Anders als alle Anderen

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Du warst anders als alle, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Nicht wie die anderen, du schienst in deiner eigenen Welt zu verkehren, eigene Träume zu leben und fast sogar so, als würdest du andere Dinge sehen können. Es war seltsam. Als ich dich anblickte, habe ich sofort eine unglaubliche Faszination für dich empfunden. Der Weg, wie dein Lächeln sich in dein Gesicht schleichen konnte, deine Augen blitzten und das Lachen aus deinem Hals kam, ich wusste, du bist etwas Besonderes. Es fiel mir schwer, dich nicht anzustarren, als ich dich damals auf der Wiese sitzen gesehen habe. Ich war wie eingefroren, während ich das Feuer in dir als einzige sehen konnte. Niemand schien dich zu beachten, der Menschenfluss um dich herum verschmolz zu einem Grau, dessen Farbton schon nach Ignoranz schrie. Du saßt vielleicht 20 Meter von mir entfernt, ein paar Freunde waren bei dir, doch du hast am meisten gestrahlt. Du branntest am hellsten und ich wundere mich bis heute, weshalb dir mein durchbohrender Blick nicht aufgefallen ist. Voller Widerwillen habe ich meinen Blick von dir abgewandt und habe den Park verlassen, weil ich musste. Man könnte denken, ich hätte dich vergessen, doch du warst anders als alle.

Keine Woche später habe ich dich erneut gesehen. Sofort registrierte ich dich, war mir deiner Präsenz mehr als bewusst, du fülltest den ganzen Raum aus. Wir waren in einer Bar, du saßt an einem Tisch neben unserem. Deine Stimme voll und melodisch erzitterte ich, wenn du lachtest. In meinem Kopf spulten Bilder von dir vorbei wie in Zeitraffer. Wie deine Mundwinkel sich kräuselten, wie du in die Ferne blicktest, wie du anderen aufmerksam zuhörtest. Wie dein Körper von einem Schütteln erfasst wurde, wenn jemand einen Witz machte. Du hast mich auf deine Weise verzaubert und ich wusste plötzlich, weshalb ich Augen hatte: Damit ich dich sehen konnte. Kein Plan, was du in meinem Kopf angestellt hast, aber ich konnte meinen Blick einfach nicht von dir abwenden. Und dann hast du zurückgeschaut. Ziellos flogen deine Augen aufmerksam in dem kleinen, schwülen Raum umher - bis sie meine einfingen. Ich konnte nicht wegsehen und du auch nicht. Ich spürte in meiner Brust den Rhythmus meines Herzens und sah einfach weiter wie in Hypnose zu dir; du zu mir; ich zu dir; du zu mir. Ich denke, wir haben es beide gespürt. Diese Verbindung, als du mir dein Lächeln schenktest und ich zurückgelächelt habe. So etwas hatte ich noch nie empfunden, selbst wenn ich dich nicht kannte, fühlte es sich an, als würdest du mich als erste Person richtig anschauen. Dein Blick ging mir durch jede Faser meines Körpers und ich konnte nicht mehr denken, sprechen, hören. Da warst nur du und dein hübsches Lächeln. Danach hast du weggesehen, als wäre das unser Geheimnis. Ich habe mich auch abgewandt und den Abend so normal wie möglich verbracht, bis du meine Welt noch einmal ins Wanken brachtest. Ich kam von der Toilette, war allein auf dem Gang, als du mir entgegen kamst. Du wolltest eigentlich gehen, aber suchtest mich noch. Ich war wie erstarrt, als ich deine Locken und das schöne Gesicht erkannt habe. Du kamst zu mir, sagtest ein paar Worte, stecktest mir eine Serviette zu und warst auch schon verschwunden. Ich hielt deine Nummer in den Händen. Noch nie hat mir jemand die Worte aus dem Mund gestohlen, doch du hast es geschafft. Noch nie war ich sprachlos, doch vor dir war ich sogar mehr als das. Denn du warst anders als alle.

Du hast mir gezeigt, was Leben heißt. Ich denke zu gerne an die schlaflosen Nächte mit dir zurück, als du sagtest, dass das die Zeit unseres Lebens ist. Ich hatte dich angerufen, wir hatten uns angefreundet, wurden beste Freunde aber nie mehr - du und ich. Nachts haben wir uns in eine Bahn ins Nirgendwo gesetzt und sind vor der ersten Kontrolle ausgestiegen, ab in die nächste Bahn. Stundenlang erzähltest du mir von deinen Traumwelten mit diesem Funkeln in deinen Augen, oh Gott deine Augen. Ja, ich war verliebt in dich, aber ich wusste du warst es nicht und das war okay. Solange die Zeit nie endete, in der wir nächtelang durch fremde Städte geisterten und ich mich jedesmal, wenn ich dein Gesicht unter der nächsten Laterne sehen konnte, wieder in dich verliebte. Du warst das Wunderbarste, was mir passieren konnte, ich habe wegen dir die Regeln vergessen, denn du hast sie neu erfunden. Manchmal hauten wir einfach zusammen ab mit einem Zelt und ein paar Euros in der Tasche - waren per Anhalter und Schwarzfahrten dann ans andere Ende des Landes gereist und haben unser Lager aufgeschlagen. Du und ich, stundenlang lagen wir unter dem Sternenhimmel und wie damals in der Bar konnte ich spüren, dass du da warst. Dein Profil sah wunderschön aus im Mondlicht und dein begeistertes Lächeln, als du vorgeschlagen hast zu fischen, fängt mich immer wieder. Ich könnte Meilen zwischen dich und mich bringen und es würde mich ermorden. Ich könnte dich fallenlassen, weil du mir wehtust, aber dieses Loch könnte niemand füllen. Ich hatte die schönsten Momente mit dir. Momente, in denen wir beide Nachts auf einem Pier weit draußen saßen, du provisorische Angeln konstruiertest und mir alles genau erklärtest. Egal, welches Wort du sagtest, welches Thema du anschnittst, nirgends klang es schöner als aus deinem Mund. Und so kam es, dass wir in dieser Nacht tatsächlich ein paar Fische fingen, die wir grillten und außen. Du redetest wieder über irgendwelche Dinge, die dich begeisterten und ich lauschte. Das könnte ich ewig machen, an einem Lagerfeuer mit dir sitzen und über belanglose, aber doch so relevante Dinge sprechen. Denn du warst anders als alle.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 01, 2015 ⏰

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