Kapitel 7

14 1 0
                                    

Ein Jahr zuvor.

"Machen wir das gerade wirklich?"flüsterte ich während ich nervös die Nagellackreste auf meinen Nägeln abkratzte.
Ich spürte meine Finger nicht mehr und meine Zehen fingen langsam an taub zu werden.
Aus meinem Mund stiegen Atemwölkchen.
"Beruhig dich.Gekniffen wird nich."
Allie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und lächelte mich an.
Ihre Haare leuchteten silbern im Licht der Laterne die einsam auf dem Parkplatz leuchtete,wie eine weiße Rose inmitten einer Mohnblumenwiese.
Das mit den Haaren war ziemlich spo ntan gewesen,um genau zu sein hatten wir um 3 Uhr nachts dazu entschieden und es war ein Wunder das es überhaupt geklappt hatte.
Ich lächelte bei der Erinnerung und spielte mit einer blauen Haarsträhne.
"Los gehts."
Bei dem klang ihrer glockenhellen Stimme hätte ich beinahe zusammengezuckt.
Sie fasste meine Hand,zog mich hoch,und gemeinsam sprinteten wir über die Straße,geradewegs auf die meterhohe Mauer vor uns zu,die sich wie eine schwarze Welle vor uns auftürmte.
"Hast du ihn?"
Ich nickte und reichte ihr den faustgroßen Stein,den wir auf dem Weg hierher aufgegeabelt hatten.
"Du hast nur einen Versuch."
Sie nickte.
Dann zielte sie auf die Überwachungskamera die an der Mauer angebracht war.
Der Stein traff die Kamera .
Allie grinste mich an,ihre grünen Augen leuchteten wie Smaragde.
"Bereit ein bisschen Spaß zu haben ?"

"Das ist Wahnsinn.Ich glaube ich Träume."
"Das hier ist allemal besser als ein Traum.",korrigierte sie mich und drehte sich glücklich im Kreis.
"Hier kannst du nämlich selber entscheiden was du machst."
Sie schaute in den Himmel.
"Aber wir sollten glücklich sein.Nicht alle Menschen erleben sowas.",fügte sie hinzu und setzte sich wieder neben mich.
Wir saßen in in einem Zelt,dass in einem Baum hing.Vor uns lag eine schier unendliche Landschaft,voll mit Bergen,Bäumen,Seen und Hügeln.Am Horizont konnte man schon ein schwaches Leuchten erkennen.Die Kamera lag neben uns und wartete auf ihren Einsatz.
Eigentlich hatten wir sie schon benutzt,sie hatte die Ehre gehabt ,die ganzen Sternschnuppen die wir heute Nacht gesehen hatten einzufangen.
Doch der eigentlich Grund warum wir mitten in der Nacht in diesen Nationalpark eingedrungen waren und uns nun in einem Zelt befanden das in einem Baum auf einer Schwindel erregend hohen Klippe hing war der Sonnenaufgang gewesen.
Allie wurde in 2 Tagen 17 und einen Sonnenaufgang mitten in der Natur sehen und fotografieren hatte als letzter Punkt auf ihrer Liste gestanden die sie unbedingt noch abarbeiten wollte.Das sie unter 'Natur' einen kilometer lange Fläche von Bäumen verstand deren betreten verboten war und einem anonymen wohlhabenden Käufer gehörte störte sie nicht.
Es klang ziemlich verrückt aber so war Allie nunmal.Verrückt,ehrlich,treu,schlau und ingesamt die faszinierendste Person die ich je kennengelernt hatte.
Ich griff nach ihrer Hand.
"Allie?"
"Hm?"
"Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?"
"Nein."
"Nein?"
"Ich glaube das wir wiedergeboren werden.Alles ist vergänglich,sogar unsere Erde wird irgendwann untergehen.Irgendwann,vielleicht nicht jetzt aber irgendwann werden auch wir sterben und unsere Knochen werden zu staub verfallen.
Aber ich glaube,das hier",sagte sie und schaute mir in die Augen "das ist das einzige das unendlich ist.Dieser Moment,diese Erinnerung.Jetzt gerade sind wir unendlich."
Ich drückte ihre zierliche Hand.Ich brauchte nichts zu sagen.Sie wusste das ich sie verstand.Das wusste sie immer.
Eine letzte Sternschnuppe leuchtete auf und ich schloss die Augen.
"Unendlich Amber."flüsterte sie und in diesem Moment ging die Sonne am Horizont auf.

Amber-VollmondnachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt