Mit einem leisen Klacken fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Betrübt ließ er sich an ihr sinken, bis er auf dem Boden saß, den Rücken an sie lehnend. Es war ein anstrengender Tag gewesen, doch das war es nicht, was Jack so zu Boden drückte. Nein, der Grund dafür war ein ganz anderer.
Der junge Hüter hatte wieder einmal feststellen müssen, wie unglaublich perfekt Elsa in seinen Augen war und hatte realisiert, wie weit entfernt sie trotz alledem war. Gewiss, sie waren nur durch die eine Wand links von ihm getrennt, aber diese Entfernung war es nicht, die ihm schmerzte.
In der letzten Nacht war ihm die junge Königin so nahe gekommen, dass es Jack den Verstand geraubt hatte. So dicht beieinander und doch würde er sie nie offen lieben dürfen...
Es gab keinen Zweifel, dass Jack Frost die bildhübsche Eiskönigin liebte, doch er musste aufpassen, dass diese es nicht erfuhr. Um nichts auf der Welt würde er ihr Leben, und somit auch das aller Menschen, gefährden, das hatte er sich geschworen, als er sie das erste Mal sah. Damals hätte er nicht einmal im Traum daran gedacht, dass es ihm je so schwer fallen würde, seine Aufgabe als Hüter des Lichts zu erfüllen. Und das war es, woran er beinahe zerbrach.
Jack wollte Elsa nahe sein, sie in seinem Armen halten, sie glücklich sehen, sie glücklich machen... Aber es war ihm verwährt.
Du darfst ihr nicht zu nahe kommen, sonst verlierst du die Kontrolle...Geschäftiges Geraschel weckte Elsa.
Verschlafen blinzelte sie mehrere Male, bis sie ganz klar sehen konnte. Die junge Frau war froh darüber, in den letzten Nächten nie schlecht geträumt zu haben. Der Alptraum vor vier Tagen blieb zum Glück eine Ausnahme.
Sie fühlte sich ausgeruht, obwohl sie beinahe jede Nacht lange wach lag und über das Verhalten des Wintergeists grübelte. Seit ihrem ersten gemeinsamen Training verhielt er sich ihr gegenüber so förmlich... Nicht abweisend, aber auch nicht herzlich und warm, wie zuvor. Jack war noch immer höflich, aber sein Lachen, sein bezauberndes Lächeln sah Elsa nur noch selten.
Seufzend erhob sie sich aus ihrem Bett.
Nachdem sich die Königin umgezogen hatte, Band sie ihre hellen Haare zu einem lockeren Zopf zusammen und verließ ihr Zimmer. Die Müdigkeit in ihren Gliedern wurde allmählich vertrieben.
Mit einem Lächeln auf den Lippen begab sich die Eiskönigin zum Speisesaal, um, wie jeden der letzten Tage, zu frühstücken, bevor Jack sie erneut zum Training abholte. Elsa war immer die Erste im Saal, so auch heute.
Kaum hatte sie sich jedoch gesetzt, schwang die Tür mit einem lauten Gepolter auf und der Weihnachtsmann betrat freudestrahlend den Raum.
"Guten Morgen, Elsa!", schallte es ihr fröhlich entgegen.
"Guten Morgen! Sieht so aus, als hättest du heute Nacht gut geschlafen.", lachte sie.
"Oh ja, sehr sogar! Und du?"
"Danke, ich habe einen sehr erholsamen Schlaf gehabt.", antwortete sie.
Elsa gefiel es, wie herzlich und offen alle Hüter mit ihr umgingen, besonders North. In Arendelle hatte es nur eine Person gegeben, die so war: ihre Schwester Anna.
Wie es ihr wohl geht?, fragte sich die junge Frau. Zwar dachte Elsa noch ab und zu an sie, aber sie hatte beschlossen, nicht länger Trübsal zu blasen, sondern sich auf die schönen Erinnerungen zu konzentrieren.
Wie Nebenbei, als wäre es von keiner großen Bedeutung, erwähnte North Pole: "Du heute nicht trainieren."
Augenblicklich hatte er damit ihre ganze Aufmerksamkeit gewonnen.
"Wie... Warum?"
"Du heute sollen lernen, warum wir dich geholt, warum Jack dich trainieren."
"Aber... Ich dachte, ihr bringt mir diese Techniken bei, damit ich euch helfen kann, die Bedrohung auszuschalten?", fragte Elsa irritiert.
North nickte: "Das auch stimmen, aber du wissen irgendetwas über sie? Oder du wissen, wer vor 27 Jahren die Kinder der Welt bedrohte?"
Sie konnte nur mit dem Kopf schütteln. Woher sollte sie das auch wissen? Schließlich hatte Jack ihr nie etwas davon erzählt...
"Dann folge mir.", forderte sie der weißbärtige Mann auf.
Elsa war zwar noch nicht mit ihrem Frühstück fertig, aber es war ihr nun auch egal. North hatte ihre Neugier geweckt und ein bisschen Abwechslung konnte auch nicht schaden. Vielleicht würde Jack Frost dann wieder offener mit ihr reden...
Augenblicklich stand sie auf, ließ ihren halb vollen Teller stehen und verließ, gemeinsam mit dem Weihnachtsmann, den Speisesaal.
DU LIEST GERADE
Die verlorene Hüterin
FanficDieses Buch ist eine Fanfiction zu "Die Hüter des Lichts" von den Dreamworks Animation Studios und zu "Frozen"/"Die Eiskönigin" von Disney. Noch bevor Jack Hüter wurde, sogar noch vor der Zeit des Hasen, Norths, Sandys und Tooths, gab es eine Hüteri...