Ich nehme mir meine Schlüssel vom Haken, schlüpfe in weiße Sneakers, rufe nach Toffi und öffne die Haustür.
Ich muss hier raus, es ist echt nicht mehr auszuhalten.
Toffi, mein kleiner karamell- farbener Beagle , kommt gleich brav angetrabt und guckt mich leicht verwundert an, immerhin gehen wir zu dieser Zeit meistens noch nicht spazieren. Sie scheint aber nicht unglücklich über etwas Abwechslung zu sein.
Die Luft, die mir von draußen entgegen kommt, ist schon mal wesentlich angenehmer, als die, welche bei mir daheim gerade herrscht.
Mir viel gerade einfach nichts besseres ein, als kurzzeitig zu verschwinden.
Ich laufe an mehreren Reihenhäusern der gleichen Bauart vorbei, beinahe alle sehen aus wie unseres.
Es ist ziemlich windig und kalt, obwohl ich mir extra noch eine zweite Jacke übergezogen habe. Der Himmel ist mit grauen Wolken überzogen.
Außer uns sind nicht gerade viele auf der Straße unterwegs, wir kommen nur an zwei sportlichen Fahrradfahrern vorbei, solchen die bei jedem Wetter fahren, um fit zu bleiben.
Mein Ziel ist unser kleiner, gemütlicher Stadtpark, in dem riesige Kastanienbäume stehen. Dort gehe ich oft hin, um mich mit meinen Freunden zu treffen, Toffi auszuführen oder einfach, wenn ich mal Ruhe und Zeit zum Nachdenken brauche, so wie jetzt. Nach ungefähr zehn Minuten sind wir da.
Wenn man an den Kastanien vorbei und ein paar Meter weiter geht, kommt man an einen Teich, der an der rechten Seite von Büschen verdeckt wird, links davon stehen drei grüne Bänke.
Toffi und ich gehen zu der hintersten, meiner Lieblingsbank, weil man dort komplett ungestört von anderen Menschen sitzen kann.
Da sie kalt und nass vom Regen ist, ziehe ich eine Jacke aus und lege sie auf das grün gestrichene Holz. Jetzt kann ich mich ohne Bedenken setzten. Toffi läuft am Ufer des Teiches entlang und sucht etwas geeignetes zum Spielen. Während ich die Hündin beobachte, kommen alle miesen Gedanken und die Wut, die ich für einen kurzen Moment verdrängt hatte, wieder hoch.
Meine Eltern sind so auf sich fixiert, dass sie dabei nicht einmal merken, wie sie auch mich damit belasten.Über der vielen Zeit, die sie in ihre Arbeit und Streitereien investieren, scheinen sie völlig zu vergessen, sich auch mal um die Sorgen und Probleme ihrer Tochter zu kümmern.
Ich würde meinen Eltern,wenn wir mal zusammen essen, auch gerne einfach mal erzählen, wie es denn in der Schule war oder wie es mir geht, doch meistens sind sie zu müde, um mir zuhören zu können oder hängen sich schon wieder wegen irgendetwas in den Haaren.
Die einzige mit der ich wirklich reden kann, ist meine beste Freundin Melanie. Leider gehen wir nicht auf dieselbe Schule und sehen uns deswegen nicht so häufig.
Vielleicht kann sie ja zum Park kommen und mich etwas aufmuntern, was sie meistens auch ziemlich gut hinbekommt. Meistens verstehen wir uns ohne Worte.
Als ich versuche sie an zu rufen, passiert eine Zeit lang nichts, außer das es laut und vernehmlich tutet. Aber wie immer kann ich mich auf meine beste Freundin verlassen.
"Hi, Svea", ertönt Melanies Stimme aus dem Hörer. "Hallo, Melanie", begrüße ich sie. Meine Stimme klingt irgendwie matt und traurig. Das Ganze zieht mich ziemlich runter. "Was ist los?", fragt sie mich besorgt, " Soll ich kommen?" " Ja!", wispere ich, mehr bekomme ich nicht raus, weil mir auf einmal Tränen kommen. Meine beste Freundin ist eben wirklich immer für mich da und kümmert sich um mich.
Ich starre mit Tränen verschleiertem Blick auf das Handy in meinen kalten Händen. Eine Träne tropft auf das Display. Toffi reißt mich aus meiner Starre, indem sie neben mir auf die Bank springt und mich mit ihrer kalten Schnauze an stupst.
Kläffend springt Toffi wieder herunter und erst jetzt bemerke ich den Stock vor meinen Füßen, den ich anscheinend für sie werfen soll. Daraufhin muss ich trotz allem lächeln.
Ich stehe auf, schleudere den Stock so weit ich kann von mir weg und Toffi rennt begeistert hinter ihm her.
Mein Blick schweift durch den leeren Park und bleibt an einer sich nähernden Person hängen. In dem Moment, als ich Melanie erkenne reißen über mir die tiefhängenden Wolken auf und warme Sonnenstrahlen, die durch die Bäume scheinen, erhellen den Kiesweg. Mit schnellen Schritten läuft sie mir entgegen, hebt die Hand und winkt.
"Svea!"
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Ohne Worte
Short StorySvea, ein Park, ihre beste Freundin. Diese Kurzgeschichte habe ich für einen Wettbewerb geschrieben, es würde mich freuen, wenn ihr mir eine ehrliche Kritik da lassen könntet! :)