Sie spürte die Anwesenheit von ihm. Sie spürte wie er ihre Hand hielt und sie hörte auch dass er mit ihr sprach. Doch das war ihr egal. Er war der Falsche und dieses Gefühl hinderte Freya daran die Augen aufzuschlagen.
Immer noch spürte sie diese Taubheit in ihrem Herzen, die sich auf den ganzen Körper ausbreitete. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, fühlte nur diesen Drang endlich alleine zu sein. Doch niemand konnte sie hören. Nicht einmal sie selbst verstand ihre Worte.
Was sollte sie tun? Sie fühlte sich allein. Sie hatte alle verloren. Ihren Vater der sie alles gelehrt hatte was sie heute konnte. Ihre Mutter die ihr Kampftalent nie wirklich mochte. Ihren Bruder der sie beschützte Nachdem ihr Vater und ihre Mutter versagten. Nachdem sie hingerichtet wurden, vor ihren Augen. Ihr Bruder war da. Doch als auch dieser ihr genommen wurde, war sie alleine.
Doch dann traf sie den Krieger der ihr half. Der sie erst besoffen angemacht und sie dann zu seinem Eigentum gemacht hatte. Der sie verrückt machte weil sie keine Ahnung hatte was er dachte. Der sie so wütend machte.
Zuerst hatte sie keinen Hehl daraus gemacht, ihn nicht leiden zu können. Doch als sich das geändert hatte, da hatte sie ihm doch zu verstehen gegeben, dass sie ihn wollte. Er war ihre letzte Verbindung zu einer Freiheit. War sie zu undeutlich gewesen?
Ihr Kopf drohte zu zerbersten. Sie musste zu ihm. Sie durfte ihn nicht verlieren. Er war doch alles was sie noch hatte. Doch wenn es schon zu spät war? Freya versuchte diese Gedanken im Keim zu ersticken, doch sie brachen aus ihrem inneren heraus. Das durfte sie nicht denken.
Er wartete irgendwo auf sie. Sie musste ihn nur finden. Und plötzlich fiel ihr auf, wie erbärmlich sie geworden war. Denn das einzige, was sie jemals wollte, war sich verlieben. Mit diesem Gedanken fiel sie in einen schwarzen, traumlosen Schlaf. Einen langen Schlaf, der keinerlei Erholung brachte.~~*~~
Die Sonne brannte auf seinen Rücken. Heiß und unbarmherzig verbrannte sie seine Haut. Die Arbeit die er verrichten sollte half ihm nicht gerade seine schmerzenden Glieder zu heilen. Nachdem die Sonne aufgegangen war, wurden sie geweckt und aneinander gekettet. Er war überrascht über die Gefügigkeit, die alle an den Tag legten. Kurz hatte er überlegt sich zu wehren, doch ihm war schnell klar geworden, dass es wenig Sinn hatte. Er würde erst mal beobachten und sich dann etwas einfallen lassen.
Doch erst mal musste er Arbeiten. Und nicht nur er, sondern jeder Mann, ob jung oder alt und es war ebenfalls egal ob sie krank waren.
Schwere Steine mussten den Weg finden auf eines der Gebäude. Diese Gebäude waren so groß. Riesig. Noch nie hatte Sören aus Brom etwas Vergleichbares gesehen. Er konnte nicht leugnen dass er großen Respekt vor diesem Werk hatte.
Doch das Leid das der Bau dieses Prunkstückes mit sich brachte erstickte ihn. Die Männer arbeiteten indem sie die Steine herauftrugen sie auf Passform schlugen und dann auf einen unteren Stein setzten. Viele der Männer waren krank oder alt und so hörte man immer wieder die Stimmen der Männer, wie sie jemanden anschrien er solle weiter arbeiten. Doch manchmal taten sie das eben nicht mehr.
Aber auch Männer die weder alt, noch krank waren konnten es nicht schaffen. Sie waren erschöpft und machten Fehler. Diese Fehler wurden mit dem Balken bestraft.
Nakim erzählte, dass diese Männer das nicht überlebten. Doch den Wachen war das egal. Es machte ihnen Spaß. An die Stelle des Toten brachten sie einen neuen. So lief das.
Sören konnte die gleiche Müdigkeit bei Nakim erkennen. Er war seit mehreren Monaten hier. Schnellen Schrittes lief Sören weiter. Plötzlich stolperte Sören und schwankte. Riss beinahe noch den Mann vor ihm zu Fall.
Er spürte den Schmerz in seinem Knie. Konnte aber schnell genug reagieren um nicht vollends zu stürzen, richtete sich auf und sah sich um.
Ein kleines Mädchen, nicht älter als vier, hockte vor ihm und sammelte Dinge vom Boden auf. Sie trug zerrissene Kleider und ihre nackte Haut war zerschunden.
Die Wachen hatten sie geschubst so dass sie in Sören hinein stolperte. Ängstlich starrte sie Sören an. Sie schien sich vergewissern zu wollen, dass es ihm gut ging. Polternd kamen die Wachen auf sie beide zu.
Sie packten das Mädchen grob an doch Sören war schneller und stellte sie hinter sich. Das war ein kleines Mädchen. Wie konnte man so mit einem Kind umgehen? Diese Männer waren Wilde. Tiere. Nicht mehr.
Erschrocken starrte dieses kleine Mädchen ihn an auch wenn Sören ihr Gesicht nicht sehen konnte, wusste er sie hatte panische Angst. Sie alle hatten panische Angst.
Um die kleine Gruppe herum bildeten sich eine Trauben von Schaulustigen, die neugierig zusahen.
Einige andere Wachen versuchten sie zu arbeiten zu treiben, doch mit nur mäßigem Erfolg. Nur die Männer in Sörens Zelle, die nun an ihn gekettet waren hörten was er sagte. Blickten aber nicht auf, sie wollten keinen Ärger. Und Sören konnte das durchaus verstehen, doch dieses Mädchen war höchstens vier Jahre und brauchte jemanden der sie beschützte.
„Gib uns das Kind. Du kannst es nicht vor der Strafe schützen. Und es ist äußerst dämlich, das du es versuchst." Grollte einer der Wachmänner und grinste grimmig. Sie standen mit breiten Schultern vor Sören. Es waren drei und wieder sah Sören das Feige in ihren Augen. Sie wollten nicht alleine kämpfen. Diese Männer brauchten Verstärkung. Man konnte sie gut unterscheiden von den Sklaven. Denn jeder Sklave hier hatte mehr Ehre als eine dieser Wachen.
Sie trugen keine zerschundene Kleidung und sahen auch alle wohl genährt aus. „Ich werde Ihre Strafe auf mich nehmen. Ich hätte aufpassen sollen, es ist nicht ihr Schuld."
Der Verkehr kam zum erliegen und Sören spürte die Blicke der anderen Sklaven auf sich. Sie waren überrascht. Auch die Wache war überrascht von Sören. Aber es war ein kleines Kind, ein kleines Schutzloses Mädchen.
„Das sind zwanzig Peitschenhiebe." Sagte die Wache vor ihm grimmig. Ihm schien diese Lösung nicht zu passen. Sören hob den Kopf. „Dann soll es so sein." Antwortete Sören zustimmend. Belustigt starrte die Wache ihn an. „Narr." Spuckte die Wache aus.
Das kleine Mädchen stand hinter ihm und klammerte sich an Sören fest. Sie schien ihm das nicht aufbürden zu wollen. Es brach ihm das Herz, dass die Kleine überhaupt über solche Dinge nachdenken musste.
Eine der Wachen griff nach dem Mädchen, worauf Sören sofort reagierte. Er griff nach der Hand der Wache und hielt sie fest. Er wollte dieses Mädchen schützen. Auch wenn er wusste, dass er sie jetzt vielleicht schützte, beim nächsten Mal aber vielleicht nicht dabei wäre.
Ein Schlag in sein Gesicht folgte. Schmerz durchschoss seinen Kopf, doch er hielt das aus. Die Wache lies das Mädchen stehen. Sören atmete auf, als sie die Kleine losließen und auf ihn zukamen. Zwei Wachen griffen nach Sören. Er wehrte sich nicht. Das würde die Sache nur schlimmer machen.
DU LIEST GERADE
FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)
Fantasía(Überarbeitete Version von Sturmgestöber.) Freya hatte keinen Plan gehabt. Meistens wollte sie nur genau das Gegenteil von allen sein. Sie wollte keine Frau sein, die kochte und Körbe flechten. Sie war eine Kriegerin. Wie ihr Vater. Doch das Land w...