Achterbahn der Gefühle

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Ich würde lügen, dass ich nicht leicht nervös war als ich in seinen hübschen Audi einstieg. Er ließ sich gelassen auf den Fahrersitz nieder.
„Aufgeregt?", fragte er mich freundlich. Seine Augen jedoch zogen mich etwas auf. Er wusste genau wie meine Antwort aussah, völlig egal was ich jetzt sagen sollte. „Wollen wir?", fragte ich stattdessen. Meine Antwort entlockte ihm ein freches Lächeln. Na das wird ja etwas werden. Er richtete seinen Blick nach vorne und wir fuhren los.

Cooper drehte seine Musik etwas lauter. Es lief von The BossHoss der Song „Dont give me that". Er sang ihn leise mit. Eine Zeit lang beobachtete ich ihn dabei wie seine Lippen sich perfekt synchron zum Text bewegten. Es entlockte mir ein Lächeln.
Allerdings zog ich meinen Blick von ihm fort um keine Grenze zwischen uns zu überschreiten. Wir fuhren irgendwo lang wo ich noch nie war. Die kleinen Häuser, die großen Gärten, die vielen Bäume. All das kam mir nicht bekannt vor. Wo wollte er mit mir hin?

Irgendwann schloss ich die Augen und lauschte seinem summen. Egal was für ein Song das Radio abspielte, Cooper konnte sie alle mitsummen. Manchmal konnte ich sogar hören, wie er sie etwas mitsang. Ich wette, wäre er alleine, hätte er sie alle mitgesungen bis er nicht mehr konnte. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln.

„Scheiße!", brüllt Cooper auf einmal. Ich zucke zusammen und öffne meine Augen. Vor uns liegt ein Baum auf der Straße. Cooper schnallt sich ab und rennt raus. Verwundert blicke ich ihm hinterher. Bis ich das Auto sehe, dass unter dem Baum rausschaut. Mein Herz setzt aus.

Mit zittrigen Händen versuche ich mich abzuschnallen, aber es möchte irgendwie nicht gelingen. Es dauerte zu lange bis ich endlich frei war. Ich riss die Tür auf und rannte zu Cooper. Dieser war bereits dabei beim Fahrer erste Hilfe anzuwenden. Ich blickte in das Auto. Es war leer. „Amelia ruf einen Krankenwagen!", ruft mir Cooper zu.
Ich nicke und greife an meine Hosentasche. Aber mein Handy ist nicht da. „Ich habe es nicht hier!", rufe ich zurück. Cooper zieht seins und überreicht es mir. Schnell drücke ich 110 und warte ab. Mein Herz rast. Ich erkläre die Situation.

„Wo befinden sie sich?", fragt die freundliche Frau am Telefon.
Panik steigt in mir auf. „Cooper wo sind wir?" Er lächelt matt und winkt mich ran.
„Entschuldigen Sie, ein Freund möchte nun mit Ihnen reden." Ich überreiche ihm das Telefon. „Hallo.", beginnt Cooper. Dann dreht er sich von mir weg und verschwindet.

Erst jetzt lasse ich mich neben dem Mann nieder und erstarre.
„Papa..", winsle ich. Sofort steigen Tränen in mir auf und rollen meiner Wange nieder.
„Papa.."

Cooper kommt zu mir und blickt mich verwundert an.
„Kennst du ihn?", fragt er freundlich. Da weine ich noch mehr. „Er ist mein Papa!", schluchze ich. Sofort hüllt er mich ein in seine Umarmung, während ich meinen Vater anblicke und weine.

Es füllt sich an als wären Stunden vergangen bis der Krankenwagen und der Notarzt eintreffen. Sie reden, aber ich höre nichts. Cooper antwortet, ich spüre wie seine Brust dabei sich hebt und senkt und leicht vibriert. Aber ich höre nichts, gar nichts.
Auf einmal kniet jemand sich in mein Sichtfeld und verdeckt die Sicht auf meinen Vater.
„Amelia?", spricht mich der fremde Mann in seiner rotgelben Uniform an. Ich möchte ihn am liebsten umschubsen. Immerhin ist es mein Vater der dort liegt und kein wildfremder Mann.
„Amelia?", fragt er erneut. „Lassen sie mich in Ruhe.", bringe ich raus. Ich bin unruhig.
Unruhig trifft es nicht. Aufgewühlt, voller Adrenalin, Panik und so vieles mehr.
„Dürfte ich dich bitte mit zum Krankenwagen nehmen?" Der fremde Mann spricht freundlich und zaghaft mit mir. Als könnte jedes Wort zu viel sein.
„Mein Papa..", setze ich an und werde von meinen Tränen unterbrochen. Der Mann erzählt mir, dass der Notarzt und der andere Mann sich liebevoll um ihn kümmern. Auf Coopers Bitte hin, gehe ich mit dem Fremden mit. Cooper hält während dessen meine Hand.
Ich zittere, das wird mir gerade erst wieder bewusst.
Ich lasse alles geschehen. Alles zieht an mir vorbei. Erst als mein Vater vor mir auf einer Trage lang geschoben wird, fahre ich aus meiner Starre. Ich renne zu ihm.

Im Zeichen des KrebsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt