentlich unhöflich.", er streckte mir seine Hand entgegen und räusperte sich, "Kyle Morren, sehr erfreut. Mit wem habe ich das Vergnügen?"

Ungläubig fixierte ich seine Hand.
Erwartete er, dass ich sie erfasste? Oder war das Ganze nur ein Scherz?

"Ähmm..", stammelte ich intelligent vor mich hin. Was sollte ich bloß sagen? Ja, ich weiß wer du bist? Oh nein, das kommt bestimmt nicht komisch.

"Also ich dachte, du schüttelst meine Hand und verrätst mir deinen Namen oder so ähnlich."

Schon wieder hoben sich seine Mundwinkel leicht an. Auch an meinem Mundwinkel zupfte ein leichtes Lächeln. Irgendwie war seine gute Laune ansteckend. Trotzdem starrte ich ihn weiter an, ohne mich zu rühren und hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte.
Da erklang die genervte Stimme der Lehrerin:

"Herr Morren, bitte führen sie doch ihr Privatgespräch mit ihrer Nachbarin nach der Stunde fort." Einige Schüler lachten auf. Ein Junge drehte sich zu uns um und musterte mich forschend. Ich war völlig überfordert mit dieser Situation und starrte verblüfft in der Gegend rum.
Genau genommen tat ich das ja schon die ganze Zeit.
Hingegen hatte Kyle die Situation völlig unter Kontrolle. Mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen drehte er den Kopf in die Richtung der Lehrerin und erwiderte freundlich:

"Frau Pitt, ich entschuldige mich für mein falsches Verhalten. Jedoch versuchte ich gerade nur den Namen der reizenden, jungen Dame neben mir herauszufinden." Er wies mit einer Handbewegung auf mich, wodurch mir augenblicklich die Röte ins Gesicht stieg. Ich konnte nur erahnen, wie sich die Wangen seiner Freundin Rhia gleichzeitig rot färbten und sie ein wütendes Schnauben von sich gab. "Leider missglückt mein Vorhaben, denn sie reagiert-", er legte dich tragisch eine Hand aufs Herz, "...mir persönlich unerklärlich, auf keinen meiner Versuche, sich mit mir zu unterhalten. Ich hoffe natürlich inständig, dass Sie, so verständnisvoll wie sie sind, über meine Unterbrechung hinwegsehen können." Jeder andere wäre direkt zum Direktor verwiesen worden, doch Kyle hat so eine Art an sich, die ihn jedes Mal glücklich davon kommen lies.

Lodernde BlüteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt