~Kapitel 2~

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Es klopfte an der Tür. "Tretet ein." sagte Lyanna mit fester Stimme. Ihre Haare waren in einem festen Zopf geflochten, der sich um ihren Hals, bis an ihre Kehle wand. Ein kleines Mädchen trat ins Zimmer, Falise, die Tochter des Hufschmieds.
"Euer Vater wünscht Euch in der Halle zu sprechen." piepste sie. Lyanna drehte sich lächelnd um. "Danke Falise, ich begebe mich sofort dorthin."
Sie schritt an dem kleinen Mädchen vorbei durch die Tür. Ihr tiefblaues Kleid schmiegte sich an ihre Brust und Taille, übersät von leuchtenden Saphiren, die sich wie Wassertropfen auf dem Kleid verteilten. Sie fand das Kleid protzig und arrogant, doch ihren Vater würde es freuen zu sehen, dass sie es trug.
Lyanna schritt über den Hof auf die Halle zu, öffnete die Tür und trat ein. Sofort verstummten alle Gespräche. "Lyanna, wie schön das du uns beehrst" rief ihr Vater ihr freundlich vom Kopf des Tisches entgegen. Rechts von ihm saß Jon Arryn, Lord des grünen Tals und Herr des Ostens. "Ihr seid schöner als man mir zutrug. Es ist eine Ehre, Euch kennen zu lernen." sagte Lord Arryn.
"Die Ehre ist ganz meinerseits." antwortet Lyanna. Sie schritt um den Tisch herum, auf Ned zu und saß somit schräg gegenüber von Robert Baratheon, der sie interessiert musterte. Rickard stütze sich auf den Tisch. "Leider kommst du etwas verspätet, Lyanna. Lord Arryn und Lord Baratheon wollten gerade zur Jagd aufbrechen." Robert lachte schallend. "Ned, du begleitest uns nicht? Hast du Angst weniger zu schießen als ich?" fragte er grinsend.
"Ich bin gerade erst nach Hause gekommen, Robert. Ich werde Zeit mit meiner Familie verbringen und mich nicht auf den erstbesten Eber werfen." erklärte Ned ruhig. "Du vielleicht nicht." murmelte Robert mürrisch. Er stand vom Tisch auf. "Also sind es jetzt nur Jon un ich? Das wird die langweiligste Jagd seit Aegon der Eroberer Westeros unterworfen hat!" rief er wütend.
"Robert, beruhige dich." sagte Jon Arryn bestimmt. "Ich gebe euch Ser Rodrick Cassel, unseren Waffenmeister, Farlen mit seinen Hunden und unseren Stallmeister Hullen mit auf die Jagd. Die Pferde stehen im Hof bereit." beschwichtigte Lord Stark die beiden Männer. Robert lief langsam Richtung Tür. "Es war eine Ehre Euch kennenlernen zu dürfen." Er lächelte Lyanna an und küsste ihre Hand. Erstaunt zog sie die Augenbrauen nach oben und erhob sich um ebenfalls den Tisch zu verlassen. "Lyanna, bitte warte noch einen Augenblick." sagte ihr Vater bevor sie die Tür erreichte. Sie blieb stehen und drehte sich um. Die Halle war mittlerweile leer, Lord Arryn und Robert auf der Jagd, Ned auf der Suche seines Bruders. "Lyanna, was sind die Pflichten einer jungen Frau?" fragte Rickard unvermittelt. Lyanna runzelte die Stirn. Warum fing ihr Vater mit diesem Thema an? "Zu lächeln, schön auszusehen und -" "Falsch. Ihre Aufgabe ist es, zu heiraten und ihrem Mann Söhne und Töchter schenken und eine gute Frau zu sein. Und du bist in dem Alter, um verheiratet zu werden." widersprach ihr Vater. Lyanna seufzte.
"Und du hast einen möglichen Interessenten gefunden?" Sie grübelte, wer es wohl sein mochte. Lyanna wusste genau was alle anderen über sie sagten. Wolfsmädchen, murmelten alle. Zu viel stürmisches Blut, meinten sie. "Ja. Du hast ihn bereits kennengelernt. Robert Baratheon, Lord vom Sturmkap."
"DIESER MANN?" fragte Lyanna bestürzt.
Sie hatte Geschichten über Robert Baratheon gehört... er soll einen Bastard im Grünen Tal gezeugt und einen Mann wegen eines Trinkspiels getötet haben.
"Vater bitte, ich bitte Euch, versprecht mich einem Anderen, einen Karstark oder einem Tully, nur bitte nicht diesem Mann!" flehte Lyanna. "Du bist eine Stark von Winterfell! Ich verschachere meine einzige Tochter nicht an einen meiner Vasallen!" brüllte ihr Vater laut.
"Dann gib mich einem Lannister oder einem Targaryen zur Frau. Vater, bitte!"
"Weder die Lannisters, noch die Targaryens haben einen Sohn in deinem Alter. Jaime ist nur darauf aus, ein Mitglied der Königsgarde zu werden, un Rhaegar ist schon mit Elia Martell vermählt! Welchen Targaryen willst du sonst heiraten? Viserys, dieses siebenjährige Kind?! Robert Baratheon ist eine gute Partie, aus gutem Haus mit einer vielversprechenden Zukunft!" Ihr Vater schlug mit der Faust auf den Tisch. "Du wirst ihn heiraten, ob es dir gefällt oder nicht!" Lyanna schrie auf und floh aus der großen Halle. Der gesamte Hof blickte überrascht auf und beobachtete, wie Lyanna ihr gesatteltes Pferd nahm und wütend durch das Tor von Winterfell hinnausritt.
Sie trieb Balios zur Höchstleistung an, erzürnt über die Entscheidung ihres Vaters, enttäuscht darüber, nichts an ihrer Situation ändern zu können.

Das Lied von Eis und Feuer-die Geschichte der Lyanna StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt