Do you rescue me? (Harry ff)

Kapitel 60 - Aufdecken...

Wäre es manchmal besser die Wahrheit nicht zu wissen? Doch will man wirklich in einer tickenden Zeitbombe sitzen und warten bis die Wahrheit ans Licht kommt?

Annabell's POV:
Ich saß auf Harry's Schoß im Flur. Niall hatte sich neben uns gesetzt und lehnte sich lässig an die Kommode. Mein Kopf lehnte an Harry's Brust und er hatte locker seine Arme um mich gelegt. Es herrschte Stille. Eine Stille vor der man am Liebsten flüchten würde, da es erdrückend wurde. Niall tippte regelmäßig im Takt auf den Boden mit seinem rechten Fuß. Harry schaute auf den Boden und schien vollkommen in seinen Gedanken versunken zu sein, aber ich war vollkommen da. Durch meine Adern rannte die Wut, die mein Blut zum Kochen brachte. Mir war unheimlich warm und ich wurde immer unruhiger, da Mum immer noch nicht da war. Wir warten schon eine halbe Stunde... Wann kommt sie endlich?! Ich atmete tief aus und war mittlerweile ziemlich genervt. Mir kam es vor, als hätten wir schon Stunden gewartet. Nichts gegen Niall, aber das Tippen auf dem Boden ist total nervig und Mum könnte jetzt auch endlich mal kommen! Endlich hörte ich Schritte vor der Tür und den Schlüssel im Schloss. Kurz darauf kam Mum in den Flur und schaute gehetzt zu uns. Sie schaute erst zu mir und Harry. Dann wanderte ihr Blick zu Niall und ihre Augen weiteten sich schlagartig. Wir stellten uns hin. Mum stand etwas unbeholfen vor uns. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Harry bemerkte es und legte seine Hand sanft auf meine kleine Faust und öffnete sie vorsichtig. Er legte seine Hand in die Meine. Irritiert schaute ich zu ihm auf und er lächelte mich bestärkend an. "Wollen wir uns in die Stube setzen?", fragte Mum plötzlich. Niall zuckte vor Schreck etwas neben mir zusammen. Ich nickte und lief mit Niall und Harry in die Stube. Jetzt kann ich endlich erfahren, was hier für ein falscher Film läuft... "Möchtest du, dass ich bleibe oder soll ich lieber gehen?", fragte Harry kurz bevor wir uns setzten. Schnell schüttelte ich mit dem Kopf. "Bitte bleibe.", flehte ich. Er lächelte leicht und setzte sich rechts von mir. Ich beugte mich zu ihm. "Ich brauche dich.", flüsterte ich. Er hielt noch immer meine Hand und drückte sie zärtlich. Ja, ich brauche ihn... Ich habe keine Ahnung, was nun auf mich zu kommt und ehrlich gesagt, ich habe auch Angst vor der Wahrheit! Harry ist der Einzige, der mir den Halt geben kann, den ich brauche... Niall setzte sich links von mir und legte seine Hände auf seine Beine. "Ich bin für dich da.", flüsterte Harry mir ins Ohr. Ich schenkte ihm ein dankendes Lächeln. Mum kam in den Raum. Sie schien total in ihren Gedanken vertieft zu sein. Nervös setzte sie sich vor uns. "Annabell... ehm... Ich... Es tut mir leid.", stotterte sie. Ihr tut es leid? "Mum, höre auf damit und kläre uns endlich auf. Ich will jetzt wissen, was hier los ist!", sagte ich etwas gereizt. Mum schreckte etwas zurück und schaute dann auf den Tisch. Ihre Hände zitterten. "Annabell, Theo und ich haben uns schon in der Schule kennengelernt und kamen auch relativ schnell zusammen.", begann sie unsicher zu erzählen. Hat sie Dad betrogen? "Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Ich ging davon aus, dass wir für immer zusammen sein würden...", erzählte sie weiter und eine Träne lief ihre Wange hinunter. Wenn sie Dad so liebt, wieso hat sie ihn dann betrogen? "Wieso hast du ihn dann betrogen?", rutschte mir heraus. Mum schaute mich geschockt an und auch Niall war von meiner Aussage überrumpelt. "Ich habe Theo nie betrogen!", sagte Mum etwas aufgebracht. "Ihr habt mir immer erzählt, dass ihr seit ihr sechzehn gewesen seid zusammen wart. Wie kann dann dein Sohn, der nicht von Dad ist, hier sein?", fragte ich wütend und stand auf. Ich war in dem Moment so sauer. Ich konnte einfach nicht mehr still sitzen. Kann sie jetzt endlich mal mit der Wahrheit herausrücken? Harry legte seine Hand auf meine, die nun auf dem Tisch lag und schaute mich beruhigend an. Ich setzte mich wieder. "Ich habe Theo nie betrogen. Wir hatten eine Beziehungspause.", erklärte sie streng. "Dein Dad musste von seiner Arbeit aus ins Ausland. Wir haben es mit einer Fernbeziehung versucht, aber es funktionierte nicht. Die Entfernung war einfach zu groß und Skype gab es damals noch nicht. Wir hatten nur ein normales Telefon.", erklärte sie ruhiger. Dad im Ausland? Und warum weiß ich davon bitte gar nichts? "Und wieso hat Dad nie von seinem Auslandsaufenthalt gesprochen?", fragte ich zweifelnd. "Wir haben uns geschworen nicht über die Zeit damals zu sprechen.", sagte sie ernst. "Ist das dein Ernst?", fragte ich schon fast lachend. Das macht doch alles keinen Sinn... Will sie mich verarschen? Dad hat mir immer alles erzählt! So etwas hätte er mir erzählt! "Dad hätte mir so etwas erzählt.", beteuerte ich und meine Unterlippe begann leicht zu zittern vor Wut und Verzweiflung. Sie schüttelte den Kopf. "Geschworen ist geschworen.", sagte sie leise. "Und wo war er bitte?", fragte ich noch immer zweifelnd. "In den USA.", antwortete sie und man hörte heraus, dass sie wütend wurde. Wahrscheinlich geht ihr meine "respektlose" Art auf die Nerven... Pff, ganz ehrlich sie hat keinen scheiß Grund wütend zu sein! Wer wurde denn sein Leben lang angelogen? Niall und ich? Oder sie? "Und wie lange?", fragte ich weiter. "Sechs ein halb Jahre.", antwortete sie matt. "Ach und in den Jahren hast du mal eben mit einem anderen Mann ein Kind gezeugt!", schrie ich wütend. "Zwei.", murmelte Niall leise. "Was?", fragte ich etwas hysterisch. "Ich habe noch einen Bruder.", erzählte er und man merkte ihm an, dass er sich unwohl fühlte in der Situation. "Beziehungspause heißt nicht Schluss machen!", schrie ich Mum an. "Annabell!", schrie sie plötzlich, stand auf und beugte sich etwas über den Tisch. Harry zog mich besorgt zu sich. Er hat Angst, Mum könnte die Hand wieder ausrutschen... Niall beobachtete die Situation verwirrt. "Es war ein One Night Stand!", schrie sie und schlug mit ihren Händen auf die Tischplatte. "Was?", fragten Harry, Niall und ich gleichzeitig entsetzt. "Dein Bruder entstand bei einem One Night Stand.", sagte Mum nur etwas ruhiger. "Ich war feiern mit einer Freundin und dann habe ich Bobby in einem Pub kennengelernt. Wir haben miteinander geschlafen. Ich wurde schwanger. Ich konnte das Kind nicht abtreiben. Also habe ich Bobby gesucht. Wir lernten uns besser kennen und dann hatten wir uns halt für das Kind entschieden.", erklärte sie und raufte sich einmal durch ihre Haare. Es war totenstill. Keiner wagte etwas zu sagen. Niall schaute Mum vollkommen geschockt an. "Nach fast fünf Jahren entstandest du, Niall. Als ich mit dir schwanger war, lief die Beziehung zwischen mir und Bobby nicht mehr gut. Wir stritten am Tag mehrere Male und redeten kaum noch miteinander. Ein halbes Jahr nach deiner Geburt traf ich beim Einkaufen Theo wieder.", erklärte sie weiter. Ich schluckte hart. "Du hast deine Familie und Dad sitzen lassen, weil du deinen Ex-Freund beim Einkaufen getroffen hast?", schrie Niall nun empört. "Theo war und bleibt meine große Liebe.", sagte sie leise. Ich schaute Mum einfach nur geschockt an. Aus meinem Mund kam kein Laut zu groß war der Schock.