Kapitel 12 - Maya

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Halli, hallo, es geht wieder weiter! Viel Spaß, liebe Mus, dir etwas hübsches dazu auszudenken! :)

„Maya, hörst du mir überhaupt zu?", fragt mich meine Mutter und reißt mich aus meinen Gedanken, die sich seit Minuten mal wieder nur um Benedict drehen.

Nachdem sie mir das Bild meines Zwillings gezeigt hatte, ließ sie mich kurz allein, sodass ich das Schlimmste besser verdauen konnte. Ich hatte sie darum gebeten, mir Zeit zu lassen, um mir das Bild in aller Ruhe anschauen zu können. Doch der erwartete Schock blieb aus.

Es machte mir komischerweise kaum etwas aus, die Schwester meiner Großmutter zu sehen, die nicht nur meinen Namen trägt sondern mir auch aufs Haar gleicht. Es kommt mir eher vor, als würde ich mich selbst sehen. Die Frau in dem Bild mit der altmodischen Kleidung und dem leicht nach oben gestreckten Kinn, bin ich. Sie ist keine Fremde für mich. Ich kenne sie, so gut wie ich mich kenne, wir sind eins.

Nach einigen Minuten war meine Mutter wieder herein gekommen. In den Händen hatte sie einen weißen Verbandskasten. Mit stummen Blick hatte sie mich aufgefordert, ihr meine Verletzung zu zeigen. Erst als ich die Wunde frei legte, meinte sie: „Ich will sie erst versorgen, bevor wir dieses heikle Thema weiter bestreiten. Du wirst auch ohne sie kaum still sitzen bleiben können." Ihre Worte lassen mein Herz schneller in meiner Brust schlagen vor Aufregung. Endlich werde ich etwas über mich erfahren. Nach so vielen Jahren der Bettelei erzählt sie es mir.

Still sieht sie sich die Wunde an und verarztet sie, während ich mich krampfhaft an der Stuhllehne fest halte, um nicht umzukippen. Die Wunde schmerzt heftig, als meine Mutter sie desinfiziert. Fast hätte ich das leise vibrieren meines Handys nicht mitbekommen, das eine eingehende Nachricht ankündigt.

Da ich weiß, das meine Mutter es nicht leiden kann, wenn ich auf mein Handy starre statt mich mit ihr zu unterhalten, hole ich es unauffällig aus meiner über die Lehne gelegte Hose. Ich wäre fast vor Schreck umgekippt, als ich sehe, von wem die Nachricht ist.

Benedict.

Sofort fängt mein Herz an zu beben. Es arbeitet derart schnell in meiner Brust, dass ich meine die Schläge sind epileptische Zuckungen. Trotz der raschen Bewegung des Pumpmuskels habe ich das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Meine Atemfrequenz ist übernatürlich erhöht und dennoch bekomme ich keinen lebensnotwendigen Sauerstoff in meine Lungen. Ich registriere nur am Rande die tätschelnden Berührungen meiner Mutter mit, die mir verspricht, dass sie bald fertig damit ist, meine Verletzung zu versorgen. Doch in meinem Körper herrscht zu viel Aufruhr, als dass ich Dankbarkeit und Erleichterung für ihre falsche Annahme empfinden könnte.

Die Organe in meinem Bauch scheinen zu einer einzigen Pfütze zu verschmelzen, als ich seine besorgten Worte lese. Gefolgt von der Bitte, mich sehen zu können. Am liebsten hätte ich meinem Handy ein lautes „Ja!" zugeschrien, in der Hoffnung, dass es den Zuruf gleich in eine SMS verwandelt. Meine Finger zittern vor Ungeduld, fast glaube ich, ich schaffe es nicht, ihm meine Antwort zu schreiben. Ich brauche drei Mal länger als üblich um die Nachricht an Benedict einzutippen in der ich ihm die Adresse meiner Mutter mitteile.

Obwohl ich weiß, dass es dumm ist, erwarte ich sobald ich auf senden gedrückt habe, seine Gestalt durch die Gardinen des Wohnzimmerfensters zu erspähen.

„Hallo?", versucht meine Mutter erneut meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Rasch lasse ich das Handy wieder verschwinden und drehe meinen Oberkörper so weit wie möglich um.

„Ja, was ist?"

„Willst du mir vielleicht noch etwas sagen?", fragt sie mit strengem Blick. Sofort drehe ich mich wieder von ihr weg, damit sie die Röte die in meinen Wangen erscheint, nicht sieht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 15, 2015 ⏰

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