4-Der Wolf aus dem Wald

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6 Uhr in der Frühe
Mein Wecker klingelte mich aus meinem traumlosen Schlaf. Als ich ihn ausschaltete bemerkte ich die Armbänder (Bild) wieder, schade, damit ist meine Hoffnung, dass das heute Nacht einem Traum war, zerstört. Trotzdem schwang ich meine Beine aus dem Bett, schnappte mir die Klamotten vom Vortag plus frischer Unterwäsche und trottete ins Bad. Nach dem Duschen zog ich mich an, föhnte meine dunkelblauen Haare und deckte meine Augenringe ab, mehr nicht.

Anschließend ging ich in die Küche, wo meine Mom schon mit dem Frühstück auf mich wartete.

Nach dem Frühstück ging ich Zähne putzen, meine Mom wartete schon im Auto auf mich, als ich mit meiner Tasche auf der Schulter aus dem Haus stolperte. Ich öffnete die Autotür und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. Schon fuhr meine Mom los. "Woher hast du die Armbänder?", fragte mich meine Mom, die ihren Blick ungewöhnlich starr auf die Straße gerichtet hielt. "Als ich heute Nacht um 3 aufgewacht bin, waren die schon dort und als ich die versucht hab abzumachen, hab ich einen Stromschlag bekommen. Weißt du was das zu bedeuten hat?", erzählte ich was passiert war. "Ich weiß was das zu bedeuten hat, aber ich bin mir sicher es gefällt dir nicht. Also die Armbänder können nur von deinen Mate sein...", ich begriff langsam was das hieß, ich hatte meine Seelenverwanden gefunden.

Ein Seelenverwanden, unter Werwölfen auch Mate genannt, finden nur Werwölfe und das sind dann praktisch vom Schicksal bestimmte Partner. Wenn ein Werwolf seinen Mate gefunden hat kann dieser nicht mehr ohne den anderen, es müssen nicht immer zwei Werwölfe zusammen gehören, allerdings ist der männliche Mate immer ein Werwolf, der weibliche Mate kann hingegen auch ein Mensch, Größenwandler, ... sein.

" Was?!", rief ich, das kann doch wohl nicht wahr sein! "Lass mich ausreden, also die können nur von deinen Mate sein, diese Armbänder wurden dazu gemacht, den weiblichen Mate als vergeben zu kennzeichnen, wenn der männliche Mate für lange Zeit nicht in der Nähe seiner Mate sein kann, macht er seiner Mate so ein Armband ans Handgelenk. Und ich denke mal, dass sich dein Mate heute Nacht in dein Zimmer geschlichen hat, dir die Armbänder an dein Handgelenk gemacht hat um dich wiederzufinden, und die kann auch nur er wieder ab machen.", erklärte mir meine Mom so, dass ich alles verstand. Um mich zu beruhigen atmete ich mehrmals tief ein und aus. "Aber, er hat gleich alle drei von den Armbändern genommen, du bist ihm anscheinend sehr wichtig. Versuche ihn doch wenigstens zu mögen, ich meine du kennst ihn ja gar nicht. Außerdem sucht das Schicksal nie zwei Personen, die gar nicht zusammen passen.", versuchte meine Mom zu mir durch zu dringen. Ich erwiderte nur ein Hm.

In der Schule verbesserte sich meine Laune ein wenig, in der ersten Stunde hatte ich Französisch mit Tim.

Nach den ersten beiden Stunden fühlte ich mich extrem unwohl, mehr beobachtet, als würde jemand nach mir suchen. Nur wenige Minuten später spürte ich einen grausamen Schmerz in meinem linken Arm, so als würde der Knochen brechen. Schnell zog ich meinen Bauch ein, um nicht einen schmerzvollen Gesichtsausdruck aufzusetzen, allerdings machte ich mich schnell auf den weg zum Mädchenklo, niemand hatte bemerkt, dass ich katastrophale Schmerzen hatte, so weit so gut. Langsam verschwand der Schmerz wieder, seltsam. Gerade wollte ich die Tür zum Mädchenklo öffnen, als dieser Schmerz zurück kehrte, schnell rannte ich in eine der Kabinen, schloss ab und ließ mich an der Tür herunterrutschen. Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wangen.

Völlig aufgelöst schloss ich die Kabinentür und schlich zu den Waschbecken, in dem Spiegel darüber sah ich in ein verheultes Gesicht eines toten Mädchens. Tim kam aufgeregt ins Mädchenklo genannt, stoppte jedoch sofort, als er mich sah. Sanft zog er mich an seine warme Brust und hielt mich mit seinen starken armen fest und ich vergrub mein Gesicht in seinem T-shirt. Wenige Minuten später hatte ich mich wieder beruhigt, Tim entließ mich aus der Umarmung.

14.45 Uhr
Nachdem ich im Mädchenklo so nennen wir es mal zusammengebrochenen bin, hat mich Tim nach Hause gebracht. Vor Langeweile konnte ich nicht mehr auf meinem Hintern sitzen, also schnappte ich mir meine zwei größten Tücher mein Handy und rannte in den Wald. Vorher hatte ich mir noch eine dreiviertel lange anliegende Sporthose und ein schwarzes Top angezogen. Als ich endlich auf der Lichtung ankam, wo Tim, Linus und ich auf die fremden Wölfe gestoßen war, Band ich mir das Tuch mit dem Tigermuster um die Taille, so dass auf der rechten Seite die einzige Verbindung der Knoten war. Das zweite war in mit einem undefinierbaren Muster verziert, dieses Tuch hielt ich hinter meinem Rücken weit wie Flügel gespannt. Danach schaltete ich auf meinem Handy Crywolf von Bebe Rexha (Video) ein und begann zu tanzen. Wenn ich so tanzte entspannte ich mich immer.

Als ich mich ausgepowert hatte, drang mehr und mehr das Gefühl beobachtet zu werden zu mir durch. Ich setzte mich im Schneidersitz mit geradem Rücken hin und lauschte. Ein leises Atmen, das trappen von Pfoten auf dem Waldboden, es müssen viele Tiere sein und das Atmen klang eher wie ein hecheln, auch das Trappen wurde lauter. Mir blieb kaum Zeit zum Reagieren, da wurden meine Schultern schon von mächtigen Werwolfspfoten zu Boden gedrückt. Ich sah in eisblaue Augen, das war der Wolf von gestern, ich wusste nicht ob diese Situation zum zweiten mal mein Ende bedeuten sollte, doch bei dem Gedanken Johann wieder zu sehen, machte sich ein schönes Gefühl in mir breit, warum auch immer es sich schön anführte wusste ich allerdings nicht.

Ich bewegte meine rechte Hand leicht wobei die Armbänder anfingen zu rasseln, der Wolf riss die Augen auf und verwandelte sich in seine menschliche Gestalt zurück. Nun stand er über mir, er starrte wie gebannt auf die Armbänder an meinem rechten Handgelenk. "Hab ich die dir zu verdanken?", fragte ich leicht genervt. Langsam setzte ich mich auf. Der junge musterte mich noch einmal genau und verwandelte sich in einen Wolf.

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