16. Vor verschlossenen Türen

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Alexa stand bereits unten vor der Tür und hatte sich an einen etwas älter aussehenderen, dunkel blauen Audi A4 gelehnt, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit bedingt durch die Parkplatzsuche ankam. Sie lächelte leicht, machte einen kurzen Schritt nach vorne und umarmte mich zur Begrüßung, während ich nur hoffte, dass sie das laute Pochen in meiner Brust nicht hören konnte und ihr süßlicher Geruch begann meine Gedankenströme aussetzen zu lassen.

"Gut durchgekommen?", kam es von ihr, als sie mich wieder losgelassen hatte und mir einen kurzen Blick zu warf, bevor sie den Kofferraum des A4 öffnete. Ich nickte nur. Zu mehr schien ich im Moment nicht wirklich in der Lage, stattdessen trat ich einen Schritt näher auf sie und das Auto zu. Ich blickte in den Kofferraum. Es waren gerade "Tut mir übrigens leid, dass ich dich jetzt von deinem Freund weggeholt hab.", meinte sie, "Ich hab wirklich gefühlt jeden in meinem Bekanntenkreis angerufen, aber die meisten sind entweder selbst bei der Arbeit oder gerade gar nicht in der Stadt."

"Frodo schien eh grad gehen zu wollen und mir macht es wirklich keinen Umstand, wenn ich einmal ein paar Sachen in den vierten Stock tragen muss.", kam es beschwichtigend von mir, wobei ich natürlich einfach nur geraten hatte, was die genaue Stockwerkanzahl, in der sich ihrer Wohnung befand, anging. "Dritter.", korrigierte sie mich mit einem Zwinkern und hob eine relativ kleine Kartonschachtel aus dem Auto. "Umso besser.", entgegnete ich mit einem leichten Grinsen und nahm den Karton entgegen, der für seine Größe vergleichsweise sehr schwer war. "Kannst du das schon mal hochtragen? Die Tür sollte eigentlich offen sein. Wenn nicht, dann einfach bei Herzog klopfen. Nele ist oben, um ihr Zimmer noch ein wenig aufzuräumen." Ich nickte und machte mich auf den Weg in den dritten Stock, während Alexa sich drauf und dran machte einen weiteren, länglichen Karton aus dem Auto zu hieven.

Auch wenn die Schachtel klein war, das Gewicht merkte man beim Treppensteigen dann doch. Stufe für Stufe ging es nach oben, während ich die Stockwerke mitzählte, bis ich schließlich im dritten ankam und mich kurz umblickte: Keiner der beiden Türen war angelehnt. Ich stellte den Karton kurz ab. "Herzog, Herzog, Herzog.", ging es mir durch den Kopf, während ich einen Schritt näher auf eins der Namensschilder hin machte. "Yilmaz", stand in Großdruckbuchstaben auf eben diesen. Narp. Das war nicht die richtige Tür.

Ich drehte als um und klopfte bei der gegenüberliegenden Tür. Kaum zwei Sekunden später, hörte man ein leichtes Getippel, das sich der Tür zu näheren schien. Das Getippel verstummte und wenig später erklang ein Knackse, darauf ein Knarzen. Die Tür öffnete sich einen Spalt und große, blaue Kinderaugen blickten mir entgegen. "Hi Nele.", begrüßte ich sie freundlich, während sie mich vorsichtig durch den Spalt in der Tür hin durch beäugte. "Kennst du mich noch?" Sie nickte leicht. "Magst du mich reinlassen? Ich helf deiner Mamma beim Hochtragen.", erklärte ich und zeigte auf den Karton. Nele guckt für einen Moment ein wenig unentschlossen. "Mamma hat gesagt, dass ich keine Fremden in die Wohnung lassen darf, wenn sie nicht da ist.", ließ sie mit ihrer Unschludsstimme erklingen fügte noch ein "Tut mir leid." hinzu, ehe sie die Tür wieder schloss.

Ich seufzte kurz. Das war nicht ganz so gelaufen wie gehofft, auch wenn ich es Nele natürlich keinen Falls übel nahm, dass die Tür wieder geschlossen hatte. Schließlich hatte sie nur vernünftig gehandelt: Mutti ist gerade nicht da, sie ist ganz alleine in der Wohnung und dann steht da plötzlich so 'n seltsamer Typ vor der Tür, den sie vielleicht zweimal gesehen hat und der in die Wohnung will.

"Hat Nele dir nicht aufgemacht?", erklang es auf einmal etwas verwundert hinter mir. Ich drehte mich um. Alexa stand vielleicht einen Meter von mir entfernt mit einer Orchidee und einem Bilderrahmen in der Hand. "Aufgemacht schon. Aber sie hat mich nicht reingelassen.", meinte ich lächelnd und nahm ihr sowohl die Orchidee als auch den Bilderrahmen entgegen, damit sie ungehindert in ihrer Hosentasche nach dem Schlüssel kramen konnte. "Das hätte ich mir eigentlich denken können.", gab sie lachend von sich, während sie aufsperrte,"Sie hat sogar einmal ihren Opa eine halbe Stunde unten vor der Tür stehen lassen, bis ich schließlich gekommen bin, weil sie ihn von oben aus dem Fenster nicht richtig erkannt hatte." Ich schumzelte leicht. Wenn ich in dem Alter mal so vernünftig gewesen wäre. Stattdessen hatten mich regelmäßig die Zeugen Jehovas zugequatscht, was vielleicht auch meine Abneigung gegenüber jeglicher Art von religöser Sekte rechtfertigte.

Sie trat ein. "Kannst die Schuhe anlassen.", meinte sie noch an mich gewandt, ehe sie "Nele?" in den Flur hinein fragte. Kurz darauf streckte Nele ihren Kopf aus einem der Zimmer, das wohl das ihre zu sein schien. "Hast du die Tür vorher zugemacht?" Nele nickte leicht und sah dabei aus, als würde sie gerade gestehen, dass sie einem der Kinder im Kindergarten das Spielzeug gestohlen hätte. "Schon in Ordnung.", ließ ihre Mum erklingen, hob die Kleine hoch und meinte dann: "Hast du wenigstens aufgeräumt?" Kurzes Kopfgewackel. "Na dann schauen wir doch mal nach, hm?" Alexa verschwand mit Nele auf dem Arm in das Zimmer, aus dem ihrer Tochter zuvor noch den Kopf herausgestreckt hatte.

Ich dagegen stand etwas verloren im Flur mit genau der Art Pflanze, die bei mir nur einmal blühen würde - nämlich die ersten zwei Tage nach dem Kauf- und danach nie wieder, und einem leeren Bilderrahmen in Händen. "Du kannst die Orchidee in die Küche stellen!", rief Alexa aus dem vermeintlichen Kinderzimmer in Richtung Flur. "Zweites Zimmer rechts.", kam es nachgerufen. Ich tat wie geheißen, nicht ohne natürlich meinen Blick durch die Wohnung schweifen zu lassen. Sie schien nicht sehr groß. Bad, Küche und zwei Zimmer, von dem das eine wohl Schlaf-, Wohn- und Arbeitszimmer zu sein schien und mich ein wenig an mein altes Jugendzimmer erinnerte. Auch wenn die Zimmer durch und durch modern und vor allem auch hell von Alexa gestaltet worden schienen, merkte man doch an der Einbauküche das eigentliche Alter der Wohnung.

Ich hatte gerade Bilderrahmen plus Pflanze auf den Esstisch abgestellt, als Alexa den Raum betrat. "Nicht unbedingt der schönste Raum.", meinte sie mit einem Blick auf den alten Herd als würde sie sich dafür schämen, dass sie sich als Studentin keine 15.000 € Einbauküche leisten konnte. Fast ein wenig verlegen, strich sie sich eine braune Haarsträhne hinters Ohr. Ihr dunkelblauen Augen musterten mich. "Ach was. Meine sieht nicht viel besser aus und ich muss ehrlich zugeben, dass die Küche für mich jetzt nicht das wichtigste Zimmer ist. Kochen ist nicht so meins. Mir brennt dauernd irgendwas an.", entgegnete ich. Ein Lächeln schlich sich auf Alexas Lippen. Wir schwiegen kurz, ehe sie meinte: "Also.. packen wir's an?" Ich nickte und gemeinsam ging es nach unten.

Karton für Karton beförderten wir gemeinsam in den dritten Stock. Nur zweimal eckten wir irgendwo an und nach vielleicht einer halben Stunde waren alle Teile aufbaubereit oben in Neles Zimmer, die sich in Zwischenzeit mit einer kleinen, gelben Plüschente beschäftigte und Pumuckel hörte.

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Jei, ein Kapitel! *whoop whoop*

Sorry, dass es dieses Mal schon wieder so lange gedauert hat -.-' Aber ich war in der Zeit immerhin nicht untätig: Die Betaauswahl ist gefallen und die ersten fünf Seiten des ersten Teils von meiner vorherigen LeFloidFF sind fertig korrigiert :)

Außerdem kommt demnächst (also vielleicht) eine neue freie Arbeit, die auch etwas länger wird ^-^

Uuuuund ansonsten wie immer: Kommis, Reviews, Votes, Favos und vor allem Ideen zur Story, die ich eventuell einbauen könnte, sei sie auch noch so klein, sind wie immer gern gesehen :3

Bis zum fuckin' nächsten Mal!

LG Heide :x


Adult Love (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt