Kapitel 11

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"Was?!", mit einem wütenden Unterton in der Stimme, staunte Jack nicht schlecht, als der Sandmann ihm alles, was bisher passiert war, erzählt hatte, "Warum sagt ihr mir das denn nicht?! Ja, ich weiß. Ihr denkt, ich stelle dann etwas Unüberlegtes an, aber so bin ich nicht! Ich weiß doch, dass die Kinder in Gefahr sind."
Sandy ließ ein Herz über seinem Kopf erscheinen.
"Ja, sie ist mir sehr wichtig, aber die Kinder gehen vor.", beteuerte der Wintergeist.
Sandy musterte seinen Freund eingehend. Er schien es ernst zu meinen, so entschlossen wie er aussah.
"Weißt du, wo Elsa jetzt ist?", fragte Jack.
Der Sandmann guckte ihn vorwurfsvoll an.
"Ich habe nicht gesagt, dass ich sofort dort hinfliegen will, aber wenn wir sie nicht finden und sie zur Vernunft bringen, wird der Winter ewig dauern."
Er guckte Jack fragend an.
"Ich kann diesen Winter nicht aufheben. Sie ist zu stark. Und du weißt wirklich nicht, wohin sie gegangen ist, als sie das Schloss verließ?"
Ich mache mir Sorgen um sie..., ergänzte Jack in Gedanken, wohl wissend, dass, hätte er seine Gefühle laut gesagt, Sandy ihm nie verraten hätte, was er wissen wollte.
Weiß er es wirklich nicht, oder tut er nur so?
Der Sandmann schüttelte noch heftiger den Kopf. Dabei hörte Jack Frost ein leichtes Klingeln.
"Seit wann trägst du Glöckchen?", fragte er verdutzt.
Der kleine gelbe Mann schaute ihn, mit seinen goldenen Augen, vorwurfsvoll an.
"Du warst das nicht? Aber wer war es dann?"
Angespannt, wie eine Katze, die nach einer möglichen Gefahr späht, musterten die beiden ihre Umgebung. Der Sandmann konnte nichts Auffälliges sehen, doch Jack Frosts Blick blieb an den Gestalten, die unter der Trauerweide hindurchliefen und sich dabei staunend umsahen, hängen. Das leise Klingeln war von dem blonden Mann ausgegangen, der mit seiner Hand an den Zweigen der Weide entlangfuhr. Neben ihm stand ein Mädchen mit rotbraunen Haaren, einem blauen Kleid, rosanen Handschuhen, Umhang und Mütze.
Sie ist hübsch..., dachte Jack, als er ihre blauen Augen sah. Sie erinnerte ihn in gewisser Weise an Elsa...
Es klirrte und klingelte wieder, nur diesmal lauter und durchdringender. Es war ein Rentier, das diesen Lärm verursachte. Ausgelassen hüpfte es, das Geweih gegen die Zweige schlagend, durch den Schnee.
"Es war mir nicht klar, dass der Winter so schön sein kann.", hauchte die Rothaarige bewundernd.
Jetzt hatte auch Sandy die drei bemerkt. Bestimmend zog er Jack mit sich hinter einen Schneehügel.
"Was machen die hier?", flüsterte der Wintergeist.
Der Sandmann zuckte nur mit den Schultern.
Da schrie das Mädchen auch schon los. Erschrocken schauten die Hüter zu ihr hin. Sie und der blondhaarige Mann warfen einen sprechenden Schneemannskopf hin und her.
Ein redender Schneemann?!, wunderte sich Jack. Sowas hatte er noch nie gesehen.
Er verstand nicht viel von ihrem Gespräch, zu weit hatte Sandy ihn fortgezogen. Nur einzelne Gesprächsfetzen drangen bis zu ihm vor.
"Weißt du, wo Königin Elsa ist?", wollte das Mädchen wissen.
Diese Frage erregte endgültig Jacks Aufmerksamkeit. Sie kannte die Hüterin und der kleine durchgedrehte Schneemann wusste vielleicht, wo sie steckte.
"Ja, wieso?", fragte die weiße Kreatur.
"Kannst du uns zu ihr bringen?", bohrte sie weiter.
"Ja, wieso?", antwortete die Rübennase wieder.
Perfekt!, schmunzelte Jack.
"He, Sandy! Hast du das gehört? Dieser kleine Schneemann kann uns helfen, Elsa zu finden!", flüsterte der junge Hüter seinem Begleiter zu. Dieser guckte ihn nur streng an.
"Wir müssen zu ihr! Es gibt keinen anderen Weg, das alles zu beenden.", beharrte Jack auf seinem Gedanken, "Oder hast du eine andere Idee?"
Der Sandmann überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf.
"Na siehst du. Wir brauchen ihnen nur zu folgen.", ermutigte Jack den Hüter der Träume dazu, ihnen nachzugehen.
Ich hoffe nur, wir sind nicht zu langsam. Wenn ich genau wüsste, wo der Schneemann sie hinführt, dann könnten wir schon voraus fliegen...
"Anna, du weißt aber, dass, auf die Spitze des Nordbergs zu kommen, nicht einfach wird?", sagte der Blonde.
Aber natürlich! Der Nordberg!
"Komm, Sandy! Ich weiß jetzt, wo wir hinmüssen.", erzählte er dem Sandmann euphorisch.
Jack zog ihn an der Hand mit sich, sodass sie außer Sichtweite gelangten, erhob sich dann in die Lüfte und riss den Hüter mit. Dieser protestierte, woraufhin Jack ihn losließ, damit er selbstständig fliegen konnte.
Bald bin ich da, Elsa!

Die verlorene HüterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt