Menschen machen die verrücktesten Sachen, aus den verschiedensten Gründen. Der einen ist ihr Alltag zu langweilig und sie lässt sich auf ein Blind Date ein. Dem anderen geht seine Familie auf die Nerven und er macht eine Auszeit auf einer tropischen Insel, mit seiner hübschen Sekretärin. Man kann jede Tat die jemand macht, begründen, es kommt nur immer auf den Standpunkt der Person an, dem man eine Begründung abliefert, ob dieser Person die Begründung gefällt, oder nicht. Ich möchte meine Tat nicht mit den oben genannten gleichstellen und doch haben sie die gleiche Ursache. Mein Leben ist mir zu langweilig geworden und ist mir auf die Nerven gegangen. Natürlich ist das nicht die einzige Begründung, aber es ist der Grundbaustein der mich zu dieser Tat geleitet hat.
Ich fange am besten ganz am Anfang der Geschichte an. Ich bin bis vor drei Jahren ein Soldat gewesen, bis ich in Afghanistan stark verletzt wurde und schließlich zu einem Kriegsveteranen geworden bin. Wir sollten gerade ein Dorf der Rebellen stürmen, als 50 Meter neben mir eine Bombe hoch gegangen ist und mein Körper von der Druckwelle gegen die Frontscheibe eines unserer Autos geschleudert worden ist. Ich hatte einige heftige Kopfverletzungen und das Glas hat meinen kompletten linken Arm zerschnitten, sodass er bis zu meinem Ellenbogen amputiert werden musste. Ich bin über ein Jahr regelmäßig in der Reha gewesen und habe mich nach einiger Zeit auch gut an meinen neuen Arm gewöhnt. Ich habe mich jedoch nie an die mitleidigen Blicke der Menschen gewöhnen können, welche mich tagtäglich anstarren. Ich habe mich immer so anders gefühlt. Genau genommen bin ich auch anders, schließlich bin ich für den Rest meines Lebens behindert. Ich wollte nur nicht behindert sein, ich wusste dass ich es bin, aber ich wollte dennoch so gut es ging ein normales Leben führen. Vor drei Jahren habe ich nicht nur meinen halben linken Arm verloren, sondern auch meine Familie. Kurz bevor ich diesen Zwischenfall mit der Bombe gehabt habe, ist meine komplette Familie, bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Meine Eltern, die ich über alles geliebt habe, sind von einem auf den anderen Moment nicht mehr da gewesen. Mein Vater ist mein großes Vorbild gewesen. Wegen ihm bin ich in die Armee gegangen. Mein Vater hat früher ebenfalls seinem Land erfolgreich gedient. Als er nicht an der Front gebraucht wurde, hat er die neuen ausgebildet und vorbereitet. Von ihm hab ich auch meinen guten Körperbau. Ich bin groß und sehr breit, durch den aktiven Dienst habe ich auch sehr viele Muskeln bekommen. Schon damals als Kind bin ich sehr aktiv gewesen und ich bin selten krank geworden. Von meiner Mutter habe ich meine stechend blauen Augen und meine dunkelbraunen Haare. Bei meiner Schwester, welche ich ebenfalls bei dem Unfall verloren habe, ist es genau andersrum gewesen. Sie hatte die schlanke, zierliche Figur meiner Mutter und die gutmütigen braunen Augen meines Vaters. Unsere Haarfarbe haben wir jedoch dieselbe.
Als ich die Reha und alles hinter mir gehabt habe, musste ich mir wieder einen Job suchen, doch das einzige wozu ich noch imstande gewesen bin, ist ein Bürojob. Im Laufe des folgenden Jahres bin ich verrückt geworden. Ich bin paranoid geworden und habe mein Leben aus den Händen gleiten lassen. Ich bin von Tag zu Tag aggressiver geworden. Ich bin ein wildes Tier gewesen, welches man in einen Käfig eingesperrt hat. Doch ich konnte nicht aus diesem Käfig fliehen. Es hat für mich keine Aussicht auf Besserung gegeben. Ich konnte nie wieder in meine freie Wildbahn. Ich habe ein viertel Jahr überlegt wie ich wenigstens zeitweise aus meinem Leben heraus treten könnte. Als ich dann eines Abends aus meiner Stammkneipe heimgefahren bin, überfuhr ich ausversehen einen Fuchs der über die Straße huschen wollte. Ich habe nie meine Sorgen in Alkohol ertränkt, dafür war ich zu stolz, ich habe jeden Abend lediglich ein Wasser getrunken und bin anschließend wieder heim. Überraschenderweise gab mir der Mord an dem Fuchs ein Gefühl der Überlegenheit. Ab dem Zeitpunkt hatte ich meine Medizin gegen meinen Alltag gefunden. Es ist harmlos weiter gegangen, es waren nach ein paar Wochen noch ein paar Katzen aus der Nachbarschaft, die dran glauben mussten. Aber der 27.08.2015 war der Tag an dem ich mein erstes menschliches Opfer gehabt habe. Es war eine junge Studentin, welche ich in meiner Stammkneipe kennen gelernt habe. Ich habe sie zu mir mit nach Hause genommen. Während dem Sex kam mir die Idee sie töten zu können, es wäre nichts anderes als mit den Katzen, ich hebe ihr einfach die Luftröhre zu. Wie automatisch glitten meine Hände an ihren Hals. Ich drückte zu. Kurze Zeit später ist sie tot gewesen. Es ist unglaublich gewesen, seit langen habe ich mich wieder stark gefühlt, von diesem Moment konnten Katzen mich nicht mehr befriedigen. Ich bin süchtig geworden. Süchtig nach Mord. Es ist ein schleichender Prozess gewesen und ich habe das meiste nicht einmal bewusst mitbekommen. Es ist, als hätte sich jemand abends neben mein Bett gesetzt und mir diese bösen und krankhaften Gedanken zugeflüstert. Sieben weitere Mädchen folgten nach dem ersten.
Ich möchte mich nicht für meine Taten entschuldigen, dafür ist es zu spät. Ich möchte mich nur selber stoppen, und ich möchte nicht warten bis mich die Polizei findet. Ich möchte auch in keiner Weise meine Taten rechtfertigen, ich weiß durchaus dass es falsch gewesen ist, was ich getan habe. Mein einziger Wunsch und somit der einzige Grund wieso ich diesen Abschiedsbrief hier schreibe ist, dass ich verstanden werden möchte. Ich bin keineswegs ein kranker Mensch und ich will auch nicht dass ich als Mörder in Erinnerung bleibe. Ich bin nur jemand in dessen Leben einiges schief gegangen ist. Es hat viele Gründe gegeben, weshalb ich diese Dinge getan habe, einige habe ich hier aufgezählt. Auch wenn es schwierig ist zu verstehen, möchte ich dass es jemand versucht und durch mich, andere abschrecken kann das Gleiche zu tun. Und meine Bitte ist auch, dass sie die Kriegsveteranen länger beobachten und ihnen einen besseren Start in ihren neuen Alltag gewähren und ihnen dabei auch etwas helfen.
Ich hoffe dass es nicht umsonst gewesen ist, diesen Brief zu schreiben und dass meine Anliegen auch ausgeführt werden. Doch leider werde ich es nicht mehr miterleben.
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Mörder mit schlechten Gewissen
Short StoryIn dieser Kurzgeschichte geht es um einen Kriegsveteranen der zu einem Mörder wird und ein schlechtes Gewissen bekommt . Er erzählt über seine Kindheit und über die Gründe seiner Taten.