Freya hingegen war in einer Hütte nicht weit entfernt. Elisa, Tochter von Lachlan zupfte an ihren Haaren. Und Freya konnte nichts dagegen tun.
Elisa war ein junges Mädchen, das sie immer gemocht hatte. Sie wurde von einer Menge Männer im Dorf gemocht, nur war Nils, als Bruder, nie damit einverstanden. Auch Elisa schien es nicht zu merken und Freya war immer über ihre Naivität belustigt gewesen, doch manchmal beneidete Freya sie wirklich. Sie hatte keine Ahnung was da draußen vor sich ging.
Freya kam nicht umhin zu bemerken wie geschickt sie war und musste zwangsläufig daran denken, das sie sicher eine sehr begabte Kämpferin sein würde. Selbst mit ihren Sechzehn Jahren, verdrehte sie jedem Mann den Kopf. Ihre Naivität würde sie vor dem Tod unter besonderen Bedingungen sicher schützen.
Ewig schon hatte sie sich nicht mehr die Haare gekämmt. Geschweige denn geflochten. Doch zum Glück war Elisa schon fertig, bevor Freya die Geduld endgültig verlor. Freya hielt Messerstiche aus und überlebte richtig harte Schläge, aber ihr Haar war ein Thema für sich. Sie hatte versucht das Chaos auf ihrem Kopf nicht ausarten zu lassen, dass hatte jedoch nicht sonderlich gut geklappt wie sie feststellen musste.
Elisa legte ihr ein Kleid hin und verschwand. Freya griff nach dem Kleid und musste Lächeln. Es war ihr Kleid. Man hatte es ihr Geschenkt noch vor Jahren. Es war aus mattem Leder und ging ihr bis zu den Knöcheln. Sie hasste Kleider und so hatte ihre Mutter, als sie es gemacht hatte, das Leder bis kurz unter dem Hintern eingeritzt. So hatte sie genügend Bewegungsfreiheit.
Sie lächelte bei der Erinnerung an ihre Mutter. Das Kleid hatte auch keine Ärmel. Diese Störten nur, fand Freya. Doch man hatte ein paar perlenbesetzte Träger hinzugefügt. Sie passten dazu und würden nicht stören.
Ihre Brüste waren in diesem Kleid nicht zu übersehen, was ihre Mutter immer geliebt hatte. Freya konnte regelrecht die Stimmer ihrer Mutter hören: „Wenn es etwas gibt was ich dir beibringen kann, dann das: Du besitzt so viele Waffen. Messer, Schwerter, deinen Bogen. Doch manchmal gibt es Waffen, die um einiges besser geeignet sind um einen Mann bewegungsunfähig zu machen".
Sie hatte über ihre Mutter gelacht, als sie ihr solch einen Tipp gegeben hatte. Damals war sie sich noch sicher gewesen niemals zu heiraten. Sie niemals zu verraten. Doch dann war die Zeit gekommen, an dem ihr nicht die Wahl gelassen wurde.
Freya kleidete sich an und hoffte nur, dass es noch passte. Es war nicht das sie wirklich viel gegessen hatte, aber man wusste ja nie. Als Freya sich fertig angekleidet hatte schnappte sie sich ihre Waffen und band sie sich, mit einem Gürtel, um.
Dann verließ sie, zügig, die Hütte. Sie lag der, in der, sie vermutete, Sören sich befand, direkt gegenüber und sie hoffte ihn zu sehen. Elisa stand vor ihrer kleinen Holzhütte und wartete auf sie.
Als Elisa Freya ansah staunte sie nur, Freya sah wunderschön und wild aus. So wie Früher. Doch man sah ihr die Jahre an. Nicht das sie alt aussah, sie war erst zwanzig Winter alt, Freya strahlte diesen Schmerz aus der sie stärkte. Und sie konnte sich auch nicht daran erinnern, dass Freya so viele Narben auf den Armen und Schultern gehabt hatte.
Elisa wünschte sich mehr so zu sein wie sie. Auch Elisa hatte sich umgezogen und griff nun nach ihr. Der Himmel war schwarz und nur einige Fackeln leuchteten den Weg aus.
Bevor sie das Haus betraten, in dem sie schon so viele Male gewesen war, spürte Freya dieses Gefühl. Sie kannte es nicht. Sie war aufgeregt. Sie hatte keine Lust sich von allen angestarrt zu werden, aber irgendwie freute sie sich trotzdem. Freya wusste nicht was es war.
„Meinem Bruder werden die Augen rausfallen. Er hat die schönste Braut von allen." Sagte Elisa und Freya blieb abrupt stehen. Nun kam zu Freyas Empfindungen noch Unbehagen und schreckliche Angst hinzu. Sie hatte gewusst, was auf sie zukam. Doch es jetzt ausgesprochen zu hören jagte ihr trotzdem einen Schrecken ein.
Sie wollte ihn nicht. Schon früher wollte sie ihn nicht. Deswegen war sie gegangen. Er war ihr bester Freund gewesen und sie wollte ihn nicht heiraten. Er würde sie an die Kette legen wollen und dafür war Freya nicht bereit.
Doch Freya hatte keine andere Wahl. Hier waren sie sicher. Hier war Sören sicher. Zu mindestens so lange wie sie nicht wussten wer er war. Sie würden ihn ohne zu zögern umbringen, wenn sie wussten, dass er von einem Ort außerhalb der Dreihandelszone kam. Außerhalb der immergrünen Ebene. Und hier würden sie vielleicht einige Männer bekommen um den Stämmen aus dem Süden endgültig Einhalt zu gebieten.
Brom lag am nördlichsten, ihr bekannten Ort und weil Erun, Rorun und Borun zu nördlicheren Dörfern gehörten der immergrünen Ebene, würden sie einen Verweigerer töten. So wie sie glaubten, das die Verweigerer viele von ihnen hatten elendig verhungern lassen.
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FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)
Fantasy(Überarbeitete Version von Sturmgestöber.) Freya hatte keinen Plan gehabt. Meistens wollte sie nur genau das Gegenteil von allen sein. Sie wollte keine Frau sein, die kochte und Körbe flechten. Sie war eine Kriegerin. Wie ihr Vater. Doch das Land w...