Der Schatten und das Licht - Part I

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„Rika!", quengele ich, „bitte lass' uns mal wieder was zusammen machen!" Wir sind gerade in der Klasse und ich knie neben dem Platz meiner besten Freundin.
So gerne würde ich mit ihr eine Pyjama Party machen, aber mir kommt es immer wieder so vor, als würde sie seit wir in der Oberschule sind,sogar noch kühler sein, als sie es mit zwölf schon war.
„Du nervst, Zen." Meine Gesichtszüge entgleisen und ich fange an zuflennen.
„Glaubst du nicht, dass du mittlerweile schon zu alt für dieses Verhalten bist?", fragt sie mich nach einem tiefen Seufzen.
„Warum sollte ich? Man sollte immer so sein, wie man sein will. Und ich möchte immer dieselbe bleiben!" Strahlend blicke ich jetzt zu Rika herab, da ich aufgesprungen bin. Sie schaut immer noch gleichgültig gerade aus.
„Wenn du meinst." Rika hatte blonde, kurze Haare und einen stets emotionslosen Ausdruck auf dem Gesicht, dennoch war sie für mich eine der wichtigsten Personen auf der Welt.
„Also ich finde deine Einstellung toll, Zen", unterstützt mich Luke, unser Klassensprecher seit der Grundschulzeit. Dankend lächele ich ihn an, setze mich aber schnell an meinen Platz neben Toby, als unser Lehrer den Raum betritt. Toby hatte wuscheliges, braunes Haar, durchdringende braune Augen, die manchmal rot zu schimmern schienen.Er gilt als Rebell und Unruhestifter hier, aber ich kam relativ gut mit ihm klar.
„So, dann fangen wir mal an!", beginnt Mr. Thomas, als plötzlich der Lautsprecher ertönt:
„Zen Taylor,bitte sofort ins Rektorat. Zen Taylor, bitte sofort ins Rektorat!"
Die Blicke der ganzen Klasse richten sich auf mich, sogar Rika und Toby starren mich an. Zögerlich stehe ich auf und gehe aus dem Raum.
Habe ich etwas verbrochen? Was habe ich denn falsch gemacht?
Das neue Schuljahr hat gerade erst begonnen und schon werde ich zum Direktor zitiert.

Die Oberschule, die ich und meine Freunde besuchen, unterscheidet sich sehr von gewöhnlichen Schulen. Wir sind etwas besonderes,könnte man sagen. Seit unserer Geburt haben wir spezielle Kräfte und diese werden hier noch weiter trainiert und unter Kontrolle gebracht.

Gewöhnliche Menschen haben Angst vor uns, was keine Überraschung ist. Was die Leute nicht kennen, davor fürchten sie sich. Eigentlich sind wir aber ganz normale Schulkinder.
Zitternd klopfe ich an die Tür, welche ich mittlerweile erreicht habe. Der Direktor hat mich noch nie zuvor zu sich zitiert, daher schlucke ich nervös.
„Herein!",ertönt eine laute Stimme. Folgsam trete ich ein.
„S-Sie wollten mit mir sprechen?"
„Allerdings.Setz' dich doch, Miss Taylor", antwortet er und deutet auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er war recht groß und hatte eine runde Brille auf der Nase. Seinen grauen Haaren nach zu urteilen, war er bereits um die 60 Jahre alt.
Mit eiligen Schritten nähere ich mich ihm und setze mich. Mein Körper ist versteift und ich traue mich nicht, mich zu bewegen.
„Ich darf dich doch duzen?" Ich nicke. Mein schwarzes Haar fällt mir vor das Gesicht.
„Also,es geht um deine zweite Fähigkeit." Das Diebes-Auge, denke ich.Mit dieser Fähigkeit, kann ich einem anderen seine Kraft rauben.
Als erstes dachten alle, ich hätte nur das Magieschild, welches sämtliche magischen Angriffe auf mich abwehrt, aber zusätzlich fand man heraus, dass ich nicht nur eine, sondern zwei Fähigkeiten besitze.
„Mit deinen Kräften kannst du der Schule außerordentlich große Dienste leisten. Deshalb habe ich beschlossen dich zur Assassinen Gruppe hinzuzufügen", erklärt er mir. Mein Mund steht offen, weil ich protestieren will, aber es kommt kein Ton heraus.
Niemand weiß so wirklich, was die Mitglieder der Assassinen Gruppe tun müssen, aber die Lehrer versichern immer, dass es Dienste zum Wohle der Schule sind. Toby, mein Sitznachbar ist ebenfalls in dieser Gruppe und scheint nicht gut auf das ganze zu sprechen zu sein.
„Seit ein Schüler der Assassinen Gruppe den Abschluss hat, hat Toby keinen Teamkollegen mehr und da ihr beide in die selbe Klasse geht, fiel meine Wahl auf dich", fährt der Direktor fort.
Plötzlich kommt mir ein Gedanke: Wenn ich in dieser bizarren Gruppe bin und mit Toby auf Missionen gehe, dann kann ich ihn ja auch beschützen und muss mir nicht immer so viele Sorgen machen. Es ist nämlich schon lange bekannt, dass er gefährliche Missionen erledigen muss und oft kommt er geschwächt oder verletzt zurück.
„Ich denke, ich habe keine andere Wahl."
„Das stimmt", sagt der Rektor amüsiert und gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich jetzt gehen kann. „Toby weißes noch nicht, also sag du es ihm doch bitte."
Na toll, ich weiß zwar nicht wie er das aufnehmen wird, aber sicher nicht vor Freude sprühend. Immer wenn ich ihm versuche zu helfen, wird er sauer.

„Lügnerin."
„Ich lüge nicht!", protestiere ich und sehe meinen Sitznachbar verärgert an.
Ich bin sofort zurück zur Klasse geeilt und habe es ihm gesagt, aber alle waren so neugierig, dass sie mit offenem Mund zu hören.
Keiner scheint mir zu glauben, aber Toby am aller Wenigsten. „Es stimmt aber! Der Rektor hat gesagt, dass meine zweite Fähigkeit sehr wertvoll für die Schule ist und du, seit dem Jungen, der seinen Abschluss gemacht hat, keinen Partner mehr hast."
„Aber...konntest du denn nicht ablehnen?", fragt Zack, Toby's bester Freund.
„Nein,ich denke nicht."
„Aber das ist viel zu gefährlich, Zen.", ruft Luke aus.
„Ihr werdet", meint eine weitere Schülerin, „ihr doch wohl nicht glauben?! Die will sich doch nur in den Vordergrund drängen."
„Ich fürchte, es stimmt", sagt unser Lehrer auf einmal, „Zen lügt nicht bei so wichtigen Dingen." Er tritt zu mir und legt seine rechte Hand auf mein Haar. „Du bist schon so groß, aber trotzdem solltest du so etwas nicht machen müssen. Ich wünschte ich könnte etwas dagegen tun." Er seufzt tief und ich sehe besorgt zu ihm auf.
Früher schon war er so nett zu mir und ich konnte ihm immer vertrauen. Mr. Thomas ist mein absoluter Lieblingslehrer und sogar ein Vater-Ersatz für mich geworden.
Plötzlich fuchtelt er mit den Armen herum und fällt auf den Boden, als ich mich zu Toby umdrehe, sehe ich, dass er den Fuß erhoben hat und wahrscheinlich für Mr. Thomas' unsanften Fall verantwortlich ist.
„Hat man Ihnen denn nicht beigebracht, dass es verboten ist, sich an seine Schülerinnen heranzumachen?", fragt er und ich laufe knallrot an.

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