Zu früh gefreut

408 13 1
                                    

"Wirklich!", beharrte ich und musste selber dabei lachen. "Er sagte wirklich 'Süße' zu mir! Was glaubt der, wer er ist? Der Sohn des Adonis?".

Obwohl Liam sicherlich nicht nach Lachen zumute war, musste er es trotzdem. Es klang eher wie ein Röcheln, da seine Nase verstopft und seine Stimme heiser war. Mit seiner roten Nase, den zerzausten Haaren und den müden Augen, sah er lächelnd zu mir auf.

"Das sind Rapper.", meinte er. "Die denken, sie sind immer was besonderes.".

Ich schüttelte mit dem Kopf. Dann deutete ich mit dem Finger auf ihn.

"Wehe ich habe in Zukunft noch einmal einen Auftrag mit diesem Typen. Dann kannst du das schön alleine machen.".

Liam lächelte erneut. Dann erschütterte ihn ein Hustenanfall. Müde ließ er seinen Kopf wieder in das Kissen gleiten und atmete schwer.

Liebevoll strich ich ihm einmal über die Stirn.

"Du scheinst kein Fieber mehr zu haben.", meinte ich zufrieden und erhob mich dann von der Bettkante.

"Willst du schon gehen?", fragte er mich mit seinen Welpenaugen.

"Ja, ich muss noch einkaufen und Wäsche waschen und bügeln und noch andere tausend Dinge tun, die ich hasse.".

Ich seufzte. Daraufhin beugte ich mich wieder zu ihm herunter und gab ihm einen Kuss auf seine Stirn.

"Bis dann, Bruderherz.", verabschiedete ich mich. "Ruf an, wenn du etwas brauchst.".

"Ja.", kam es kläglich zurück. "Danke. Bis dann, Jo.".

Indem verließ ich seine Wohnung, stieg in meinen Smart ein und parkte wenig später auf dem Parkplatz des Supermarktes.

Neugierig schlenderte ich von Gang zu Gang und legte ab und zu ein paar Lebensmittel in den Einkaufswagen.

An was sollte ich noch denken? Mist! Nächste Mal muss ich mir das wirklich aufschreiben!

Während ich fieberhaft überlegte, was ich unbedingt mitnehmen wollte, erweckte ein junger Mann meine Aufmerksamkeit, der ein paar Meter weit entfernt stand und gerade die Angebote von Haarspraydosen zu studieren schien.

Augenblicklich blieb ich stehen.

Scheiße, er darf mich nicht sehen! Er darf mich nicht sehen!

Blitzschnell drehte ich mich um und stieß dabei fast mit einer älteren Dame zusammen, die sich natürlich sogleich lauthals darüber aufregte, ob ich denn nicht aufpassen könnte wohin ich lief.

Ich hoffte noch, dass der "Star-Rapper" dies nicht mitbekommen hatte - vergebens.

"Hey Süße!", erklang es plötzlich hinter mir.

FFFFFUCK!

Mürrisch drehte ich mich um.

Shindy schlenderte mit einem lässigen Gang auf mich zu und blieb mit einem breiten Grinsen vor mir stehen.

Wieso suchst du nicht einfach wieder nach einem Haarspray?!

"Tag.", entgegnete ich knapp und mit arroganter Miene. "Und auf nimmer wiedersehen.", fügte ich dann hinzu und wollte mich an ihm vorbeidrängeln, als er sich mir wieder in den Weg stellte.

"Hey.", machte er plötzlich in einem ruhigen und anständigen Ton und hob abwehrend die Hände. "Wir hatten vielleicht einen falschen Start.".

Vielleicht?

"Aber ich würde gerne noch einmal von vorne anfangen.", sprach er weiter.

Laber nicht und geh mir aus dem Weg, sonst kastriere ich dich hier und jetzt eigenhändig.

Shindy räusperte sich. Dann streckte er mir seine Hand entgegen und sah mir mit voller Ernsthaftigkeit in die Augen.

"Michael Schindler.", stellte er sich vor.

Michael Schindler? Oh Gott wie gewöhnlich. Kein Wunder, dass du einen Künstlernamen hast!

Ungläubig schüttelte ich mit dem Kopf und runzelte die Stirn.

"Was soll der Scheiß?", fragte ich ihn belustigt. "Hast du nichts besseres zu tun?".

Erneut wollte ich an ihm vorbei.

"Warte, ich kann es erklä-.", ohne sich scheinbar darüber Gedanken zu machen, packte er mich an einem Arm und machte einen Schritt auf mich zu. Und ich handelte aus Reflex. Es war reiner Reflex!

Wie automatisiert, schnellte mein Knie nach oben und traf Michael Schindler zielsicher in seine Weichteile!

Und Action! [Shindy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt