Nicht 08/15.

Kapitel 1

Manchmal, da hasste ich ihn einfach, weil er so unfassbar nervig sein konnte mit seiner Art mich zu verbessern. Und dann gab es eine Zeit, da liebte ich ihn, und zwar mehr als ich sollte. Aber am schönsten war es, als er mein bester Freund war, wenn nicht sogar sowas wie ein Bruder, natürlich auf eine eher psychische Art.
Er wohnte neben uns, was bedeutet, dass wir ziemlich viel Zeit miteinander hätten verbringen können, wenn ich ihn eben nicht die ersten 15 Jahre meines Lebens gehasst hätte, wegen seiner belehrenden Art. Ehrlich gesagt finde ich noch heute, dass er ein unfassbarer Klugscheißer und Streber war. Ich war vermutlich einfach eifersüchtig, dass er sowohl unglaublich gut zeichnen konnte, er aber auch für eine Matheaufgabe fünf Minuten brauchte und ich 20. Tut mir Leid, aber solche Menschen bringen jeden unbegabten, talentlosen Horst dieser Welt auf die Palme.
Zurück zum Thema: Mit 15 konnte ich ihn also nicht ausstehen. Bis zu dem Tag, der 14.10. um genau zusein, als ich noch spät abends zum Supermarkt musste. Ich wollte Schokolade. Und Mama sagte, dass sie ganz dringend Waschmittel und Küchenrolle brauche.
Ich weiß nicht mehr wie spät es war, aber es war dämmerte bereits. Und wie das auch eben an einem Freitagabend ist, lungern auch oft schon Jungs beziehungsweise Männer herum, die nicht mehr ganz nüchtern sind, und demnach auch mich für eine heiße Perle halten, was jetzt nicht unbedingt eine Beschreibung für mein Aussehen wäre.
Ich wollte mich eh nicht lange mit den Einkäufen beschäftigen, weil ich noch was zu tun hatte. Fernsehen.
So ging ich also hastig in den kleinen Vorstadt-Supermarkt, schnappte mir Küchenrolle und Schokolade und wollte mich möglichst schnell wieder durch das nach Alkohol stinkende Volk nach draußen bewegen, was mir letzten Endes auch gelang. Ich steckte die Schokolade in meine Jackentasche und machte die Küchenrolle und das Waschmittel auf meinem Gepäckträger fest. Eilig fuhr ich los, denn ich hörte schon die ersten Rufe von sich überschätzenden jungen Männern, die sich um die Uhrzeit schon gerne auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt trafen. Ich musste auf meinem Nachhauseweg durch einen kleinen, kaum beleuchteten Waldweg und weil mein Licht nicht mehr das Neuste war, sah ich auch erst viel zu spät die Gruppe von jungen Männern um die 18 auf mich zukommen. Sie waren nicht nüchtern. Definitiv nicht. Indem sie zu viert nebeneinander über den Schotterweg maschierten, blieb mir nichts anderes als zu bremsen oder wahlweise gegen einen Baum zu fahren. Da ich mein Fahrrad nicht demolieren wollte, entschied ich mich für Variante eins.
„Na süße? Auf dem Weg nach Hause?", Macho Nr.1, im Vorstrafenregister bestimmt nicht selten erwähnt. Ich sagte nichts. „Ach komm schon, Kleine. Was bist du denn so still?", Macho Nr. 2, mit dem Fett aus seinen Haaren hätte man ein Kilo Pommes frittieren können. Er packte an meinen Lenker. „Lass das!", fauchte ich.
Schließlich kam Macho Nr. 3 und schmiss mich mitsamt Fahrrad auf den Boden. Ich schrie, bis sich Macho Nr. 2 schließlich runterbeugte und mir seine verschwitzte, stinkende Hand auf den Mund drückte und mir Macho Nr. 4 das Fahrrad zwischen den Beinen wegzog, während ich heftig versuchte diese scheiß Hand von meinem Mund zu entfernen.
Die Kerle kamen mir gefährlich nah und ich schlug um mich und versuchte zu schreien. Ich wand mich über den Boden, damit sie endlich ihre ekeligen Finger von mir ließen und schaffte es tatsächlich loszureißen. Ich nutzte den Überraschungsmoment und rannte einfach los, durch den Wald.
Mittlerweile war es stockfinster und ich besaß keinerlei Orientierung mehr.
Plötzlich sah ich in einiger Entfernung ein Licht aufflackern.

Hey! Ich hoffe Kapitel 1 hat euch gefallen (: Ihr denkt jetzt alle bestimmt so 'Oh nein schon wieder so eine stinknormale 08/15 Liebesgeschichte, aber so wird die echt nicht, versprochen <3
Lg, Debbi <3

Und ja, der Titel ist wirklich 'nicht 08/15' warum? Weil Ichs kann.