Prolog

21 3 2
                                    

Sie lag in seinen Armen und versank förmlich in seinen blauen Augen. Er lächelte sie an mit seinen strahlend weißen Zähnen und fuhr ihr sanft mit der Hand durch ihr langes braunes Haar. Sie war glücklich. Sei langem war sie einmal wieder richtig gut gelaunt. Er gab ihr das Gefühl etwas wert zu sein. Sie liebte ihn. Sie liebte ihn mit jedem kleinen Atemzug, mit jeder faser ihres Körpers, mit jedem Herzschlag.
Er strich ihr langsam über die Rechte Schulter, wanderte mit der Hand unter ihr graues shirt. Sie grinste ihn an. Eigentlich wollte sie es. Eigentlich wollte sie mit ihm schlafen , aber sie hatte Angst. Sie wollte nicht das er es sah...
Doch bevor sie ihm sagen konnte, dass sie heute keine Lust hatte, zog er ihr das Shirt aus. Sie lächelte ihn krampfhaft an. Er erwiderte es nicht, sondern starrte ihren mit blauen Flecken übersähten Körper an. Mit seinem Zeigefinger fuhr er über die Blessuren und Hämatome. Dann sah er ihr ernst in die Augen. Sie konnte die Tränen nur schwer unterdrücken. Sie hasste es wenn er sie so ansah. Jedes Gefühl von Liebe schien gänzlich aus seine Augen verschwunden zu sein. Sie riss ihm ihr Shirt aus der Hand, zog es wieder an und befreite sich aus seinen armen, sodass sie aufstehen konnte. Er erhob sich ebenfalls und folgte ihr zur Tür und hielt sie an der Schulter fest.
"Cara, so geht das nicht weiter. Sag mir endlich wo diese Verletzungen her kommen", sagte er und drehte sie zu sich herum.
Sie richtete den Blick auf den Boden als sie ihm antwortete: "Von der Arbeit, hab ich dir doch gesagt."
Er seufzte, legte ihr seine Hand unters Kinn und hob ihren Kopf an,damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. "Ich weiß, dass das nicht stimmt. Du kannst mit mir reden. Ich bin immer für dich da und ich werde versuchen dir zu helfen."
"Doch, es kommt von der Arbeit. Denkst du etwa ich würde dich belügen?", fragte sie und er konnte die Nervosität in ihrer Stimme deutlich erkennen.
"Ja."
Sie starrte ihn an. Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. Er blieb gelassen und redete weiter: "Sag mir die Wahrheit, Cara. Du weißt, dass ich dich liebe, aber ich möchte das du endlich ehrlich zu mir bist. Ist es dein Vater?"
Cara riss sich von ihm los und stürmte, ohne ihm auf seine Frage zu antworten, aus seiner kleinen wohnung. Nun weinte sie. Sie weinte wie schon lange nicht mehr.Das was gerade eben geschehen war, war das vorher sie die ganze Zeit Angst gehabt hatte. Daniel war sauer auf sie, weil sie ihm nicht die Wahrheit sagte. Aber sie konnte es einfach nicht... Er durfte das niemals erfahren.
Sie eilte durch das Treppenhaus und verließ schließlich das Gebäude. Innerlich hoffte sie, er würde ihr folgen, doch sie wusste das dies nicht der Fall war. Sie war allein. Mal wieder.
Es regnete und die tropfen peitschten nur so auf sie ein. Wenigstens sah jetzt keiner mehr das sie weinte. Sie beschleunigte ihr Tempo und schlug den Weg ein, der zu ihrem zu Hause führte.
Nach etwa einer Viertelstunde erreichte sie das kleine Haus in dem sie gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester Sarah und ihrem Vater wohnte. Sie lief zur Tür und kramte den Schlüssel aus ihrer Jacke.
Noch einmal atmete sie tief durch, bevor sie nach innen ging. Es war alles ruhig, zum Glück.
Cara ging ins Bad und hängte ihre nassen Klamotten über den Badewannen Rand und stellte die Schuhe hinein. Anschließend schlang sie sich ein Handtuch um ihren Körper und eins um ihre durchnässten Haare. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnen wollte stellte sie fest das diese verschlossen war. Das konnte nur eines bedeuten.
Sie klopfte gegen die Tür. "Sarah, ich bin es. Mach bitte auf."
Es dauerte etwas bis man schließlich hörte wie sich der Schlüssel im Schloss rum drehte und die Türe sich ganz langsam öffnete. Sarah starrte Cara durch ihre smaragdgrünen Augen ängstlich an. Cara nahm ihre kleine Schwester fest in den arm und stieß sie dann zurück ins Zimmer. Sie verschlossen die Tür erneut und setzen sich dann zusammen auf Caras großes bett.
"Was ist passiert?", fragte Cara mit sanfter Stimme.
Sarah vergrub sich in Caras Schulter, schniefte und antwortete ganz leise:" er hat mit bierflaschen geworfen.. "
"Hat er dich getroffen?"
"Nein. Als er damit angefangen hat bin ich ganz schnell weg gerannt und hab mich im Zimmer eingesperrt. Er hat ganz wütend gegen die Tür gehauen und hat laut geschrieen."
"Wo ist er jetzt?"
"Weiß nicht... Ich glaube aber er ist bei Charlie Fußball schauen."
Cara nickte und stand wieder auf. Sie zog sich etwas trockenes an. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Sarah, die immer noch auf dem bett saß und ängstlich drein sah. Cara seufzte, lief zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich bin schon dabei Geld aufzutreiben, aber ich hab leider noch nicht genug damit wir uns eine Wohnung nehmen können."
"Ich weiß. Mach dir keinen Stress deswegen. Du tust schon alles was du kannst."
Cara lächelte Sarah an. Sie war zwar erst zehn Jahre, aber manchmal klang sie wie eine Erwachse. Und oft erinnerte sie Cara an ihre Mutter.
Nicht nur von der Art, auch vom aussehen. Sarah besaß diese wundervollen neugierigen smaragdgrünen Augen, das kurze rotbraune Haar und die vielen sommersprossen im Gesicht, genau wie ihre Mutter.
"Ich bin gleich wieder da. Wenn du willst kannst du auf meinem laptop spielen", sagte Cara an Sarah gewandt und verließ dann das Zimmer um sich im Bad die immer noch nassen haare zu föhnen. Anschließend suchte sie das Haus nach ihrem Vater ab und stellte voller Erleichterung fest das Sarah Recht gehabt hatte und er nicht hier war.
Sie ging in die Küche und sah nach ob sie noch etwas zu essen zu Hause hatten. Der Kühlschrank war bis auf eine Packung Eier und Milch randvoll mit Bier gefüllt. Cara nahm die Eier heraus, schnappte sich eine Pfanne und machte sich daran Rührei für sie und ihre Schwester zu machen.
Sie teilte die kleine Portion auf zwei Teller auf und ging dann zurück in ihr Zimmer.
"Was ist das?", fragte Sarah und nahm Cara einen der befüllten Teller ab.
"Rührei. Wir haben nichts anderes mehr da, aber keine sorge, ich gehe morgen Vormittag einkaufen und besorge wieder was und wenn du willst bringe ich dir auch ein wenig Schokolade mit", entgegnete Cara und setzte sich zu ihrer kleinen Schwester aufs Bett.
"Oh ja! Ich hab schon lange keine mehr gegessen!"
Sie aßen gemütlich zu Ende, anschließend beschäftigte sich Sarah weiter mit dem Laptop und Cara machte sich daran das Geschirr aufzuwaschen. Als sie fertig war hörte sie wie sich die Haustür öffnete. Sie atmete tief durch, lief zurück ins Zimmer und sperrte ab. Jetzt war er wieder da...

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 10, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

FlawlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt