Freya konnte nicht schlafen. Die ganze Nacht wälzte sie sich herum. Ich Gedanken drehte sich nur um Sören und Nils. Er sollte Nils heiraten und Freya liebte ihn. Doch für Freya war er nur sowas wie ein Bruder. Doch Sören? Sören war der erste Mann der sie nicht als Frau gesehen hatte. Der sie als Krieger gesehen hatte.
Und jetzt war sie an der Reihe ihre Meinung zu ändern. Denn so sehr sich Freya dagegen sträubte: umso länger sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, er war nicht nur dieser raue Krieger den sie kannte. Und selbst wenn, so war sie verrückt nach ihm.
Noch immer verstand sie nicht, warum sie ihn geküsst hatte. Doch ihre Worte schienen ihn nicht erreicht zu haben. Es hatte sich richtig angefühlt. Auch wenn es nichts war, womit Freya Erfahrungen hatte.
Noch bevor die Sonneaufgegangen war, war sie aufgestanden und hatte sich ihren Bogen geschnappt.Sie kannte sich hier aus und wusste, wo sie das Dorf verlassen konnte.
Freyawar schon lange nicht mehr in dieser Gegend gewesen. Doch als sie durch denstillen Wald lief, fühlte sie sich wie früher. Früher hatte sie die Balustradeverlassen um frei zu sein und heute brauchte sie dieses Gefühl. Ihr Vater hattesie dafür immer ausgeschimpft. Er hatten sich sorgen gemacht, dass sie verlorengehen könnte.
Freya aber liebte dieses Gefühl. Sie steig einige Felsen hinauf undsetzte sich. Blickte in die Baumkronen und schloss die Augen. Genoss dieGeräusche. Das leise Flüstern des Windes. Das harte Schreien eines Vogels.Gänsehaut überzog sie und leise seufzte sie. Immer wieder schoss ihr dieserkurze Kuss in den Sinn. Freya war nie schüchtern gewesen und doch war es ihrpeinlich. Jetzt wo sie darüber nachdachte.
Der Wind wurde stärker und als Freyadie Augen wieder öffnete, fing es wieder an zu schneien. Sie liebte den Schneezwar, doch er war auch gefährlich und brachte eine Kälte mit sich, die gefährlich war, wenn man nicht wusste, wo man sich wieder aufwärmen konnte.
Der Schneefiel und schon bald konnte Freya kaum noch die Hand vor den Augen sehen. Siewusste nicht wie lange sie dort saß, doch irgendwann stand sie auf und griffnach ihrem Bogen. Sie war nicht nur in den Wald gegangen um ihren Kopf zuklären. Mit einer fließenden Bewegung stand sie auf und kletterte den Felsenhinunter. Es war rutschig und als Freya nach einem Vorsprung griff, rutschtesie ab und fiel. Dabei ritzte ihr ein Stein das Schienbein auf und die Luftwurde aus ihren Lungen gepresst. Leise verfluchte sie sich, dass sie nichtbesser aufgepasst hatte.
Freya stöhnte vor Schmerz. Langsam setzte sie sichauf. Auch in ihren Händen waren kleine Risse, doch diese Risse taten nicht sobesonders weh. Sie sah sich den Riss an ihrem Bein an. Er zog sich quer über ihrSchienbein, aber durch ihren Rock nicht zu sehen. Freya kämpfte sich hoch undspürte den stechenden Schmerz in ihrem Bein.
Seufzend beschloss sie die Jagd erstmal zu verschieben und machte sich langsam auf den Weg zurück. Bei jedemSchritt brannte ihr Bein und sie verzog ihren Mund. Als die Balustrade vor ihrauftauchte schluckte sie die Schmerzen runter, doch sie konnte nicht an derBalustrade hinauf klettern. Sie hatte extra ein Seil hängen lassen aber siewürde es nicht schaffen und so ging sie zum Haupttor und klopfte an die kleineLuke. Beinahe sofort wurde sie aufgerissen und Eric, der Wachmann vom Vortag,blickte hinaus.
„Freya? Wie bist du...?" Er starrte sie verwirrt an, drehtesich um und brüllte einige Befehle. Krachend wurde das Tor geöffnet und Freyakonnte eintreten. Die Wachen sahen sie an und als sie Wolf, einen altenWachmann der schon früher so alt gewesen war und ihre kleinen Ausflüge schonkannte, ein kleines Lächeln schenkte. Erwiderte er es sanft. Er wandte sich an Eric und sagte nur:„Geh zur Westseite und hole das Seil ein."
Wolf kannte Freya seitEwigkeiten und hatte auch ihren Vater gekannt. Doch er konnte sie immerverstehen, als er jung war fand er diese Balustrade ebenfalls einschüchternd.Freya schenkte ihm dankend ein Lächeln und verabschiedete sich.
Ohne auf dieanderen zu achten, machte sich Freya auf direkten Weg zu Oles Haus. Sie dachtenicht darüber nach, doch ihre Rippen schmerzten und ebenfalls ihr Bein. Schweratmend kam sie davor zum Stehen und klopfte an die Tür. Sie hatte keine Ahnungwie spät es war und war etwas überrascht als Ole ihr die Tür mit freier Brustöffnete. Er hatte anscheinend noch geschlafen.
„Hey Freya. Du willst sichernicht zu mir." Stieß er aus und lächelte. Freya erwiderte das Lächeln undnickte leicht. Ole war in ihrem Alter und war einer der Jungen gewesen, mitdenen Freya früher gespielt hatte. Sein Vater war früher immer streng zu ihm,weil Ole nie Jäger oder Krieger werden wollte. Schlussendlich entschied er sichSchmied zu werden und, das war die beste Entscheidung, die er machen konnte.Kurz nachdem Ole seine Lehre angefangen hatte, hatte er Freya ein Messergeschenkt, das ihr von Wilden gestohlen wurde, aber wirklich ausgezeichnetverarbeitet war.
Ole trat von der Tür weg und ließ Freya eintreten. Mit einemKopfnicken zeigte er ihr Sörens Schlafplatz, auf dem er noch immer schlief. Daswunderte Ole nicht, er war betrunken nachhause gekommen und schien nichtsonderlich gut drauf zu sein. Auch wenn Ole diesen Nordischen nicht kannte, sokonnte er seine Loyalität sehen.
Ole sah Freya dabei zu, wie sie auf, denschlafenden Mann zu trat und Sören ansah. Sie schien unschlüssig, ob sie ihnwecken sollte oder nicht. Leise setzte sie sich neben ihn und legte ihm eineHand auf den Rücken. Plötzlich fühlte Ole sich wie ein Eindringling undbeschloss zu verschwinden, er hatte eh noch haufenweise Arbeit zu erledigen.
Freya hörte nur das Klappern der Tür, sah sich aber nicht um, da sie Ole kannteund wusste er hatte sich zurückgezogen. Sörens Haut war unglaublich warm undentspannte Freya. „Sören?" Flüsterte sie leise. Er regte sich nicht. Wiekonnte dieser Mann nur schlafen wie ein Stein? Er musste aufwachen. Sie musste dringend mit ihm sprechen.
DU LIEST GERADE
FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)
Fantasy(Überarbeitete Version von Sturmgestöber.) Freya hatte keinen Plan gehabt. Meistens wollte sie nur genau das Gegenteil von allen sein. Sie wollte keine Frau sein, die kochte und Körbe flechten. Sie war eine Kriegerin. Wie ihr Vater. Doch das Land w...