Der Hausgast

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Der Hausgast

Jade Silverstone stand vor ihrer Haustür auf der Veranda und beobachtete, wie ihr Freund Colby seinem Kumpel Jon half, seine Taschen und ein paar Pappkartons aus dem Auto zu laden. Sie fragte sich noch immer, warum sie Colbys Idee zugestimmt hatte, Jon vorübergehend bei sich wohnen zu lassen. Sie ließ ihr Zungenpiercing gegen die Schneidezähne stoßen.

„Miststück", grüßte Jon, als er an ihr vorbei ins Haus ging, eine Sporttasche über der rechten Schulter, einen Karton in den Händen.

„Arschloch", grüßte Jade zurück.

Colby schüttelte den Kopf, als er bei ihr stehenblieb und ihr einen Kuss auf den Mund gab. „Meint ihr, ihr könntet euch für ein paar Wochen vertragen?"

Jon sah sich kurz um, ehe er nach links in den Flur einbog, wo das Gästezimmer lag, welches er für die nächste Zeit bewohnen würde.

„Nein", antworteten er und Jade gleichzeitig.

„Na, wenigstens darin seid ihr euch einig", murmelte Colby und folgte seinem besten Freund.

„Wäre es zu viel verlangt, wenn du mit anpacken würdest?", knurrte Jon, als er das Haus wieder verließ, um weitere Sachen aus seinem Wagen zu holen.

Jade ließ sich in die Hollywoodschaukel fallen und legte die Füße hoch. „Allerdings. Ich helfe dir doch nicht auch noch, dich in meinem Haus einzunisten."

Jon sah Colby an, der gerade dazu kam. „Schön, wie sie immer wieder betont, dass es ihr Haus ist. Du musst dich ja wirklich heimisch fühlen."

Colby atmete tief durch. Langsam kamen ihm Zweifel an seiner Idee. Aber was hätte er tun sollen? Seinen Kumpel auf der Straße schlafen lassen? Ja, war Jades Antwort gewesen, doch schließlich hatte sie zugestimmt.

„Ich hol uns was vom Chinesen", sagte Colby, als sie Jons Wagen leergeräumt hatten und ließ die Streithähne alleine.

Jade stellte sich Jon in den Weg, als er ins Gästezimmer wollte, um ein paar Sachen auszupacken. Sie stellte sich in den Türrahmen und stützte die Hände links und rechts am Holz ab. Jon blieb dicht vor ihr stehen und sah auf die gut dreißig Zentimeter kleinere Frau herunter.

Jade legte den Kopf in den Nacken und sah ihn aus schmalen, dunkelblauen Augen an. „Nur damit das klar ist, Moxley, hier wird nach meinen Regeln gespielt. Ich..."

„Nenn mich nicht Moxley, Shorty", unterbrach Jon sie mit einem Schnauben. „So dürfen mich nur meine Freunde nennen."

„Das dürften dann ja nicht allzu viele Leute sein", erwiderte Jade trocken.

„Ja, du bist echt witzig." Jon wollte sie aus dem Weg schieben.

Jade stieß ihn mit beiden Händen vor die Brust. „Hey! Ich war noch nicht fertig!"

Jon seufzte genervt. „Was denn noch?"

„Ich weiß ja, wie sehr du auf billige Ring Rats stehst, die sich nur allzu gern von dir ficken lassen, doch nur damit du gleich klar siehst und nicht schielst, ich will keine deiner sogenannten Eroberungen in diesem Haus sehen. Verstanden? Keine Rats, keine Nutten. Du wirst dieses Zimmer sauber halten und auch den Rest des Hauses. Du wirst dein dreckiges Geschirr wegräumen und deine Wäsche selber waschen. Du..."

Jon sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Sag mal, was denkst du eigentlich von mir?", unterbrach er sie erneut.

„Wieso?"

Hate you. Fuck you. Love you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt