Die frische Abendluft wehte dem jungen Prinzen in das Gesicht und umwehte sanft sein schwarzes Haar. Er ritt die lange Regenbogen Brücke von Asgard, die zum Bifröst führte, entlang und stoppte genau in der Mitte von dieser. Kurz schaute er sich um, ob irgendjemand in der Nähe war, dann sprang er von seinem Pferd.
Loki streichelte ihm einmal sanft über den Kopf.
»Braver Junge, nicht weglaufen!«, ermahnte er ihn und setzte sich an den Rand der Brücke.Seine Beine baumelten frei in unendlicher Leere und unter ihm hörte er das tosende Meer.
Was wohl geschehen würde, wenn man dort hinab stürzte?
Loki wusste es nicht und einen Versuch wagen wollte er auch nicht. Womöglich würde man einfach nur ertrinken.Als seine Gedanken an all das zurück schweiften, das er schon erdulden musste, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen.
Sein sonst so wie von Kälte vereistes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse und seine Hände ballte er zu Fäusten und ein schmerzerfüllter Schrei durchschnitt die Nacht.
All das, was passiert war, all die Ereignisse und Erinnerungen, haben ihn zu dem gemacht, was er nun einmal war und er konnte nichts dagegen tun, selbst wenn er wollte.Eigentlich gefiel es ihm, so kalt und abweisend zu sein, er brauchte keine Freunde, keine Gefühle. Doch der Schmerz den er verspürte, dieser Hass der ihn bei den Gedanken an Thor und seiner Sippe durchströmte, waren auch Gefühle und somit war er doch gar nicht so gefühllos wie er sonst annahm - und nicht so gefühllos, wie alle anderen dachten.
Niemand wusste wie es dem Prinzen wirklich ging und eigentlich wollten sie es auch nicht wissen.
Sie verabscheuten und mieden ihn lieber, für das, was sie aus ihm gemacht hatten. Für sie war es viel einfacher, sich die Antworten auf die Fragen die sie bezüglich zu Loki hatten, selbst zusammen zu reimen. Doch wissen, ob ihre Vermutungen stimmten, würden sie niemals. Es war doch so viel einfacher, andere aus der Ferne zu verurteilen.Alle dachten sie würden den Gott der Lügen kennen, doch das taten sie nicht. Nicht im geringsten.
Er legte sich auf die Brücke, mit dem Gesicht den Sternen entgegen. Sie alle strahlten um die Wette. Ein einzelner versuchte schöner zu sein als ein anderer Stern und trotzdem waren sie gleich.
Sie gaben ihm das nötige Licht in der Dunkelheit, was ihm das Gefühl gab, nicht durch und durch in ihr verloren zu sein.Sie gaben ihm das Gefühl, nicht gänzlich allein zu sein. Aber eigentlich war dies mehr ein trostloser Gedanke, als eine Tatsache. Denn er wusste, auch wenn er sich einredete das er nicht allein sei, dass er es war.
An all das wollte er nicht denken, wollte es ablegen, aber er konnte es nicht, so sehr er es auch wollte.
Es zerfraß ihn und er konnte nichts dagegen tun. Niemand konnte das. Niemand wollte das.Als würde sein Pferd wissen was in dem jungen Prinzen vorging, kam es auf ihn zu gelaufen. Das leise klacken der Hufe auf der Regenbogenbrücke war mit dem Tosen des Meeres das einzige Geräusch das nie Nacht durchbrach.
Leicht stupste sein Hengst mit seinen Nüstern gegen Lokis Kopf. Dann nochmal und nochmal. Diese Geste entlockte dem schwarzhaarigen Mann ein sanftes, melodisches Lachen. Es war so selten dass er lachte.Er streichelte seinem Pferd den Kopf.
»Es ist alles gut, mein Großer.«
Daraufhin schnaubte dieser laut und schüttelte seinen Kopf, sodass das Zaumzeug leise klackerte. Als würde er sagen wollen, dass er wusste, dass es gelogen war.Loki stand nach einer Weile auf und machte sich auf den Weg zurück zum Palast. Es war zwar nicht so, als würde ihn jemand suchen oder sich gar Sorgen machen, dass er verschwunden war. Doch seiner Mutter zuliebe kehrte er früh genug zurück, damit sie, ohne sich den Kopf zu zerbrechen, schlafen konnte.
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Behind Green Eyes || Loki Laufeyson
FanfictionEr war wie ein Schatten. Niemand bemerkte ihn und jeder mied ihn, wie ein kaputtes Spielzeug, mit dem niemand mehr spielen wollte. Loki, fühlte sich wahrlich verlassen und alleine, genau wie eines dieser kaputten Spielzeuge.. Er hatte ein Herz aus E...