Kap. 24 - Trennung

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Nach dieser Nacht bin ich alles, außer erholt. Aufgewacht mit nassen Wangen und dem salzigen Geschmack von Tränen im Mund. Was war geschehen? Ich habe, die Person umgebracht, die mich gerettet, die mir alles bedeutet hat. Doch wie viel hat er mir in diesem Moment bedeutet? Die anderen schlafen noch. Ich gehe zu einem nahen Fluss und wasche das Blut aus meinen Kleidern und von mir. Wie ich da im Wasser sitze, bemerke ich eine lange, tiefe Schnittwunde an meinem rechten Arm. Wann hat er mich getroffen?, frage ich mich. Traurig kehre ich zu den anderen zurück. Sie sitzen schweigend an einem kleinen Feuer. Ohne ein Wort setze ich mich dazu. Auch ihnen sind die Strapazen der letzten Nacht noch anzusehen. Ich stecke meine Hand in eine Jackentasche und meine Finger berühren ein Blatt Papier. Am Fluss ist es mir aus der Tasche gefallen. Ich habe es aus Justins Tasche gezogen. Was darauf stand würde unsere Stimmung nicht heben. Aber ich muss es ihnen sagen. Das bin ich ihnen schuldig, nachdem sie so weit gegangen sind. Langsam ziehe ich den Zettel aus der Tasche und halte ihn Ox hin.

„Das hier...hab ich in Justins Tasche gefunden." Es fühlt sich seltsam an, meine eigene Stimme zu hören. So ungewohnt, als hätte ich Jahre lang geschwiegen. Er nimmt den Zettel, entfaltet ihn und beginnt zu lesen. Mit jedem Wort, dass er liest wird seine Miene ungläubiger bis er mich ansieht, als wäre das ein schlechter Scherz. Harvar, Kilik, Fire und Thunder sehen abwechselnd Ox und mich fragend an.

„Sie haben Kim." sagt Ox schließlich.

„Was? Wie? Das kann..." Kilik nimmt Ox den Zettel aus der Hand und liest selbst.

Der Auftrag wurde ausgeführt. Die Hexe und ihre Waffe sind nun die unseren. Die Gehirnwäsche war erfolgreich. Sie werden uns treu dienen. Diese Worte, keines mehr und keines weniger, zerstören alles, was Ox bei dieser ganzen Reise aufrechtgehalten hat. Ich sehe es an seinem Gesicht. Sein Antrieb, wieder bei Kim zu sein, wurde ebenso zerstört wie meiner, Justin zurück zu bekommen. Ich kann ihn so gut verstehen, denke ich und fasse einen Entschluss.

„Ich werde eure Wunden behandeln und dann gehst du mit Harvar zurück." Von diesem plötzlichen Impuls meinerseits überrascht, schauen mich die anderen an.

„Ich kann nicht zulassen, dass sich diese Geschichte wiederholt. Das von letzter Nacht wird sich nicht wiederholen! Außerdem bringt es uns herzlichst wenig, wenn du dir dauernd Sorgen um Kim machst." Diese Worte lassen keinen Wiederspruch zu. Nach und nach versorge ich ihre Wunden. Meine eigenen lasse ich außen vor und heile sie heimlich, als die anderen zusammen packen. Die Stimmung ist fast schon wehmütig, hatten wir es doch schon soweit geschafft. Glücklicherweise sind zwei der Pferde aufgetaucht. Ox und Harvar werden sie nehmen, um schneller wieder zurück zu gehen. Ich habe unsere Umgebung weitestgehend mit einem Sensorzauber abgesucht, um ihnen einen Anhaltspunkt zu geben. Während sich Ox und Harvar in Richtung Süden bewegen, ziehen Kilik und ich weiter Richtung Norden. Die Tage werden kürzer und die Märsche in der Dunkelheit länger. Jede Nacht, wenn ich Wache halte, heile ich die Wunde an meinem Arm. Sie heilt nur langsam. Ebenso wie die Wunde in meiner Seele. Den Talisman verstecke ich weiterhin unter meinem Shirt, sodass ich zu jeder Zeit das kalte Metall auf der nackten Haut meines Dekoltés spüre.



~ 3 Monate Später irgendwo in einem Schneegebiet Grönlands~

"Bist du sicher, dass wir noch auf dem Richtigen Weg sind?" Kilik schreit gegen den Wind und hält schützend die Arme vor sein Gesicht. Schnee und Eis peitschen uns entgegen.

"Laut dem Talisman schon." schreie ich zurück. Stück für Stück kämpfen wir uns durch den kniehohen Schnee. Fire und Thunder haben sich in ihre Waffenform verwandelt und Kilik und ich haben sie mit einem Seil zusammengebunden, das Kilik sich um die Schultern gelegt hat. Gesprochen haben wir kaum miteinander. Abends legen wir uns schweigend zum schlafen und am Morgen essen wir schweigend unser Essen. Doch seit wir in diesem ewigen Schneesturm stecken, haben wir uns angewöhnt immer wieder etwas zu schreien, um uns nicht zu verlieren. Meist waren es nur Sätze wie "Bist du noch hier?" Wir erreichen einen Felsen, der uns etwas Schutz vor dem Wind gibt und lehnen uns daran. Ich erschaffe eine Barriere und Kilik schaufelt den Schnee daraus. Dann erwärme ich die Barriere ein wenig. Fire und Thunder schlafen fast augenblicklich an Kiliks Seite ein. Doch ich finde keinen Schlaf und starre in den Schnee. Es ist kühl, doch versuche ich mir nichts anmerken zu lassen.

"Komm her."

"Was?"

"Ich seh doch, dass dir kalt ist." Kilik streckt seinen freien Arm in meine Richtung. Langsam rutsche ich zu ihm rüber und er legt seinen Arm um meine Schultern.

"Und das soll nun besser sein?" frage ich sarkastisch und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Ich brauche ihn nicht anzusehen, um zu sehen, dass er lächelt.

"Ich finds nich schlecht."

"Du bist so ein Idiot." sage ich lachend. Stille kehrt ein, doch diesmal ist es eine angenehme Stille.

"Wieso hängst du so an ihm?" Wieso? Wieso stellt er JETZT so eine Frage?

"Wieso nicht?"

"Ich weiß er hat dich damals gerettet aber... Er hat uns alle verraten." Ich denke nach.

"Ich weiß es nicht. Er war der einzige, der mich verstand." Kilik sagt nichts. Ich spüre aber wie sein Arm mich zu sich zieht, als hätte er Angst mich zu verlieren.

Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt