Die Flure sind schon leer - wahrscheinlich sind schon alle in ihren Klassenzimmern. Noch nie war ich so aufgeregt in mein Klassenzimmer zu gehen. Ist es wirklich Aufregung? Ich habe keine Ahnung. Der Weg kommt mir auf einmal länger vor, als er es sonst ist. Das einzige was ich höre, ist das Knallen unserer Schuhe auf dem Boden. Wir stehen vor der Tür zur Hölle. Nun, zumindest ist der Lehrer die Hölle. Doch eigentlich finde ich es witzig, dass wir das Buch über eine Ehebrecherin lesen und Saskia mit mir so aussieht als hätten wir das vor. Das ganze trieft nur so vor Ironie. >>Bereit?<< fragt sie mich und ich nicke. Saskia beugt sich vor, klopft und der Lehrer bittet uns herein. Ich mache die Tür auf und Herr Ernst wird rot im Gesicht. Niemand außer mir scheint das zu bemerken und - warum auch immer ich das auch tue - zwinkere ihm zu. Habe ich das gerade wirklich gemacht? Am liebsten würde ich im Boden versinken, aber dazu habe ich keine Zeit, denn Saskia zerrt mich schon nach hinten auf unsere Plätze. >>Gut.... wo war ich stehen geblieben?<< fragt der Lehrer die anderen und der Unterricht beginnt. Ich hole meine Sachen raus und starre auf das leere Papier. Irgendwie ist mir nicht nach Unterricht. Ich beginne damit, bunte Kreise zu malen. Aus Kreisen werden Sterne und aus Sternen werden Herzen. Und ich fange an zu überlegen...
Nach einer Stunde ist der Unterricht beendet, doch Herr Ernst ruft mich, als ich rausgehen wollte, zurück. >>Was ist denn? Hatten sie nicht lange genug Zeit mit mir zu reden?<< frage ich, denn ich bin genervt. Ich hab heute echt die Schnauze voll. >>Also über dein...ehhm..Auftreten. Ich finde das nicht ... gut.<< stammelt er und ich merke ihm an, dass er mich anglotzt. >>Wenn ihnen das nicht passt, ist es ihr Problem. Ich finde das sehr nett und man merkt ihnen an, dass es ihnen auch gefällt. Stimmt's?<< frage ich ihn und bin erschüttert über meine vorlaute Klappe. Warum bin ich so? Hatte Saskia recht? Habe ich mich wirklich krass verändert? Oder täusche ich mich? >>Ja...also nein! Das ist eine Frechheit mir das zu unterstellen und das wird Konsequenzen haben.<< droht er mir, doch ich rolle nur mit den Augen. Da ich dieses Gespräch für beendet halte, gehe ich ohne zu fragen. An der Tür sage ich doch, dass es keine Unter-, sondern eine Feststellung sei. Und das ist es. Mir hat noch niemand auf den Busen gestarrt, doch wenn es das erste Mal so ist, dann merke ich das. Mein Selbstbewusstsein war noch nie so gepusht. Schade, dass ich das nicht viel früher gemacht habe.
Saskia wartet draußen auf mich und fragt, was Herr Ernst denn von mir wollte und ich erzähle ihr alles. >>Amelie! Also wirklich. So kenne ich dich gar nicht.<< sagt sie und muss sich dennoch ein Lachen verkneifen. >>Ich mich auch nicht, aber es tat irgendwie gut ihm das zu sagen.<< Eine Weile überlegt sie, was sie sagen will. >>Naja, wenn du schon einmal auf der Anmach - Schiene bist, kannst du ja auch...<< und ich frage mich ernsthaft, was ich machen soll. Sie soll jetzt nur nicht auf die Idee kommen, dass ich jemand anderen anmache. Aber da sie nicht weiterredet, dränge ich sie auch gar nicht weiter zu reden. Doch nun verstehe ich, warum sie aufgehört hat zu reden. Neben mir sehe ich einen Schatten - nicht von Saskia oder mir. Ich drehe mich um und sehe Robin. Er glotzt mich an und versucht etwas zu sagen. Man merkt ihm an, dass es ihm peinlich ist. Robin ist in meiner Stufe und sehr schüchtern - so wie ich. Nun ja, ich war schüchtern. Er sieht eigentlich ganz gut aus, hat blonde, kurze Haare, doch stylt er sie nicht - wahrscheinlich weil es ihm peinlich ist - und blaue Augen. Was rede ich da? Ich will gar nicht anfangen so zu reden, geschweige denn zu denken. Mittlerweile scheint er sich gefangen zu haben und stammelt los >>Ich....ehm....ich wollte nur sagen............ dass dein Outfit...g-g-ut aussieht.<< Süß....Aber irgendwie kommt es mir so vor als ob er etwas anderes sagen wollte. Saskia fängt an zu kichern, doch ich gucke sei böse an und bewirke damit, dass sie ruhig bleibt. Er hatte ziemliche Angst mir das zu sagen - warum auch immer - und ich kann das gut nachvollziehen. >>Danke, Robin.<< antworte ich und lächele ihm zu. >>War sonst noch irgendwas?<< frage ich dennoch, da ich mir sicher bin, dass er noch etwas sagen wollte, aber er schüttelt den Kopf uns sagt >>Nein.<< und geht. Hmmm...Egal.
Während wir nach Hause gehen, entschuldige ich mich bei Saskia, dafür dass ich sie so angeguckt habe, erkläre ihr aber auch warum. Sie verstand, was ich wollte und entschuldigte sich auch bei mir. Trotzdem fand auch sie es süß und war auch der Meinung, dass er noch etwas sagen wollte. >>Vielleicht traut er sich ja nur nicht, dir das zu sagen, wenn ich dabei bin.<< überlegt sie. >>Kann schon sein<< antworte ich. Möglich...Aber was wollte er mir sagen? Und warum zerbreche ich mir darüber den Kopf? Ich verabschiede mich von Saskia und gehe nach Hause, wobei ich inständig hoffe, dass meine Eltern noch arbeiten sind. Wie zu erwarten war es das genaue Gegenteil und mein Vater war schon da. Toll. Innerlich bereite ich mich auf die Konfrontation vor...
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Und wenn es das letzte ist, was ich tue...
DragosteAmelie ist 16 Jahre alt und wohnt mit ihrer Familie in einem kleinen Einfamilienhaus. Sie ist ein ganz normales Mädchen, geht zur Schule und trifft sich ab und an mit ihrer Freundin. Mit Jungen hat sie nichts zu tun und hat auch nicht vor das zu änd...