Der Rollstuhlfahrer

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Eines Tages ging Luki glücklich nach draußen. Er war froh, denn es war gerade Frühling geworden und die Wiesen waren so grün wie nie. Vögel flogen durch die Luft, Blätter wuchsen aus den Ästen der Bäume und es regnete des Öfteren. Luki ging mit seinen neuen Turnschuhen und mit seiner Montagsunterhose, obwohl es bereits Mittwoch war, vor die Tür um spielen zu gehen. Erst vor wenigen Tagen war er Neun Jahre alt geworden. Dieser Tag sollte Lukis Leben verändern. Er ging etwa Einhundert Meter von seinem Haus die Straße runter zum Zebrastreifen. Er schaute, wie er es in der Schule gelernt hatte, nach links, rechts und wieder links. Es war kein Auto zu sehen und ging über die Straße. Der Zebrastreifen ist ein Straßenübergang, der es Fußgängern erlaubt die Straße zu überqueren, wenn Ampeln nicht sinnvoll wären. Autofahrer müssen, wenn Fußgänger ihn überqueren wollen, anhalten. Aber der Autofahrer sah es gar nicht ein, denn er hatte es eilig. Er musste unbedingt Einkaufen fahren, denn sonst wäre die Schlange im Supermarkt um zwei Personen gestiegen und er hätte Fünf Minuten seines Lebens verloren, was er natürlich überhaupt nicht einsah. Also entschloss er sich noch einmal extra Gas zu geben um vor Luki über den Zebrastreifen zu fahren. Der Autofahrer beschleunigte auf 100 Stundenkilometer in einer Dreißiger Zone. Luki war immer noch glücklich, denn er ahnte nicht, dass es tatsächlich Menschen gibt die die Straßenverkehrsordnung nicht einhielten. Er glaubte immer an das Gute in den Menschen. Er ging über die Straße und der Autofahrer raste genau drauf zu. Luki flog ungefähr Zehn Meter Richtung Radfahrerweg. Radfahrer müssen genau wie Autos immer auf der rechten Seite fahren, also quasi mit den Autos. Auch hier glaubte Luki an das Gute im Menschen und ahnte nicht, dass es Radfahrer gibt die solche Regeln nicht einhielten. Luki war kurz vor der Landung nach seinem Zehnmeterflug. Doch da kam ihn ein Radfahrer entgegen, der ihn mit voller Wucht anfuhr, da er auf der Falschen Seite fuhr. Luki flog erneut einige Meter weiter. Der Autofahrer fuhr natürlich weiter und beging Fahrerflucht. Aber das ist natürlich verständlich, schließlich wollte er nicht allzu lange an der Kasse im Supermarkt warten. Auch der Radfahrer hielt nicht an um Luki zu helfen, denn er musste zu seiner Freundin. Sie war nämlich alleine zu Hause. Luki landete auf dem harten Asphalt und lag bewusstlos auf dem Boden. Ein Fußgänger kam vorbei, er war allerdings in Eile und merkte gar nicht, dass ein Kind mitten auf dem Gehweg bewusstlos lag. Er merkte ebenfalls nicht, dass er auch noch auf Lukis Bein trat. Luki lag mitten auf dem Gehweg einer Landstraße bewusstlos und hilflos. Niemand half Luki, denn sie waren alle in Eile. Eine Frau musste unbedingt in die Innenstadt, denn ihr Lieblingsparfüm war im Angebot und das hielt nur noch wenige Minuten an. Ein anderer elfjähriger Junge musste unbedingt das neue Call of Duty kaufen samt Headset, damit er sich mit den Mitspielern nett unterhalten konnte. Luki hätte nicht im Rollstuhl sitzen müssen, aber dank der unterlassenen Hilfeleistung seiner Mitbürger gab es keine Hilfe mehr für ihn. Erst als ein Obdachloser Mann an ihm vorbei ging, bekam Luki Hilfe. Er eilte sofort zu ihm hin und rief den Notruf in der Telefonzelle die sich unmittelbar neben Luki befand. Der Krankenwagen sowie die Polizei kamen. Der Obdachlose gab seine Aussage der Polizei und es dauerte nicht mal lange. Nach wenigen Minuten konnte er weiter gehen und er hätte keinen Termin verpasst, obwohl er auf dem Weg zum Arbeitsamt war, welche gerade ein neues Jobangebot für ihn hatten. Das Krankenhaus konnte nichts mehr für Luki tun. Er lebte, aber es veränderte sich komplett. Er war auf einen Rollstuhl angewiesen und hatte eine spastische Lähmung davon getragen. Er konnte seine linke Körperhälfte nicht mehr ganz kontrollieren und querschnittsgelähmt war er auch. Die Polizei versuchte zu ermitteln. Aber wie sollten sie? Es gab keine Zeugen. Der Autofahrer wäre nie auf die Idee gekommen sich selbst anzuzeigen, denn dies hätte wieder wertvolle Lebenszeit gekostet. Auch der Radfahrer kam nicht auf die Idee, schließlich hätte er dann unnötig Energie verbraucht. Der Obdachlose hat trotz seiner Verspätung das Jobangebot bekommen und er hatte sogar noch einem kleinen Jungen das Leben gerettet. Auch er war in Eile, aber er hat sich die Zeit genommen zu helfen. Unterlassene Hilfeleistung käme für ihn nie in Frage, schließlich war er selber Hilfsbedürftig bis dato. Aber Gott sei Dank hat der elfjährige Junge sein Call of Duty bekommen. Auch der Radfahrer kam bei seiner Freundin an bevor die Eltern zurück waren. Der Autofahrer war der erste an der Kasse und musste nicht warten. Auch die Frau hat ihr Lieblingsparfüm noch rechtzeitig ergattert. Nur Luki saß im Rollstuhl und konnte sich an nichts in Verbindung mit dem Unfall erinnern.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 25, 2015 ⏰

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