The Destruction

284 20 8
                                    

"And in the end, we were all just humans, drunk on the idea that love, only love, could heal our brokenness."


16. Juli 2014

Alaska:


Ich renne die wenigen Schritte zu Harry und lasse mich direkt vor ihm auf die Knie sinken. Er hat die Augen geschlossen, sein Körper wirkt leblos und seltsam versteift.

„Harry?", sein Name entweicht meinen Lippen in Form eines fassungslosen Schluchzens.

Was, zur Hölle, tut er hier? Wie ist er überhaupt hergekommen? Ich hatte mich hoffnungsvoll an den Gedanken geklammert, dass er längst bei den anderen ist- hunderte von Kilometern entfernt von diesem Ort. Sicher.

Dass ich ihn heute morgen genug verletzt habe, um ihn auf jeden Fall aus der Schusslinie zu halten, aber hier ist er nun: blutend und verletzt an diesem schrecklichen Ort.

Was ist mit ihm? Was wollte er hier? Wie ist er überhaupt an die Adresse gekommen und wer hat ihm das angetan? Fragen über Fragen stürzen über mich ein und hinterlassen mich zitternd und hilflos.

„Harry.", wiederhole ich, lauter diesmal. Mehr vermag ich nicht zu sagen.

Er reagiert nicht. Sein Gesicht bleibt ausdruckslos und blass, wie vom Tod geküsst.

Bitte lieber Gott, lass ihn nicht tot sein. Das kann nicht sein. Nicht er, dieser starke Mensch, der nun so verletzlich und schmal wirkt, wie ein Kind.

„Harry!", mittlerweile brülle ich seinen Namen. Ein hilfloses, schmerzerfülltes Brüllen, das in dem hohlen Raum der Fabrik nachklingt. Die hohen Decken werfen den Ton zurück, als wollten sie mich verspotten. Doch mir ist vollkommen egal, ob mich jemand hört. Im Moment geht es nur darum, diesen höllischen Schmerz und das Gefühl der Schuld irgendwie loszuwerden, bevor ich verrückt werde.

Ich traue mich nicht, ihn zu berühren, habe zu große Angst davor, dass seine Haut tatsächlich kalt und wächsern sein könnte. Dass der Tod bereits seine langen, flinken Finger nach ihm ausgestreckt haben könnte. Dass ich zu spät bin.

„Was hat er?", Zayn lässt sich dicht neben mir auf den Boden sinken. Für eine Sekunde hatte ich vergessen, dass ich nicht alleine bin. Seine Stimme ist scharf, wie ein unerbitterlicher Schrei in der Dunkelheit.

„Ich weiß es nicht. Er...", jammere ich, als ich entschieden von ihm zur Seite gestoßen werde. Grob packt er sich Harrys rechtes Handgelenk, um seinen Puls zu fühlen und entlockt ihm damit ein schmerzerfülltes Wimmern. Seine Lippen öffnen sich dabei kaum, und doch durchströmt mich bei dem Geräusch jähe Erleichterung. Gepaart mit einem Anflug von Wut.

„Hör auf damit, du tust ihm weh.", fauche ich Zayn an, der sich in diesem Moment erleichtert über Harrys schwachen Körper beugt. „Harry, Gott sei Dank!" Er sieht so erleichtert aus, dass es mir beinahe leidtut, ihn so angemotzt zu haben, aber ich habe Angst. Angst, dass dieser Seufzer nur ein minimaler Moment ist, den wir noch mit diesem Menschen Zeit haben. Was ist, wenn es im nächsten Augenblick vorbei ist?

Zayn jedoch erwiedert nichts, er verzieht nur ebenfalls schmerzerfüllt das Gesicht.

Endlich traue ich mich, Harry zu berühren. Meine Finger fahren sanft über die Kluft zwischen seinen Augenbrauen und über seine Stirn, die vom Schweiß glänzt. Sein Gesicht ist heiß und nimmt bereits eine ungesunde Farbe an. „Alaska?", flüstert er schwach, als ich seinen Kopf in meinen Schoß bette und ihm das verwirrte Haar aus dem Gesicht streiche. Seine Augenlider flattern schwach, doch er vermag sie nicht zu öffnen.

Your Voice in My Head (H.S.)Where stories live. Discover now