10-Neuer Banknachbar

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Xavier ließ sich mit einem Grinsen im Gesicht neben mich auf den Stuhl fallen. "Was war im Wald los mit dir?", raunte er in mein Ohr. "Erstens geht dich das nichts an und zweitens habe ich dir gesagt du sollst mich in Frieden lassen, so weit ich mich daran erinnern kann und Nummer drei dich hat es nichts zu interessieren war ich tue!", murrte ich zurück.

12.40 Uhr Mittagspause
Endlich hatte ich mal Zeit für mich, Xavier hatte den Schultag über zwar keine nervigen Fragen mehr gestellt, dennoch nervte mich zum Teil seine bloße Anwesenheit. Ich wusste nicht warum, denn eigentlich war es bei Mates so, dass die Anwesenheit des anderen als beruhigend empfand, naja entweder bei Größenwandlern war das anders oder ich war zu doof dazu.

Heute gab es Linsensuppe und Spaghetti, beides sah widerlich aus, also bestellte ich mir einen Obstsalat. Beim Mittagessen saß nie jemand mit an meinem Tisch, meine Freundinnen hatten eben noch andere Freundinnen, die nicht viel von Größenwandlern hielten. So saß ich wie immer allein und dachte über verschiedene Sachen nach, wie zum Beispiel wie ich richtig damit umgehen konnte, dass Xavier mein Mate ist. Wenn man den Gerüchten glauben schenkte, würde er wenn er mich in Tims Nähe sah voll an die Decke gehen oder ihn umbringen, das waren zwar nur Gerüchte, doch so soll es auch schon anderswo zugegangen sein.

Plötzlich spürte ich einen Blick auf mir, der mich irgendwie umbringen sollte, als ich hoch sah, bemerkte ich die Quelle dieser blicke, Emma. Doch dann wurde mein Stuhl zurück gezogen, jemand mit großen warmen Händen hob mich an der Hüfte hoch und setzte mich vorsichig auf dessen Schoß ab. Ich keuchte und drehte mich zu der Person um, doch das wäre nicht nötig gewesen, denn augenblicklich umfing mich ein himmlischer Geruch, eine Mischung aus Wald und, komisch aber wahr, Blumen. Xavier war der Schuldige, er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und schlang seine Arme un meinen Bauch.

Konnte man nicht mal mehr in Ruhe Mittagessen? "Kannst du dir nicht einen eigenen Stuhl suchen?", fragte ich ihn ruhig, ja diesmal hatte er wirklich eine beruhigende Wirkung auf mich und ich lehnte gegen seine muskulöse Brust. "Nein, die sind erstens für mein Rudel freigehalten und zweitens willst du doch auch nicht weg von mir und drittes musst du mir noch erklären was da im Wald mit dir abgegangen ist.", erklärte er leise. Da ich ihn nicht so schnell los werden würde und das im Moment gar nicht wollte, schnappte ich mir meinem Obstsalat und meine Gabel, wo war meine Gabel überhaupt? Sie war verschwunden!

"Xavier hol dir selber eine Gabel, das is...", weiter kam ich nicht, da wurde mir eine Weintraube, die Xavier mit der Gabel aufgespießt hat, in den Mund geschoben. Die Weintraube schmeckte köstlich, da kam auch schon das nächste aufgespießte Fruchtstückchen meinem Mund gefährlich nahe. Ich machte wie ein kleines Kind, das gefüttert werden musste, den Mund auf.

Ich erschraken als die freien Stühle um uns herum besetzt wurden. Das waren wohl Xaviers Freunde. "Werwolf?", fragte mich einer der Jungs. "Nein.", antwortete ich nur knapp. "Warum haben wir nicht mal ne coole Luna?", murmelte der Typ leise, doch er hatte die Rechnung wohl ohne mein Gehör gemacht. "Wie kannst du so sicher sein, dass ihr keine coole Luna habt?", fragte ich und alle starrten mich an. "Was? Wie?", sammelte er, aus unerkährlichen Gründen musste ich an meine Eltern und Johann denken, wie auf Kommando stiegen mir Tränen in die Augen, dann traf mich die Erkenntnis weshalb ich an meine toten Eltern dachte, bei meinen Eltern hatte ich mich über flüssig, unbrauchbar gefühlt, genau dieses Gefühl drang an die Oberfläche. So wie er es gesagt hatte, wollte er keine Größenwandlerin als Luna und somit war ich über flüssig.

Ich sprang von Xaviers Schoß auf und rannte davon. Die Mädchen Toilette war schon in Sicht, ich war total aufgelöst. Ich sah in einen der Spiegel, ich sah tot aus nicht lebendig oder fröhlich wie noch vor 5 Minuten. Nach 10 Minuten hatte ich mich wieder beruhigt und machte mich auf den weg zum Klassenzimmer, auf halben Weg kam Xavier mir entgegen und schloss mich in eine Umarmung, die ich nur erwiderte, so schön fühlte es sich an. Er strich mir beruhigend über den Rücken und ich ließ mich regelrecht gegen ihn und seinen warmen starken Körper fallen. Bei ihm fühlte ich mich gebraucht und akzeptiert, es war himmlisch und erstmals fiel mir auf, dass er echt groß war, mindestens eineinhalben Kopf größer als ich.

Nach einigen Minuten lösten wir uns voneinander und liefen Händchen haltend ins Klassenzimmer. Jetzt hatten wir eine Stunde Geschichte, einfach stinklangweilig. Aber diese Stunde war meine letzte für heute, also konnte ich mich nicht beschweren.

13.50 Schulschluss
Mit großen Schritten machte ich mich auf den Weg zum Bus. An der Bushaltestelle stand auch Xavier. "Du hast kein Auto?", fragte ich ihn. "Nein, dadurch,dass wir hier her gezogen sind, wird mein Auto erst heute oder morgen kommen.", antwortete er mir niedergeschlagen. Er hasste es vermutlich Bus fahren zu müssen und dazu war der Bus immer so voll, dass nicht einmal ich innerhalb von 5 Jahren nicht einmal sitzen konnte.

Endlich kam der Bus, alle drängelten um einen Sitzplatz zu ergattern, ich hatte dieses Getue schon lange aufgegeben, allerdings hatte ich einen anderen Plan und so kam es, dass ich immer als letztes einstieg, denn vorne beim Busfahrer war man nicht so gequetscht. Xavier stellte sich auch mit bei der Masse an, doch ich hielt ihn zurück.

Dann nach gefühlten Stunden konnte ich und Xavier auch einsteigen, komisch der Bus war sonst so voll. Aber heute war sogar mein Lieblingsstehplatz frei. Der war, das ist ein bisschen schwer zu beschreiben, hinter der ersten Sitzbank, über dem Rad, da war so eine Anlage und da drum herum sind Geländer in einer Höhe von etwa 15 cm, aber man konnte sich wirklich gut mit dem Hintern daran lehnen, man muss sich eben nur noch irgendwo festhalten sonst fliegt man um.

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