Wunder kommen zu denen...

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»Wohin geht es denn?«, ungeduldig wedelte Malin mit ihrem Notizblock vor der Nase Darrens. Darren lachte allerdings nur, er warf seinen Autoschlüssel in die Luft. Etwas zögernd stand sie vor dem Beifahrerplatz, setzte sich dann hinein. Es war schon so lange her, aber noch immer hatte Malin Hemmungen sich einfach in ein Auto zu setzen. Die Angst verschwand nicht einfach so, selbst wenn Darren vorsichtig fuhr. Was auch nicht immer war, erst, als sie in Tränen ausgebrochen und ihm alles erzählt hatte, änderte er seine Fahrweise. Der Autounfall saß noch tief in ihren Knochen und sie wurde täglich daran erinnert, wenn sie sich die Narbe auf ihrem Körper ansah.

Malin schnallte sich an und lehnte sich zurück, versuchte sich zu entspannen. Ihr Blick war starr gerade aus, bis Darren sie aus ihren Gedanken riss. „Wie lang ist es her, Malin?" Sofort kritzelte seine blonde Begleitung auf ihrem Block herum. »Meinst du mit oder ohne die Pause?« Auf Darrens Gesicht machte sich ein verlegenes Grinsen breit. Malin schrieb weiter und hielt ihm dann ihren Block vor die Nase. »Zwei Jahre sind vergangen, seit dem Erdbeersmoothie. 1 ½Jahre waren wir davon zusammen. Dann hast du Schluss gemacht« Malin zeichnete ein gebrochenes Herz. »Und seitdem sind es schon wieder 6 Monate« Sie malte ein Herzchen daneben. Darren betrachtete denBlock, dann drehte er sich zu Malin um und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.


„Du hast Schluss gemacht", korrigierte Darren dann. Malin hob eine Augenbraue. „Ich mein, du bist einfach aus dem Zimmer gelaufen", erinnerte er sie. „Und hast dann eine seeeeeeehr lange Zeit nicht mehr mit mir geredet" Er grinste breit, aber Malin konterte: »Zwei Tage, wirklich seeeeeeehr lange« Das ließ ihn zwar verstummen, aber sein Grinsen wischte es nicht vom Gesicht. „Okay, ich fahre jetzt. Willst du noch irgendetwas von mir?" Malin schüttelte den Kopf und sah interessiert aus dem Fenster. „Redeeeeeeeee mit mir, Malin!", Darren klang frustriert, aber das einzige was er aus Malin entlocken konnte, war ein entschuldigendes Lächeln.

Das sah Darren als Zeichen dafür, dass er jetzt losfahren könnte. Mission Malin-Ablenken war ein Erfolg gewesen, auch wenn Mission Malin-Zum-Reden-Bringen gescheitert war. Er fuhr raus aus der Stadt auf den High Way. »Wohin fahren wir?« Darren schrak zusammen, als er die roboterähnliche Stimme hörte und war versucht zu Malin zu sehen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sie auf ihrem Handy rumtippte. »Guck auf die Straße!« Es fiel ihm schwer sich auf die Straße zu konzentrieren, er wollte wissen, was sie da machte. »Aber so könnten wir uns unterhalten... « Ein Lächeln umspielte Malins Lippen. Darren verkniff sich den Kommentar, dass sie auch so miteinander reden könnten, aber dann erinnerte er sich an das Gespräch das er mit ihrem Therapeuten geführt hatte. Malin zu etwas zu drängen war kontraproduktiv, auch wenn er das am liebsten machen würde. Aber das letzte Mal hatten sie sich gestritten und eigentlich wollte Darren heute einen schönen Tag mit ihr haben.


»Das ist eine App, mit der man seine Freunde am Telefon verarschen kann«, erklärte Malin dann und ihr Grinsen war breit. „Jaaaah, das klingt so als könnte ich Ally mal so anrufen...", er lachte und sie stimmte in sein Lachen ein. Die wohlige Wärme breitete sich in ihm aus und eher würde die Hölle einfrieren als das er offen zugeben würde, wie verknallt er eigentlich war. »Wir haben schon lange nichts mehr zu dritt gemacht, Darren.« „Das kommt aber auch, weil du nie Zeit hast, du verschrobene Gartenmaus" »Du bist doof. Ich bin keine verschrobene Gartenmaus« Malin plusterte die Backen auf, was ihm ein weiteres Lachen entlockte.


Und das war das letzte, was Malin hörte.

In nur wenige Sekunden brach ihre Welt zusammen.

Es gab einen lauten Knall, Malin schleuderte nach vorne und traf auf den Airbag der sich vor ihr aufbauschte. Als sie wieder nach hinten fiel, traf es sie hart am Hinterkopf. In ihrem Kopf drehte es sich gewaltig und das es so laut war, machte das alles nicht besser. Ein Schmerz durchzuckte ihren gesamten Körper und lähmte sie.

„Da-Darren", flüsterte sie und versuchte mit zitternden Händen ihren Gurt zu lösen. Aber sie bekam ihn einfach nicht zu fassen. Das sie sprach, ohne Papier und Stift, das hatte sie gar nicht realisiert. Malin hatte wahnsinnige Angst. Ihre Lunge schien zu explodieren, es fühlte sich so an als wollte ihr Körper ihr die Luft nehmen und verhindern, dass neue kam. Ihr Kopf pochte und eine kurze Bewegung zeigte ihr, dass sie ihren Arm besser nicht heben sollte.

Die Erinnerung überkam sie und auf einmal war es, als ob Malin das Atmen gar nicht mehr wichtig fand. Ihre Eltern. Das rote Auto. Die Tage im Krankenhaus. Isaak, wie er sie abgeholt hatte. Die Beisetzung ihrer Eltern. Die ganzen Tränen. Die Angst in ein Auto zu steigen. Als sie festgestellt hatte, dass sie nicht mehr reden wollte. Immerhin war es nur weil sie die Aufmerksamkeit von ihren Eltern auf sich gezogen hat, dass sie mit dem anderen Auto zusammen gekracht waren.

„Mama... Papa..." Wie eine Flut kam die Panik und riss sie mit sich. Die Bilder erschienen vor ihren Augen, Malin wurde speiübel. Sie roch verbrannte Gummi, angekohltes Metall. Rauch, der ihr die Luft nahm. Feuer um sie herum und die verzweifelten Rufe nach Hilfe, bis ihre Stimme versagt hatte.

Ein schmerzhaftes lautes Stöhnen riss sie aus ihrer Trance. Die Erinnerungen verblassten und es katapultiere sie wieder zurück in die Gegenwart, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass sie den Albtraum von vor sieben Jahren nochmal durchleben würde. Nur das es diesmal nicht ihre Eltern waren, die sie verlor. Malin drehte sich schnell um, was sie allerdings bereute. Ihr Hals tat von dem Ruck weh, aber sie ignorierte den Schmerz.

„Darren!", sie krächzte und streckte die Hand nach ihm aus.

Ihr Blick war auf ihn gerichtet, das viele Blut versetzte sie in Panik. Seine Augen waren geschlossen.Malin konnte nicht erkennen, ob er noch atmete. Sie malte sich das schlimmste aus und es wurde nicht besser weil er sich einfach nichtbewegte.

Luft holen wurde immer unwichtiger.

Schon wieder. Sie würde schon wieder jemanden verlieren, den sie liebte. Was hatte sie in ihrem Leben so schlimmes getan, dass sie so bestraft wurde. Waren ihre Eltern denn nicht genug?

Ihre Sicht verschwamm, ob es Tränenoder die Schmerzen war, wusste sie nicht.

Noch bevor sie ihn zu fassen bekam, wurde die Welt um sie herum schwarz.


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tbc.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 05, 2016 ⏰

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