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Mischt man Inspiration mit einer alten verschollenen Oneshot-Idee und fügt die Uhrzeit von 2:30 nachts hinzu, kommt Folgendes dabei heraus.

Da es meine erste Kurzgeschichte ist, würde ich mich besonders hier über Kommentare freuen!

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Der Wind peitschte den Schnee gegen die Frontscheibe und verschlechterte die Sicht, wodurch Janne das Tempo sofort drosselte.

„Aatu, gib deiner Schwester ihr Kuscheltier wieder", ermahnte ich meinen Jungen und sah grimmig nach hinten. Seine blauen Augen blickten mich kurz beschämt an, worauf er Kaisa den Teddybär zurückgab: „'Tschuldigung."

Jannes Hand ruhte auf meinem Oberschenkel. Ich spürte noch das sanfte Streicheln seines Daumens; hörte die zärtlichen Stimmen von Aatu und Kaisa. Gott, war ich froh, wenn wir endlich zuhause waren. So ein Familienausflug war eben nicht immer ein Leckerbissen.

Vor uns bildete sich ein kleiner Stau, der sich an einer Kreuzung jedoch sofort wieder auflöste.

„Machen wir es uns gleich gemütlich", lächelte Janne leicht und zwinkerte mir zu.

Ich spürte noch seine Hand in meiner, als plötzlich ein Geräusch ertönte, dass ich wohl nie im Leben vergessen sollte.

Auf der linken Seite erschienen grelle Lichter, dann wurde es schwarz, Stimmen ertönten, Sirenen durchdröhnten die Dunkelheit zusammen mit einem ohrenbetäubendem Geräusch von Blech auf Blech. Irgendwo schrie jemand, jemand weinte.

Mehrmals hörte ich eine unbekannte Stimme meinen Namen rufen, doch ich konnte nicht antworten, mein Mund ließ sich nicht öffnen, obwohl ich es mit aller Kraft versuchte. Ein regelmäßiges Piepen ertönte und plötzlich war alles still.

„Kaarina", flüsterte Samu fast tonlos und streichelte meinen Rücken. Sein Arm war um meine Hüfte geschlungen, sodass ich mich an seinen Körper kuscheln konnte.

Es war so still, dass ich unsere Herzen schlagen hören konnte.

„Bald zwei Jahre her", realisierte ich ebenso still und starrte auf die zwei kleinen Steine vor mir.

Aatu und Kaisa Pirinen

06.01.2007 – 28.11.2010

Mein Fleisch und Blut, meine große Liebe, das teuerste, was ich je besessen habe. Selbst zwei Jahre nach dem Unfall war es mir noch unbegreiflich, was das für einen Grund hatte. Warum sie, warum nicht ich?

Aus der hinteren Ecke meines Herzens kramte ich das Angesicht meiner Kinder hervor. Vor meinem inneren Auge sah ich sie; Aatu mit seinen blauen Augen und der frechen braunen Mähne. Und Kaisa, die kleine Prinzessin, die immer so lebensfroh gewesen war.

Die Erinnerung an ihre Gesichter war langsam verschwommen, aber dieses Gefühl mit ihnen würde ich nie vergessen.

„Komm wir gehen wieder", meinte ich irgendwann und sah nochmal auf das kleine Grab herab.

Samu hielt mich jedoch kurz fest und drehte mich zu ihm: „Ich weiß, du wirst das nie vergessen können, das sollst du auch nicht. Aber ich verspreche dir hier und jetzt, dass ich alles dafür tun werde, dass du wieder glücklich wirst. Mit mir."

Ich blickte ihm direkt in die wunderschönen blauen Augen und konnte die Ernsthaftigkeit in seinen Worten spüren.

„Ja, mit dir. Ich liebe dich, Samu, wirklich. Du weißt wohl garnicht, wieviel besser alles mit dir ist."

Er setzte an, etwas zu antworten, aber er fand die richtigen Worte nicht. Stattdessen umfasste er sanft mein Gesicht und legte seine warmen Lippen auf meine. Ich spürte das Pochen und verlor mich kurz in dem Kuss. Ja, seit ich ihn kannte, hatte sich vieles verändert. Er hatte mir dabei geholfen abzuschließen.

Better than reality (OS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt