Kapitel 59 - Fetzen deiner einst gedachten Welt...

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Eine kleine Notlüge kann doch nicht schaden... Schließlich würde man dem anderen dadurch ein besseres Gefühl geben. Wir tun es ständig, eine Notlüge nach der anderen, man stillt sein Gewissen mit dem Gedanken, dass es für den Beteiligten besser ist und was passiert, wenn dein Meer aus Lügen auffliegt? Die Wahrheit ist nicht immer schön, aber besser als eine nicht existierende schöne Traumwelt....

Harry's POV:
Viel... Wie soll ich das erklären? Sollte ich nicht lieber auf Bell warten? Ich meine, schließlich geht es um sie... "Ich weiß nicht, ob ich das erzählen darf ohne sie.", gab ich ehrlich zu. "Würdest du sie mit so einem Gespräch nicht weiter belasten?", fragte Niall zweifelnd. "Wieso interessiert dich Bell denn so?", fragte ich nervös. Will er etwas von Bell? Sie ist mein... "Weil sie wahrscheinlich meine Halbschwester ist.", sagte er leise. Geschockt riss ich meine Augen auf. Er meinte es wirklich ernst... Aber das kann doch überhaupt nicht sein... "Ist das ein schlechter Scherz?", fragte ich etwas sauer. "Nein!", antwortete er ernst. Ich sehe keine Anzeichen, dass er lügt... Er meint es ernst. Er glaubt wirklich, dass Maura seine Mum ist. "Ich meine es ernst, Harry. Dad hat mir gesagt, dass meine leibliche Mum Maura Thompson ist und ich habe diese Adresse heraus gesucht. Hier gibt es keine weitere Maura Thompson. Es kann nur sie sein.", sagte er verzweifelt und ließ seinen Kopf in seine Arme sinken. Er tut mir leid... Jahrelang glaubt er, seine Mum sei tot und jetzt stellt sich heraus, dass sie lebt und anscheinend hier lebt. Heftig... Was hat Bell's Mum alles zu verbergen? "Okay, ich erzähle es dir.", gab ich nach, da ich Mitleid für ihn empfand und ihm gerne wieder so nah stehen würde wie früher. Er lächelte mich dankend an. "Bell's Dad ist letzte Woche gestorben.", fing ich schweren Herzens an. "Ich vermisse ihn so.", schluchzte sie. "Alles erinnert mich an ihn. Ich werde ihn nie wieder sehen.", sie weinte heftiger. "Es tut so weh.", schluchzte sie. Bei der Erinnerung lief es mir kalt den Rücken herunter. Ihre traurige Stimme hallte in meinen Ohren nach und vor meinem inneren Auge sah ich sie zerbrochen. Meine Augen wurden feucht. "Wie ist es passiert?", brachte er vor Schock kaum hervor. "Autounfall, Hirntod... Sie war dabei, als sie die Geräte abgestellt haben.", murmelte ich und eine Träne lief meine Wange hinunter. "Auf jeden Fall haben wir noch heute die Maschinen abgestellt. Sie hat so doll geweint und ihre Mutter auch, aber sie tut mir so leid. Ich werde dieses Bild, glaube ich, nie mehr vergessen, wie sie ihren toten Dad anflehte seine Augen zu öffnen und sie und ihre Mum nicht alleine zu lassen." Louis mitgenommene Stimme spukte durch meinen Kopf. Es hat sie so mitgenommen... "Oh Gott...", hauchte Niall. Plötzlich erklang ein leises Klopfen an der Tür.

Annabell's POV:
Ich schlug mühsam meine Augen auf. Tief holte ich Luft und setzte mich zaghaft auf. Müde rieb ich mir über meine Augen und stand auf. Wo ist Harry? Niall! Plötzlich flogen mir die Erinnerungen zurück in meinen Kopf. "Du kannst nicht ihre Tochter sein." ; "Weil Maura auch meine Mutter ist." Ich schluckte stark. Ich will jetzt endlich wissen, was los ist. Vorsichtig tapste ich hinunter. Aus der Küche kamen Stimmen. Worüber sie wohl reden? Schnell klopfte ich schüchtern an und trat ein. Harry und Niall schauten mich mit einem undefinierbarem Blick an. Was haben die beiden denn? Ich musterte Harry. Wieso weint er? Sofort lief ich auf ihn zu. "Wieso weinst du denn?", fragte ich flüsternd und strich ihm sanft eine Träne von der Wange. "Harry hat mir von dem Tod deines Dad's erzählt.", erklärte Niall bedrückt. Durch mein Herz zog ein stechender Schmerz und ich zog scharf die Luft ein. Und deswegen weint Harry... "Komm her.", murmelte Harry und zog mich sanft auf seinen Schoß. Sofort kuschelte ich mich an seinen Rücken. Er zog mich eng an sich und vergrub seinen Kopf an meiner Schulter. Wieso haben die beiden überhaupt über mich gesprochen? Kann mir einer mal erklären, was hier los ist und warum Niall behauptet, meine Mum sei auch seine Mum. "Kann mir einer mal erklären, was jetzt genau das Problem ist?", fragte ich interessiert. Niall schaute auf. Sein Blick war unsicher. "Ich bin hier, weil...", seine Stimme brach und er schaute betrübt auf den Tisch. "Ich habe mitbekommen, wie sich mein Bruder und mein Dad darüber gestritten haben, ob mein Dad mir endlich sagen sollte, dass meine Mum noch lebt.", begann er mit zittriger Stimme zu erklären. Mein Mund klappte auf. "Und du glaubst, meine Mum sei deine Mum.", flüsterte ich. Er nickte. "Mein Dad hat mir gesagt, dass sie ihn verlassen hat, nachdem sie von jemand anderen schwanger wurde.", nuschelte er und schaute zu mir. Aber... Aber das würde ja bedeuten, dass er mein Halbbruder ist... Das kann doch gar nicht! Dad und Mum waren doch schon mit sechzehn zusammen! Ich löste mich ohne zu zögern von Harry und lief zum Telefon, das im Flur lag. Aus dem Kopf wählte ich eine Nummer und wartete darauf, dass sie endlich abnehmen würde. "Annabell, warum rufst du an? Das ist gerade ganz schlecht. Ich habe gleich ein Meeting.", blockte sie gleich ab. "Sag es ab.", forderte ich mit zittriger Stimme. "Was?", fragte sie irritiert. "Mum, du kommst sofort nach Hause.", sagte ich und biss mir auf die Lippe, um sie nicht anzuschreien. "Annabell, kannst du mir bitte erklären, warum.", forderte sie nun wütend. "Dein Sohn stand vor der Haustür und würde dich gerne sehen. Er dachte nämlich bis vor einer Woche, dass du tot seist.", schrie ich nun und die ersten Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich hörte sie geschockt ausatmen. Wie konnte sie mir das vorenthalten? Wie konnte sie mir verschweigen, dass ich einen Bruder habe? Wie konnte sie Dad betrügen?! Dad hätte ihr das niemals angetan! "Niall...", flüsterte sie panisch ins Telefon. Sie kennt auch noch seinen Namen... Harry und Niall standen besorgt im Flur. "Mum, du kommst jetzt her und klärst das auf.", forderte ich weinend. Meine Welt bricht immer weiter zusammen... Alles Lügen! Meine Welt war bloß eine Illusion... genauso wie Niall's... "Ich k-komme.", stotterte sie nervös und legte auf. Ich schluchzte und legte das Telefon weg. Meine Welt... geplatzt wie ein Ballon! Sofort kam Harry auf mich zu. "Bell alles wird gut.", murmelte er beruhigend. Nein... dieser Spruch hilft langsam nicht mehr, denn immer passiert danach etwas schlimmeres... "Meine Welt war ein Traum, aber ich bin aufgewacht.", weinte ich. Niall kam auf uns zu. Harry schloss mich beruhigend in seine Arme. Niall schloss mich ebenfalls in seine Arme und plötzlich fühlte ich ein Gefühl der Sicherheit. Sicherheit... Harry gibt mir das Gefühl auch, aber bei Harry beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Niall löst eher so ein ähnliches Gefühl aus wie Dad... Damit wurde mir bewusst, dass ich Niall in mein Herz schließen könnte...

Do you rescue me? (Harry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt