Ein Mensch allein kann dich vor dem Zerbrechen retten...
Annabell's POV:
Vorsichtig öffnete ich meine Augen und ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Harry hatte sich an meinen Rücken gekuschelt und einen Arm um mich geschlungen. Seine linke Hand lag auf meinem Bauch. Er hatte mein Oberteil hochgezogen und seine warme Hand auf meinen Bauch gelegt. Ich kann es kaum glauben, dass Mum mir die Schuld geben wollte an Dad's Tod. Gut, als ich hörte weshalb, habe ich mir selber die Schuld gegeben und dieser Gedanke wird auch so schnell nicht aus meinem Kopf verschwinden. Schließlich ist Dad nur nochmal los gefahren wegen mir, weil er mir eine Freude machen wollte. Klar, ich wusste nichts davon und wie Harry sagte, er ist aus seinem freien Willen dort hingefahren, aber trotzdem wegen mir. Mum hat sich entschuldigt. Vielleicht wird unser Verhältnis zueinander wieder besser. Vorsichtig drehte ich mich auf meinen Rücken und legte meine Hand an meine linke Wange. Der Schmerz war noch da. Wie sie wohl aussieht? Ich drehte mich weiter auf meine linke Seite, um Harry anzusehen. Ich werde es Mum nicht so schnell verzeihen, dass sie mich geschlagen hat. Das klingt so falsch. Das hatte ich von Mum nie erwartet... Mein Blick wanderte zu Harry, der leicht lächelte, aber noch tief und fest schlief. Ich legte meine linke Hand zaghaft an seine Wange und streichelte darüber. Harry ist der Beste. Er war gestern Abend für mich da, ach was denke ich, er ist immer für mich da. Ich liebe ihn so. Ich kuschelte mich an seine Brust. Leise schlug sein Herz. Ich begann zu lächeln. Ich liebe es seinem Herzschlag zu zu hören. Er hat eine beruhigende Wirkung auf mich. Plötzlich zog Harry mich enger an sich. Ich schaute zu ihm auf und er lächelte mich sanft an. "Wie hast du geschlafen?", fragte er leise und zog mich etwas zu sich hoch. "In deinen Armen schlafe ich immer gut.", flüsterte ich lächelnd. "Schleimer.", sagte er und begann zu lachen. Ich zog eine Schmolllippe und drehte mich von ihm weg. "Bell.", lachte er und drehte mich wieder zurück. Ich begann zu kichern. Wenn er lacht, muss man einfach mitlachen. Seine Miene wurde ernster. "Wie geht es dir?", fragte er besorgt. Mein Kichern verstummte. Gute Frage, wie geht es mir? Gut... Das glaubt er mir sowieso nicht. Wie geht es mir? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Mir geht es nicht gut, aber ich habe jetzt auch nicht das Bedürfnis den ganzen Tag zu weinen... Ich zuckte mit meinen Schulter. "Ich weiß nicht.", murmelte ich. Sanft legte sich seine Hand an meine linke Wange. "Die Schwellung ist zurück gegangen. Es ist nur ein leichter blauer Schimmer zu erkennen.", murmelte er erleichtert. Vielleicht ist von außen alles okay, aber von innen könnte ich verbluten... Man weiß nie, was im Inneren des anderen vorgeht. Ich nickte nur. Was hätte ich denn anderes antworten sollen? Harry drehte sich um und schaute zu meinem Wecker. "So wie es aussieht, schwänzen wir schon wieder.", begann er zu lachen. "Wie spät ist es denn?", fragte ich geschockt. "Halb elf.", antwortete er schnell. "Ich hätte nie gedacht, dass deine Mum uns schlafen lässt.", gab er etwas irritiert zu. "Ich auch nicht.", murmelte ich nachdenklich. Plötzlich klopfte es leise an der Tür und zwei Sekunden später kam Mum lächelnd hinein. "Guten Morgen ihr Schlafmützen.", sagte sie glücklich. Okay... Ihre gute Laune muss ich jetzt nicht verstehen. "Ich muss gleich zur Arbeit. Ich bin gegen sechs wieder da und ich habe euch Frühstück gemacht.", erklärte sie. Ich nickte ihr zu. "Danke.", sagte Harry überrascht. "Ich dachte, ich lasse euch ausschlafen. Schließlich hattet ihr eine lange Nacht.", sagte sie grinsend und zwinkerte uns zu. Total verwirrt sah ich sie an. "Ich muss dann los. Bis heute Abend.", verabschiedete sie sich lächelnd. "Bis heute Abend.", nuschelte ich und schon war sie aus meinem Zimmer verschwunden. Nein, das muss ich jetzt nicht verstehen... Nach Verdrängen kommt jetzt die Phase des Überspielen oder was? Ich weiß, dass jeder Mensch anders mit dem Tod umgeht, aber warum muss sie es gerade überspielen. Das ist so falsch. "Bell.", sagte Harry lachend und wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht. Etwas erschrocken so aus meinen Gedanken gerissen zu werden, schloss ich kurz meine Augen und schaute nun zu ihm. "War die Tür so interessant?", fragte er amüsiert. "N-nein.", stotterte ich nachdenklich. "Was geht dir durch den Kopf?", fragte er nun etwas beunruhigt. "Sie überspielt es.", seufzte ich und ließ mein Gesicht auf seine Brust sinken. "Wie meinst du das?", fragte er verwirrt und wuschelte mir sanft durch mein Haar. "Erst hat sie versucht seinen Tod zu verdrängen, in dem sie sich in ihre Arbeit gestürzt hat und jetzt überspielt sie es.", erklärte ich leise. "Ist das schlimm? So gefällt mir deine Mum viel besser als vorher.", gab er gelassen zu. Etwas geschockt von seiner Aussage schaute ich ihn an. "Beides hilft einem nicht den Tod zu verarbeiten.", sagte ich ernst. "Und wie machst du es?", fragte er nun interessiert. Wie mache ich es? Ich würde sagen gar nicht. Denn ich zerbreche immer weiter an ihm... "Gar nicht.", flüsterte ich und Tränen sammelten sich in meinen Augen. "Ich verkörpere nur die Dritte der drei Möglichkeiten.", gab ich bedrückt zu. "Welche drei?", fragte Harry irritiert. "Der Tod verändert jeden, die einen überspielen ihn, die anderen verdrängen ihn und wiederum andere zerbrechen an ihm.", erklärte ich und die erste Träne lief meine Wange hinunter. "Der einzige Grund, warum ich noch nicht vollends gebrochen bin, bist du.", nuschelte ich. Harry setzte sich auf und hob mein Kinn sanft an. Zärtlich wischte er meine Tränen fort. "Das würde ich auch nicht zulassen.", flüsterte er ruhig und legte vorsichtig seine Lippen auf meine. Wir lösten uns voneinander und ich lächelte ihn leicht an. "Komm, lass uns essen.", sagte er lächelnd und stand mit mir auf. "Harry nicht.", kicherte ich, als er mich vorsichtig über seine Schulter warf und auf stand. Langsam lief er los. "Lass mich runter.", flehte ich und klopfte auf seinen Rücken. Er begann zu lachen. "Niemals.", sagte er. "Das ist nicht fair.", sagte ich beleidigt und zog eine Schmolllippe. "Ich weiß ganz genau, dass du jetzt schmollst, aber das hilft nicht.", sagte er amüsiert. "Hast du jetzt auch hinten Augen?", fragte ich kichernd. Er schüttelte den Kopf und ließ mich endlich hinunter. "Du bist fies.", sagte ich lachend. Doch als ich zu ihm auf sah, bemerkte ich beunruhigt, dass seine Gesichtsmuskeln angespannt waren. "Harry, was ist los?", fragte ich besorgt.
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Do you rescue me? (Harry ff)
FanfictionAllein, wann ist man allein? Man kann allein sein, weil man weder Freunde noch Familie hat oder man besitzt beides und fühlt sich allein... Annabell ist 16 und ist eigentlich glücklich mit ihrem Leben bis etwas Schreckliches geschieht. Wer wird sie...