9 | Interview

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Mein ganzes Team hatte tolle Arbeit geleistet. Meine Haare lagen in hübschen großen Locken auf meinen Schultern und mein Kleid war hochgeschlossen und schwarz. Um meine Taille herum war ein dünner goldener Gürtel, welcher perfekt zu den goldenen Riemchen-Sandalen in denen ich steckte passten. Natürlich hatten sie einen Absatz, damit ich meine Talente, mich darin zu bewegen, auch zeigen konnte.
Ich hörte förmlich Kathleens Stimme in meinem Kopf, wie sie mich tadelte, weil ich doch nicht so sicher darin wirkte.
Jalica hatte komplett auf Schmuck verzichtet, was mir gefiel. Ich sah schlicht und trotzdem wunderschön aus. Ich gefiel mir wirklich unglaublich gut und die anerkennenden Blicke die ich mit meinem Aufzug erntete, während ich hinter der Bühne stand sprachen für sich.
Telum war in einem ebenso schlichten dunklen Anzug gekleidet und trotzdem sah er wie immer klasse aus. Ich zwinkerte ihm zu und ohne wirklich ein Wort miteinander zu wechseln setzten wir uns nebeneinander auf eines der gemütlichen Sofas die für uns Tribute bereitstanden.
Ich wusste, dass normalerweise überall Bildschirme aufgestellt waren, damit wir die Interviews der anderen Tribute verfolgen konnten, doch dieses Mal schien es geheim zu sein, was die anderen zu sagen hatten, was ich schade fand.
Ich hätte gerne darüber gelacht, wie die beiden aus Distrikt 1 versuchten so gut und überzeugend zu sein wie Telum oder ich.
Als das Mädchen auf der Bühne verschwand und eine viertel Stunde später der Junge aufgerufen wurde stutzte ich. Sie war nicht zurückgekommen, was bedeutete, dass sie unverzüglich wo anders hingebracht wurde.
Anspannung machte sich in mir breit.
Was hatte das zu bedeuten?
Würden wir uns gar nicht mehr sehen?
Doch ich hatte nicht sehr lange Zeit um darüber nachzudenken, denn schon wurde mein Name aufgerufen. Mein Herz machte einen Satz und ich stellte auf ein strahlendes Lächeln um.
Es war egal dass die anderen meine Glanzleistung nicht sehen konnten, es reichte, wenn die Menschen im Kapitol sahen, wie perfekt ich war und wie ihre zukünftige Siegerin aussehen würde.
Breit grinsend betrat ich die Bühne und der tosende Applaus brandete auf. Ich erstrahlte noch mehr als ich sogar Sprechgesänge mit meinem Namen hörte. Die Menschen mochten mich.
Ramos hingegen sah ernst aus. Er schenkte mir kein Lächeln als er mir die Hand gab und setzte sich wortlos auf seinen Stuhl. Obwohl er mich nicht aufgefordert harrte es ihm nachzutun, setzte ich mich neben ihn. Ich musste mich zusammenreißen um ihn nicht wütend anzustarren. Doch das war wahrscheinlich seine Taktik, mich aus der Bahn zu bringen. Daher lächelte ich einfach weiter.
"Nun, wir dachten uns, wir machen dieses Jahr etwas besonderes. Wir wollten euch, heute am Abend ehe es in die Arena geht, nicht nur die Chance geben, sich von uns zu verabschieden, sondern auch eurer Familie, euch noch einmal Glück zu wünschen...oder was auch immer...", begann Ramos zu reden und noch bevor ich etwas erwidern konnte, wurde das Licht gedimmt und ein Bildschirm tauchte vor meinen Augen auf.
Dann die Gesichter meiner Eltern und meiner kleinen Schwester Dany.
Sie lächelten alle breit in die Kamera und ich musste mich zurück halten um ihnen nicht zuzuwinken. Sie waren nicht wirklich hier, sondern hatten ein Video für mich aufgenommen.
Ich strahlte noch mehr.
Meine Mom begann als erste zu sprechen, was mich ungemein erleichterte. Sie war feinfühliger als mein Dad.
"Hallo mein Schatz! Wir freuen uns unendlich dir noch einmal einen letzten Gruß mit in die Arena geben zu können. Wir sind unglaublich stolz auf dich und haben jede Sekunde in uns aufgenommen, die im Fernsehen von dir gezeigt wurde. Du hast einfach immer und überall wundervoll ausgesehen!", sie wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln und Dad holte Luft.
"Du weißt, dass der ganze Distrikt auf dich blickt. Nicht nur deine Familie, sondern unglaublich viele Bewohner von Distrikt 2 drücken dir die Daumen. Du wirst den Sieg zu uns nach Distrikt 2 holen.", ein kaltes Lächeln kam über seine Lippen und mir entwischte ein lautes Lachen. Genau so kannte ich meinen Dad.
"Vic! Ich hoffe sehr, dass du wieder nach Hause kommst. Ohne dich ist es furchtbar leise und langweilig in unserem Haus geworden. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun soll. Deshalb kämpfe und siege Schwesterherz.", Danys Lächeln berührte mein Herz und ich brannte ihren Anblick in mein Herz, ehe das Licht wieder anging und ihre Gesichter verschwanden.
Ich lächelte noch immer und war froh, mich nun endlich dem eigentlichen Interview stellen zu können.
Die Fragen, die Ramos mir stellte waren alle harmlos und ich konnte mit meiner fröhlich, freundlichen und gewinnenden Art alle auf meine Seite bringen. Die Worte meiner Familie hallten noch in meinen Ohren wider und ihr Glaube an mich bestärkte meinen Tatendrang. Ich würde gewinnen, denn sie alle standen hinter mir.
Als meine Zeit um war, wurde ich auf direktem Wege zu den Aufzügen geleitet.
Oben in meinem Zimmer angekommen, lächelte ich selig und war unglaublich froh dieses Jahr Tributin geworden zu sein. Wer hatte schon die Möglichkeit sich ein weiteres Mal von seiner Familie zu verabschieden?
Danys Worte jedoch hatten mir auch einen kleinen Stich versetzt. Sie hatte Angst mich zu verlieren, auch wenn sie vielleicht an mich glaubte, war ihr wohl vor allem klar, dass ich nicht alleine in dieser Arena war. Dass ich Gegner hatte.
Doch diesen Gedanken wischte ich weg. Ich würde sie alle besiegen. Ich würde am Ende übrig sein. Nur ich.

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Victoria Masterson - Die 40. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt