Gefühlt dauerte es Stunden, bis der Mann endlich zurück kam und sich mit ernster Miene an den Tisch setzte. Fast hätte ich erleichtert geseufzt, bestimmt dürfte ich nicht mehr an dieser Show teilnehmen.
"Das Gespräch mit Mr. Edison hat sich ein wenig in die Länge gezogen, tut mir aufrichtig leid.", der Mann lächelte uns an und fuhr dann in einem geschäftlichen Ton fort:" Im Laufe dieser Woche werden alle zwanzig Kandidatinnen abgeholt und zu der Villa gebracht. Dort werdet ihr für die nächsten sechs Monate leben. Jede Woche gibt es verschiedene Dates und Treffen mit Mr. Dayton Edison, bei denen die Kandidatinnen sich mit ihm anfreunden können. Für Verpflegung und Kleidung ist gesorgt, allerdings brauchen sie für zwei Wochen Ihre eigene Kleidung, da die Schneiderinnen erst ihre Maße bekommen müssen. Haben Sie soweit alles mitbekommen?", mit vielsagendem Blick schaut er mich an. Mein Kopf schwirrt von den vielen Informationen doch ich nicke.
Mr. Johnson seufzt kurz, dann redet er weiter:" Sexuelle Aktivitäten sind nur erlaubt, wenn Mr. Edison Sie darum bittet..."
"Was?", entfuhr es mir geschockt. Sollte das etwa heißen, wir sind seine Spielzeuge? Wir müssen alles machen, was er will?
Mr. Johnson schaut mich kurz an und fährt dann ungerührt fort:" Wenn Sie von Mr. Edison gebeten werden zu gehen, haben sie ihren Koffer zu packen und müssen innerhalb der nächsten 24h die Villa verlassen. An- und Abreisekosten werden von Familie Edison übernommen. Sie können selbstverständlich auch jederzeit freiwillig die Show verlassen, jedoch ist eine Rückkehr dann nicht mehr möglich.", er schaut einmal in die Runde und Lassie und ich nicken.
"Können Sie uns kurz alleine lassen?", frage ich mit leiser Stimme. Der Mann stand auf und Lassie schaute mich verwirrt an:" Was ist denn los?", fragte sie mich.
"Ich glaube nicht, dass ich das alles will. Vermutlich sollte ich besser hier bleiben.", seufzte ich und machte eine allumfassende Geste.
Doch meine Freundin schüttelt den Kopf:" Auf gar keinen Fall! Du musst mit machen!", sagte sie todernst.
"Aber da sind bestimmt nur so arrogante Models. Ehrlich gesagt habe ich keine Lust ein halbes Jahr mit denen zu verschwenden.", sanft strich ich über das kleine Bäuchlein, dass sich in den letzten Monaten gebildet hatte.
"Madie, du bist wunderschön.", flüsterte meine Freundin und hob sanft mein Kinn höher, damit ich sie ansah.
"Bitte nimm Teil. Zeig es diesen arroganten Ziegen, dass man nicht eine Topfigur braucht um schön zu sein. Sonst mach es für mich. Nimm für mich Teil.", in ihren Augen schimmerten Tränen. Sofort wurden auch meine Augen nass und ich umarmte sie:" Okay. Ich mach mit, aber nicht wegen diesem Vollidioten, sondern nur für dich, verstanden?"
Lassie lächelte und eine einzige kleine Träne rollte über ihre Wange:" Danke, Madison."Ungefähr sechs Stunden später waren wir am Flughafen. In Windeseile hatte ich meine Tasche packen und mich von Lassie verabschieden müssen. Lassie weinte nicht, sie winkte mir nur lächelnd hinterher, während ich rotz und Wasser heulend nach unten zu der Limousine gegangen war.
Jetzt standen wir am Flughafen und mir war kotzübel. Als der Mann auch noch anfing über das Essen in der Villa zu reden war es mit mir und meiner Selbstbeherrschung vorbei. So schnell ich konnte rannte ich durch die Menschenmengen zur Toilette und übergab mich. Mehrmals.
Erst, als ich die Kabine wieder öffnete fiel mir auf, dass es keines Falls die Frauentoilette war, in die ich gestürmt kam.
Sondern es war ein Männerklo. Verwirrt schauten sie mich an. Nur ein Mann, um die zwanzig kam auf mich zu:" Dir ist bewusst, dass das die Männertoilette ist?" Seine Stimme klang spöttisch.
"Ja, ich musste mich aber übergeben, wie du vielleicht gehört hast.", gab ich trotzig zurück. Arrogant schaute der Mann auf mich herab und plötzlich kam er mir seltsam bekannt vor.
"Kann man dafür nicht auch auf eine Frauentoilette gehen?", fragte er und grinste fies.
Die Männer um uns herum lachten.
"Ich kann dir auch vor die Füße kotzen, wenn es dir lieber ist.", sagte ich als mich wieder ein Übelkeitsgefühl erfasste.
"Ich glaube, dass solltest du lassen und mal lieber verschwinden.", er zeigte auf die Tür und schob mich in die Richtung.
"Ich werde gerne gehen, Arschloch.", sagte ich und stolzierte, so gut es mit den Stöckelschuhen, die Lassie mir angedreht hatte, aus der Toilette.
"Gott, da sind Sie ja endlich wieder. Wo waren Sie denn? Unser Flug wurde schon aufgerufen!", sagte Mr. Johnson genervt als ich bei ihm ankam.
"Auf Toilette.", murmelte ich kleinlaut.
"Aber dann jetzt los.", gehetzt nahm Mr. Johnson meine riesige Sporttasche und hievte sie sich auf die Schulter. Schnellen Schrittes ging er voran zu irgendeinem Gate.
Ich musste fast rennen, um mit ihm Schritt halten zu können und ich bereute es, dass ich in den letzten Monaten so wenig Sport gemacht und mir ein kleines Bäuchlein angefressen habe.
Immer darauf bedacht meinen Aufpasser nicht aus den Augen zu verlieren wetzte ich ihm hinter her.
Völlig außer Atem kam ich schließlich kurz nach Mr. Johnson am Gate an. Ich sag, dass er schon mit einer Stewardess diskutierte. Doch in der Halle war es zu laut, als dass ich ihn hätte verstehen können. Irgendwann kam er jedoch zu mir und seufzte:" Wir haben es gerade noch geschafft. Kommen Sie, jetzt müssen wir aber wirklich los, sonst verpassen wir den Flieger doch noch."
Ich nickte und schob mir eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. Mit seinen langen Beinen machte der Mann große Schritte, mit denen er mich schnell erneut abhängte.
Als ich schließlich einen langen Gang entlang ging erkannte ich den großen Mann am Ende und rannte wieder los. In aller letzter Sekunde erreichte auch ich das Flugzeug und stieg ein.
Schon rund zehn Minuten später waren wir in der Luft und schwebten schwerelos kurz unter den Wolken. Die Städte unter uns wurden immer kleiner, bis wir schließlich die Wolkendecke durchbrachen und sie verschwanden. Stattdessen war es, als würden wir in Zuckerwatte eingehüllt werden.
Staunend saß ich am Fenster und konnte mich an dieser Aussicht gar nicht satt sehen. Amüsiert lachte Mr. Johnson, als er bemerkte, dass mein Blick starr nach draußen gerichtet war.
"Freuen Sie sich schon auf die Show?", fragte er mich.
Bevor ich ihm antwortete überlegte ich, doch ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte.
"Ich weiß es nicht. Eigentlich stehe ich nicht so gerne in der Öffentlichkeit." Das war definitiv die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich hasste das Öffentliche mehr als alles andere. Ich hasste es, wie sich die Promis im Fernsehen zur Show stellten ohne darüber nach zu denken. Und ich hasste Castingshows.
"Echt? Aber wieso nehmen sie dann Teil? Wegen dem Geld?", verblüfft schaute er mich an.
"Nein. Wegen Lassie, meiner besten Freundin."
"Und warum nimmt sie nicht Teil?", fragte er weiter, ohne nachzudenken. Doch dann fügte er schnell hinzu:" Es tut mir leid, Sie müssen nicht antworten, wenn Sie nicht wollen."
"Doch, kein Problem. Sie ist querschnittsgelähmt und will so nicht in die Öffentlichkeit, aufgrund einer Krebserkrankung musste ihr das Rückenmark durchtrennt werden. Leider ist es sehr wahrscheinlich, dass sie stirbt, bevor die Show zuende ist", erkläre ich und der Gedanke an Lassie versetzt mir einen Stich in die Brust. Schon jetzt vermisste ich sie schrecklich.
"Ach so, das Mädchen das ich auch kennen gelernt habe.", ersinnte sich der Mann und schaute mich an:" Das tut mir aber leid für deine Freundin."
Ich nickte:" Ja, es war ein ziemlicher Schock für uns."
Wir beiden schwiegen eine Weile irgendwann schlief ich ein.
Als ich wieder erwachte erkannte ich an dem Bildschirm, der in der Rückenlehne des vorderen Sitzes eingelassen war, dass wir nur noch eine Stunde Flug vor uns hatten.
"Warum wird diese Show überhaupt veranstaltet? Warum kann Dayton Edison nicht auf normalen Wegen eine Frau finden?", fragte ich den Mann, als er ebenfalls aufwachte.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht weil er niemanden kennen lernt, der nicht nur hinter dem Geld her ist?", Mr. Johnson zuckte mit den Schultern.
"Und was machen wir? Ich meine, wir sind ein halbes Jahr zusammen, welches Programm wartet auf uns?"
"Noch drei Tage ist kein Programm. Nach und nach kommen jetzt die Kandidatinnen an. Dann habt ihr alle einen Termin mit eurem persönlichen Stylisten.", bricht der Mann ab, obwohl er damit nur den kleinsten Teil meiner Frage beantwortete.
"Unserem Stylisten? Wir haben eigenes Personal?", frage ich und kann meine Begeisterung kaum unterdrücken.
"Ja, außerdem habt ihr eine persönliche... Dienerin. Sie begleitet euch auf Schritt und Tritt und sie wird euch jeden Wunsch erfüllen.", stolz lächelt Mr. Johnson mich an als wäre es sein Verdienst.
Augenblicklich überkam mich Mitleid. Wer wollte schon eine Dienerin sein? Ich beschloss mit meiner gut umzugehen und sie um nichts zu bitten.
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Lovebattle
RomanceGeld oder Familie? "Vor wenigen Stunden kam eine neue Meldung rein! Mr. und Ms. Edison suchen tatsächlich eine Frau für ihren Sohn Dayton. In drei Monaten werden 20 Frauen in die Sommerresidenz kommen. Die Gewinnerin kann sich am Ende zwischen Dayt...