NiemandsLand

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Warum habe ich ausgerechnet heute kein Handy dabei?, ging mir durch den Kopf, als er die Pistole auf mich richtete und den Lauf seiner Waffe an meinen Kopf presste. „Verzeih mir, bitte, verzeih mir!“, stammelte er. Sie stand neben ihm, eine einzelne Träne lief ihr über die Wange, tropfte auf ihr Sweatshirt. Ich schluckte. Sie kann nichts dafür! Alles in mir schrie es, laut und deutlich, doch ich wollte nicht verstehen, nicht verzeihen. Ich wollte glauben, dass sie Schuld war, denn wie sonst sollte ich die Tränen unterdrücken? Wenn das hier das Ende war, dann wollte ich stark bleiben. Nie hatte man mir Feigheit nachsagen können, nie hatte ich aufgegeben, also würde ich auch jetzt stark bleiben. Deshalb richtete ich meinen Blick so ruhig wie möglich auf sein Gesicht. Diese braunen Augen, in die ich mich sofort verliebt hatte. Dieser schüchterne Blick, bei dem meine beste Freundin immer meinte, er erinnere sie an ein Hundebaby. Dieses Gesicht, dass für mich das schönste auf der Welt war. Von all dem war jetzt nicht mehr viel zu sehen. Sein Gesicht war verzerrt, seine Augen angstvoll geweitet. Nein. An das wollte ich auch nicht denken. Schnell sah ich aus dem Fenster, vor dem weiße Schneeflocken hin und her tanzten. Alles wirkte so friedlich, so schön. Vielleicht, wenn jemand mein Tagebuch finden würde, indem ich alles bis jetzt aufgeschrieben hatte, würde man sie verschonen. Doch direkt hinter diesen Gedanken schob sich ein neuer, grausamer. Für einen Moment war ich wie erstarrt, nur um im nächsten aufzuschreien.

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