der Anfang

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Es ist ein regnerischer Tag. Das Gelände der Akademie ist schlammig. Ich laufe trotzdem. Als Schlamm in meine Schuhe schwappt, fluche ich laut und ein paar Anfänger schauen erschrocken auf. Ich schaue sie nicht einmal an. Einfach weiterlaufen, denke ich mir, sie haben so oder so Angst vor dir. Die große Halle kommt in mein Sichtfeld. Ich atme tief ein, dann seufze ich. Ich fummele an der Chipkarte herum, die an einem schwarzen Band an meinem Hals unter meiner Jacke hängt. Als ich sie endlich zu fassen bekomme, ziehe ich sie durch den Kartenschlitz an der Tür und diese öffnet sich.

Die anderen sind noch nicht hier. Ich gehe in eine der Halle. Es hängen Waffen an den Wänden. Ich gehe langsam auf eine der Wände zu. Auf Augenhöhe hängt eine Axt. Ich überleg kurz, dann nehme ich sie von der Wand. Ich halte sie kurz in der Hand, betrachte den eisernen Griff. Ich höre etwas hinter mir. Meine Sinne sind geschärft. Dann drehe ich mich schnell um und werfe die Axt. Sie bohrt sich in die Wand auf der gegenüberliegenden Seite der Halle. Direkt neben Anabells Kopf.

Sie lächelt überlegen, klimpert mit ihren Wimpern, lässt ihre großen blauen Augen leuchten und wirft ihr blondes Haar über die schlanke Schulter. Ich drehe mich wieder um und verdrehe genervt die Augen. Hätte ich doch nur nicht daneben gezielt.

Anabell kommt zu mir. Anscheinend hat sie die Axt nicht aus der Wand gezogen bekommen, was mich lachen lässt. Sie schaut mich an, mit diesem Blick, das merke ich »Was willst du von mir, Anabell?« frage ich sie genervt. Sie weiß ganz genau was ich von ihr halte. »Das weißt du ganz genau...« schnurrt sie zurück und streckt eine Hand nach meine Rücken aus. Das reicht. Ich drehe mich langsam zu ihr um und knurre sie an. Sie wirkt nicht besonders überrascht, deshalb reiße ich meinen Mund auf und zeige ihr meine Reißzähne und knurre wieder.

Das scheint zu wirken. Sie kneift die Lippen zusammen, die Augen weit aufgerissen, dreht sich um und läuft davon. Ich höre sie noch »so ein selbstverliebter Freak.« murmeln, doch ich tue so, als hätte ich es nicht gehört.

Ich Laufe zu der Wand, ziehe die Axt heraus und hänge sie wieder an die Wand. Dann gehe ich eine Treppe hinauf in den Aussichtsraum. Er ist abgeschirmt und von der Halle nicht sichtbar. Dort sitzen schon die vier anderen Anführer. Anabell schaut mich abwertend an, doch ich beachte sie nicht und setze mich auf einen Sessel in einer der dunklen Ecken, neben Dean.

Er ist viel kleiner Als ich, mit Mausgrauem Haar und hellbraunen Augen. Er wirkt viel zu jung, um Anführer zu sein, obwohl er 17 ist. Er trägt das Zeichen seiner Gruppe auf seiner Jacke auf seinem Arm: einen grünen Laubbaum. Die anderen unterhalten sich, doch Dean merkt, dass ich gereizt bin und schaut mich nur an »du knurrst« informiert er mich und ich verstumme.

Dann kommen neue Anwärter. Sie müssen einen Test absolvieren. Einige werden abgewiesen, andere aufgenommen. Bis zum Ende sitze ich gelangweilt auf meinem Sessel und schaue in die ständig wechselnden Gesichter. Alle haben den gleichen Ausdruck, den sie uns zu sehen geben, von dem sie denken, das wir ihn sehen wollen.

Es sind nur noch drei Anwärter übrig. Ich stehe auf und will gerade gehen, als eine große Gruppe Menschen den Raum betritt. Es sind Wachen. In der Mitte läuft ein Mädchen. Sie scheint die Hände zusammen gebunden zu haben. Ich kneife misstrauisch die Augen zusammen, während sich Lucas, der Anführer der Heiler, einmischt »Was soll das?« fragt er verwirrt. Doch dann wird das Mädchen losgebunden und die Wachen lassen sie zu Boden fallen.

Sie ist bei Bewusstsein. Ihre Augen huschen aufgeregt über den Boden. Dann richtet sie sich auf, als würde ihr dies große Schmerzen bereiten, als wäre sie aus einem langen Schlaf erwacht. Sie stand unter Betäubung. schließe ich daraus. Sie hebt ihren Kopf und schaut genau in meine Richtung, als würde sie meine Anwesenheit spüren.

Ich schnappe nach Luft. Ihr Blick durchdringt mich. Sie scheint mich zu analysieren. Ihre Augen bewegen sich nicht und ich kann sie einfach nur an starren. Ich habe noch nie einen Menschen wie sie gesehen. Sie hat hellblaue Augen, die golden Schimmern. Dann fällt ein Strahl Licht in die Halle und ihre Augen scheinen das Licht aufzufangen und golden zu schimmern.

Sie schließt ihre Augen und schaut weg. Ich breche zusammen. Die anderen Anführer eilen mir zu Hilfe, doch ich bemerke kaum, wie sie mich wieder aufrichten. Doch ich bin verwirrt. Ich sehne mich danach, dass das Mädchen mir wieder in die Augen schaut, meinen Körper mit ihrem Blick in Besitz nimmt und mich ausfüllt. Doch sie würdigt mich keines Blickes und beginnt mit ihrem Test.

Als sie zum praktischen Teil kommt, nimmt sie einen Bogen von der Wand. Ich beuge mich in meinem Sessel nach vorne. Ich und die anderen Anführer sitzen jetzt in einer Reihe vor dem Glas, dass uns von der Halle trennt. Mein Gesicht berührt das Glas fast, mein Atem scheint weiß daran hängen zu bleiben. Sie schießt, wie ich es noch nie gesehen habe. Sie wäre die perfekte Jägerin. Sie gehört zu mir.

Sie beendet den Test. Die Wachen kommen wieder und nehmen sie in die Mitte. Wir beraten uns. Lucas ergreift als erster das Wort »jetzt wissen wir, warum sie gefesselt war.« Die anderen nicken sich zu. Nur ich Sitze bewegungslos in meinem Stuhl. »Wir sind uns doch alle einig, dass sie nicht hier bleiben kann, oder? Ich meine, wer will sie schon aufnehmen?«

Ich schaue die anderen regungslos an. Dann richte ich mich auf »Ich nehme sie.« Anabell schaut mich fassungslos an. Jakob und Dean ebenfalls. Lucas fragt »ist das dein Ernst? Sie ist hochgradig gefährlich!« »Woher wollt ihr das wissen?«, frage ich »und selbst wenn, dann ist sie immer noch eine ausgezeichnete Jägerin.« Lucas lacht und hält sich den Kopf. Dann schaut er mir in die Augen »Gut. Nimm sie. Deine Entscheidung. Aber wenn sie Amok läuft, machen wir dich dafür verantwortlich.«






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