Kapitel 9

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Ich riss erschrocken meine Augen auf. Weint meine Tante etwa?

»Hotaru... Gin... schön dass ihr da seid«

sagte sie nach einer Weile und versuchte zu lachen. So habe ich sie noch nei gesehen, normalerweise ist sie eine sehr fröhliche Person und ist fast nie traurig.

»Wo ist denn Onkelchen...?«

fragte ich als neimand etwa sagte. Sie schaute auf den Boden und bittete uns rein. Ich verstand nicht ganz was das zu bedeuten hatte.

Drinnen saß mein Cousin still an einem Tisch. Er trug schwarz. Wie meine Tante, was mir jetzt erst auffällt. Auf dem Tisch stand ein Bild von meinem Onkel und daneben standen Rauchstäbchen. Das ist nicht wahr....oder? Mir kamen die Tränen. Ich legte meine Tasche neben die Tür und lief langsam auf den Tisch zu. Ich setzte mich neben meinen Cousin. Der sah mich traurig an. Ich zögerte ein wenig doch dann umarmte ich ihn und fing auch an zu weinen. Gin stand nur neben der Tür und wusste nicht, was er machen soll. Meine Tante setzte sich zu uns und fing auch an zu weinen. Gin setzte sich neben dir Tür auf den Boden und beobachtete uns. Ich bin mir bis heute noch nicht sicher, ob er es da schon begriffen hatte.

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Als wir wieder normal reden konnten erzählte uns meine Tante, was passiert ist. Er ist wohl bei der Ernte gestürzt. Er hatte sich die Hüfte gebrochen. Das wäre kein problem gewesen und er durfte recht schnell wieder nachhause, doch am letzten Tag bemerkten die Ärzte, dass mein Onkel einen sehr großen Tumor in der Brust hatte. Die Ärzte konnten nicht mehr für ihn machen. Der Tumor war schon zu weit ausgebreitet. Er ist erst vor ein paar Tagen gestorben und sie wollten meine Familie besuchen kommen, doch bisher gab es noch keine gelegenheit. Sie wollten es uns schonend beibringen, nicht übers Telefon. Ich saß die ganze Zeit nur da uns wusste nich, was ich tuen soll. Ich wünschte, ich hätte ihn öffter sehen können. Ich seh ihn ja nur jedes Jahr einmal. Wenn ich nur ein paar Tage früher dagewesen wäre, hätte ich ihn noch sehen können. Ich mache mir selber vorwürfe, dass ich ihm gegenüber nicht immer freundlich war. Ich hatte mich so auf diesen Sommer gefreut... Aber jetzt...

Nach einer weile stillen schweigen gingen Gin und ich nach oben in unsere Zimmer. Ich holte einen Futon aus dem Schrank und verkroch mich unter der Decke. Ich wollte am liebsten immer unter der Decke bleiben. Ich hörte, wie die Tür aufgeht und Schritte näher kamen. Es war Gin. Er hatte seinen Futon dabei und legte sich neben mich. Als er sah, dass ich mich verstecke, umarmte er mich. Ich schloss ihn in meine Arme und fing an zu weinen. Das mag ich an Gin. Er weiß immer, was er machen muss ohne ein Wort zu sagen. Wir blieben ziemlich lange so liegen und ich vergass die Zeit. Heute gab es kein Abendessen. Ich wollte auch gar nicht runtergehen.

»Dein Onkel war ein toller Mensch.«

sagte Gin nach einer Weile. Ich zog die Decke weiter über mein Gesicht. Ich musste noch einmal an alle erinnerungen denken, die ich mit meinem Onkel hatte. Er war immer etwas streng aber auch sehr nett. Bei ihm gab es immer die beste Wassermelone und ich weiß noch, wie er mir zeigte, wie man aus Weizen Mehl macht. Er war immer so etwas wie ein Held für mich. Ehe ich es verhindern konnte, fing ich wieder an zu weinen. Gin umarmte mich wieder und so schliefen wir ein.

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Die nächsten Tage waren meine Tante und mein Cousin oft nicht da. Sie mussten in die Stadt fahren zum Bestattungsunternehmen. Sie fragten mich, ob ich mit wollte, aber ich wollte nicht. Das wäre dann immer noch trauriger gewesen. Gin und ich blieben den ganzen Tag im Haus. Wir machten nichts. Wir saßen nur ruhig da. Ich wollte noch nicht einmal in den Wald gehen. Auch den Sonnenuntergang wollte ich nicht angucken. Ich wollte gar nichts tun.

hotarubi no mori e -was wäre wenn....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt