Kapitel 2

429 13 12
                                    

Mit geweiteten Augen laufe ich nach Hause, noch geschockt von dem was gerade eben passiert ist. Um ehrlich zu sein : ich hatte viele Verehrer - wirklich viele. Aber noch nie hegte ich Intresse in solchen Sachen, war immer sehr kindlich. Es waren eher durchschnittliche Typen, Jungs aus meiner Klasse oder aus meinem Bekanntenkreis. Deshalb sollte mich Mohanads Liebesgeständnis eigentlich nicht schocken - aber genau das hat es. Nicht nur das - mein Herz wollte einfach nicht auhören zu pochen, meine Wangen waren noch immer glühend heiß. War es seine aufdringliche und doch coole Art? Oder doch eher seine wundervollen, tiefschwarzen Augen, die mich immer und immerwieder durchschauten. Ich wusste es nicht, doch bei einer Sache war ich mir sicher - Mohanad war für mich kein normaler Mensch. Er war was ganz besonderes. Er war anders. Zuhause angekommen erhielt ich, wie immer, gefühlte Tausend Anrufe von meinen Freundinnen, die wissen wollten wie es zwischen mir und meinem neuen Verehrer gelaufen ist. "Gut. Ja. gut. Ok. Mach ich. Ja. Ok. Bis Morgen." antworte ich nur. Diese Anrufe nerven höllisch. Nicht, dass ich die Mädels nicht mag, aber über sowas mag ich nun wirklich nicht reden.

Tage und Wochen vergingen. Mohanad ließ sich nicht mehr blicken, obwohl er sonst immer vor meiner Schule stand und mich beobachtete. Hasst er mich jetzt? Hat er eine andere? Diese Gedanken, diese Ängste wollten mir nicht aus dem Kopf gehen.

Ich legte mich auf mein Bett und denke nochmal über alles nach. Mohanad ging mir nicht eine sekunde aus dem Kopf. Was würde wohl aus uns passieren? Noch bevor ich eine Antwort darauf finden konnte vibriert mein Handy, denn ich erhielt eine neue Textnachricht von einer unbekannten Nummer.

"Helen, es tut mir leid wegen letztens. Ich war vielleicht etwas aufdringlich, aber ich meine es ernst mit dir. Gib mir noch eine Chance.. Überleg es dir nochmal..  Kann ich dich morgen sehen? Nach der Schule? Mohanad."

Mein Gesicht erhitzte sich schlagartig. Es war Mohanad! Endlich! Ohne auch nur einen Moment darüber nach zu denken wie er wohl meine Nummer bekommen hat, schreibe ich ihm sofort zurück.

"Ich werde da sein. Beim Baum, wie immer."

Ich weiß nicht was plötzlich in mich gefahren ist. Mein klopfendes Herz, die Wärme in mir, dieses Glückgefühl, welches ich vorhin gespürt habe - bin ich wirklich verliebt, auch wenn ich Mohanad so gut wie gar nicht kenne? Ist sowas möglich? Vielleicht stellt sich das morgen heraus. Vielleicht werden seine Augen mir zeigen was ich wirklich fühle. Ich kann es kaum erwarten. Mit diesen Gedanken voller Vorfreude schlafe ich langsam ein.

Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete, springe ich sofort aus meinem Bett. Ja, ich bin sehr aufgeregt. Das erste Mal freue ich mich wirklich auf den heutigen Schultag! Ich zog mir meine graue Uniform an und renne sofort mit strahlendem Gesicht aus dem Haus. Obwohl ich früh dran war lief ich so schnell wie möglich zur Schule und schaute gar nicht auf die Straße, voller Gedanken was heute wohl passieren wird. Wird das mein erster Freund, meine erste Liebe? Verlegen von meinen eigenen Gedanken erreiche ich endlich die Schule, doch noch niemand war da. So setzte ich mich auf dem Boden und wartete auf den Rest. Plötzlich spüre ich Blicke auf mich. Ich drehe mich um und sehe ein Mädchen, welches mich böse anfunkelt. Ich hab sie noch nie zuvor gesehen. Was wollte sie von mir?Ich stand auf um das Mädchen anzusprechen, doch bevor ich überhaupt einen Schritt machen konnte höre ich, wie meine Freundinnen meinen Namen rufen. Ich blendete das komische Mädchen aus und gehe auf meine Mädels zu.

Der Rest des Schultages verlief, nicht anders zu erwarten, so langweilig wie immer. Ich hatte meinen Freundinnen alles über das Gespräch mit Mohanad erzählt und freuten sich sogar etwas mehr als ich über das heutige Treffen mit ihm. Sie wussten - zwischen mir und ihm wird heute etwas passieren. Nachdem es endlich geklingel hat laufe ich mit ihnen die Treppen hinunter zum Ausgang."Ranna?", rufe ich meine Freundin skeptisch zu. " Wenn man die ganze Zeit von einem Jungen träumt und sich freut ihn zu sehen.. Nennt man das Liebe? Auch, wenn man ihn fast nicht kennt?" Sie lacht auf. "Du bist süß. Ich denke schon. Liebe ist wie Chemie, man sieht sie nicht mit bloßem Auge, und wenn  zwei Reaktionspartner plötzlich auf einander treffen reagieren sie automatisch, auch wenn sie sich gar nicht kennen." anwortet sie mit einem zwinkern. Ranna, die Chemikerin. Sie liebt dieses Fach durch und durch und verbindet jegliches Thema damit. "Also.. Meinst du ich soll seine Liebe heute erwiedern?" erwiedere ich. Sie runzelte ihre Stirn und schaut mich danach ernst an. "Helen.. Es ist dein Leben. Du musst deine Geschichte schreiben. Aber einen Tipp gebe ich dir. Geb dich niemals leicht her. Denn egal wie gut ein Mann reden kann, nur Taten zählen." Sie lächelt mir zu und drückte mir einen Schmatzer auf die Wange. "Viel Glück Liebes.". Mit diesen Worten lief Ranna mit den restlichen Mädels weg und ließen mich alleine zurück.

Ich laufe auf den Baum hinzu. Eigentlich müsste Mohanad schon da sein, doch er schien nirgendwo zu sein. Ich fing an nervös zu werden. Was, wenn er mich doch nicht mehr wollte? Lauter wirrer Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. "Helen! Du bist ja gekommen!" höre ich jemanden rufen. Es war Mohanad! Meine ganzen Ängste waren umsonst gewesen. Ich hab mir wie immer nur blödes Zeug eingeredet. "Hey.." rufe ich Mohanad schüchtern entgegen. Er lächelt mir zu und legt seine Hand auf meine Wange. "Du bist wunderschön.." sagt er leise. Mein Herz reagiert mal wieder auf seine Berührung und beginnt wieder wild zu klopfen. Ich kann einfach kein Laut mehr von mir geben. "Helen , gib mir eine Chance. Ich werde dir meine Liebe beweisen. Sei meine Geliebte, ich werde dich immer beschützen. Ich sehe es von deinen Augen .. Du liebst mich auch, oder?" Ohne jeglichen Widerstand nicke ich und seine Augen funkeln. Ja, ich liebe ihn. Ich weiß nicht, ob man das wirklich so nennen kann, aber das Gefühl, welches mich immer wieder überkommt wenn ich ihn sehe - das nenne ich jedenfalls Liebe. Ich kann den Schock in seinem Gesicht sehen. Durch die Stille zwischen uns höre ich wie unsere Herzen pochen und unsere Augen wenden sich nicht voneinander ab. Plötzlich stößt er mich auf den Baum, und nähert sein Gesicht an meins. Was? Will er mich küssen??, denke ich mir. "Helen.. du bist schön. Sehr schön. Ich will dich." haucht er mir in mein Ohr. Mein Herz spielt verrückt. Das war zuviel für mich, das ist doch noch zu früh! Er packte seine Hände auf meine Hüfte, schmiegte sich an mich und küsste meine Wange. "Mohanad, ich --" versuchte ich zu sagen, doch er legt schlagartig sein Finger auf meinem Mund. "Psscht.. Keine Angst. Um diese Zeit kommt so gut wie niemand an diesem Baum vorbei." Ich schlucke, denn eine Angst überkommt mich. Was will er mit mir anstellen? "Helen.. Du bist so sexy.." flüstert er mir zu, und nach diesen Worten zieht er mich brutal an sich und fängt an mich zu begrabschen. "HÖR AUF!!! WAS SOLL DAS?" schreie ich und schubse ihn von mir weg. Völlig außer atem schauen wir uns an - er eher enttäuscht, ich voller Wut. "Was geht denn mit dir?" erwiedert er, als wär das was er getan das normalste auf der Welt. Ich konnte nichts mehr sagen. Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um laufe Nachhause. Ich hörte noch wie Mohanad mich rief, doch das blendete ich aus. Was gerade geschehen war war nicht normal - und das musste ich erstmal verarbeiten.

















Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 08, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Liebe auf ArabischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt