Frische Luft schnappen

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Frische Luft schnappen

Da hatte sie den liebevollsten Mann neben sich liegen, den frau sich wünschen konnte, und sie war mit ihren Gedanken bei einem Mann, den sie eigentlich nicht ausstehen konnte. Der sie mit seiner arroganten Art immer wieder vor den Kopf stieß. Der sie mit wenigen Worten antörnen konnte. Der sie mit seinen Berührungen schwindelig machte.

Jade gab dem schlafenden Colby einen leichten Kuss auf die Wange und schlüpfte leise aus dem Zimmer. Sie konnte noch nicht schlafen.

Auf dem Weg in die Küche bemerkte Jade, dass die Schiebetür zur Veranda offenstand. Zigarettenqualm verriet ihr, dass Jon draußen stehen musste.

„Hey", sagte sie leise und trat zu ihm hinaus.

Er hatte die Unterarme auf dem Geländer abgestützt und sah auf den spiegelglatten See hinaus, auf dem sich das Mondlicht spiegelte.

„Hey", grüßte er, ohne sie anzusehen.

Jade stellte sich neben ihn.

Er wandte ihr den Kopf ein wenig zu. „Frierst du gar nicht?", spielte er auf ihren kurzen Pyjama an.

Sie lachte leise. „Und wie."

Mit der Zigarette zwischen den Lippen, griff er um die Ecke ins Wohnzimmer und holte eine Wolldecke von einem Hocker. Er breitete sie aus und legte sie Jade um die Schultern. Sie starrte ihn regelrecht an, während er das tat. Sie kannte ihn nun schon so lange und das war die liebevollste Geste, die sie je bei ihm wahrgenommen hatte.

„Danke", sagte sie leise.

Er zog an der Zigarette und stieß den Rauch durch die Nase aus, ehe er sich wieder auf das Geländer lehnte.

Jade setzte sich auf die Brüstung und sah ihn an. „Warum bist du immer so ein Arschloch zu mir?"

Er lachte leise, nahm einen letzten Zug und schnippte die Kippe in die Büsche. Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Bist eben ein Miststück."

„Okay, andere Frage: warum fängst du plötzlich an, mich anzumachen? Was soll das?" Jade spielte mit ihrem Zungenpiercing an den Backenzähnen.

„Ich war beide Male betrunken, Shorty. Kein Grund zur Aufregung. Ich mache nun mal dumme Sachen, wenn ich getrunken habe."

„Und heute im Auto? Und vorhin auf der Couch?"

Er richtete sich auf und streckte sich. „Ich wollte bloß ein bisschen Spaß haben. Dich aus der Reserve locken." Er grinste schief. „Und es hat funktioniert, nicht?"

Jade sah ihn aus schmalen Augen an. „Was ist, wenn ich es Col erzähle?"

„Wirst du nicht."

„Was macht dich so sicher?"

„Deine Reaktionen auf meine Aktionen." Er wippte mit den Augenbrauen.

„Was meinst du? Ich habe auf deine Aktionen nicht reagiert."

„Ach, nein? Du bist also nicht jedes Mal mit Col ins Bett gegangen, nachdem...", Jon stellte sich zwischen ihre Beine, „... ich dich...", er legte seine Hände auf ihre nackten Oberschenkel, „... berührt habe?"

„Ich finde das überhaupt nicht witzig, Moxley. Vor allem nicht, weil ich mit deinem besten Freund zusammen bin und du mit einer meiner besten Freundinnen."

Jon ignorierte ihre Bemerkung über ihre Beziehungen. „Du sollst mich nicht Moxley nennen."

„Du nennst mich doch auch Shorty."

Hate you. Fuck you. Love you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt