Drei Tage später...
P.o.V Lia:
Zufrieden mit meinem Schinkenbrötchen saß ich mit meinen Freunden in der Cafeteria an unserem Stammtisch. Gerade stand das Thema im Raum, ob wir uns nicht heute mal einen Film in Kino ansehen wollen. Alex hatte keine Zeit. Er wollte noch für die anstehende Mathearbeit mit Abby lernen, da er die Potenzgesetze noch immer nicht verstanden hatte. Vincent und Osca hingegen waren Feuer und Flamme. Vor allem Vincent schien sich darüber zu freuen, dass Osca und ich heute noch nichts vor hatten. Doch eine Frage bleib noch. "Und welchen Film gucken wir jetzt?", fragte Osca in die Runde und biss daraufhin in sein eigenes Brot. "Also mir ist es so ziemlich egal, Hauptsache, der Film ist gut.", meinte ich nur. Der Rothaarige stützte seinen Kopf mit seiner rechten Hand und überlegte. Währenddessen suchte Abby mit ihrem Handy, welches sie vor Lehrerblicken in der Tasche versteckte, nach der momentanen Filmauswahl der hiesigen Kinos. Sie hatte den geschütztesten Platz von uns allen. "Mhm... wie wäre es mit 'The Visit'? Der soll ein guter Horrorfilm sein." Vincents blaue Augen leuchteten auf. Osca musste bei diesem erfreuten Gesichtsausdruck etwas lachen. "Ja, also ich hab nichts dagegen. Wie sieht's bei dir aus, Lia?" Kurz überlegte ich. Vielleicht mochte man es mir nicht glauben, aber ich hatte mir bis jetzt noch nie auch nur einen Horrorfilm angesehen. Die Filme, welche ich bisher gesehen hatte, waren überwiegend Familien und Animationsfilme, bis hin zu Liebesdramen und schlechten, deutschen Komödien. Mit zwei kleinen Schwestern im Alter von sieben Jahren und einer Mama, welche ein kleiner Fan von Till Schweiger war, stand ein Horrorfilm völlig außer Frage.
"Ich habe auch nichts einzuwenden.", antwortete ich. "Wann fängt er denn an?" Unauffällig lies Abby ihren Blick wieder in ihre Tasche wandern. "Heute läuft er ab 17:40 Uhr und geht etwa anderthalb Stunden." "Passt doch!", sagte Vincent begeistert. "Dann kann ich vorher auch noch ein bisschen Mathe lernen." Osca sah seinen besten Freund mit hochgezogener Augenbraue an. "Du? Und lernen? Hast du dir überhaupt die Hausaufgaben notiert?" Der Rotschopf mit Brille lachte nur. "Als ob das überhaupt noch jemand macht! Aber du bist doch auch nicht besser, Lockenköpfchen!" Das brachte auch mich zum lachen. Osca war in der Tat ein Lockenköpfchen. Seine Haare erinnerten mich aber eher an Schokoladenraspeln. Dazu passten seine intensiv grünen Augen perfekt. Soweit ich ihn bis jetzt auch kennenlernen konnte, passt er in das Schema der Klischee-Nerds. Er ist ein richtiger Profi wenn es um Games wie 'League of Legends' oder 'World of Warcraft' geht. Doch am meisten beeindruckte es mich, was für ein Genie er einfach in Chemie und Physik war. Ich hatte quasi meinen Meister gefunden, der mir die Ionen-Verbindungen verständlich erklären konnte, ohne das ich mindestens fünf Mal nachfragen musste. Dafür aber waren Fächer wie Deutsch oder Politik nicht so seine Stärke, was man wiederum nicht von seinem Hunger behaupten konnte. Da sich Osca aber mehr als ausreichend bewegte, weil er nebenbei in einem Basketball-Verein spielte, blieb so gut wie nichts hängen, worauf man eifersüchtig werden könnte.
~
Erneut starrte ich auf mein Display. 17:28 Uhr leuchtete es mir entgegen, während ich meinen Kopf wieder hob. Ich und Vincent standen bereits vor dem Kino Eingang und warteten gespannt auf Osca. Dieser schien sich etwas zu verspäten, wobei wir uns vor etwa zehn Minuten schon hier verabredet hatten. Doch da es noch relativ warm war und ich zudem auch meine rote Sweat-Jacke über mein weißes T-Shirt gezogen hatte, machte mir das warten nichts aus. Vin schien aber langsam ungeduldig zu werden. Komplett ruhig war ich jedoch auch nicht, weil es nun mal Tatsache war, das ich keine Ahnung hatte, ob dieser Horrorfilm nun wirklich schlimm werden würde. "Vin?", sprach ich daraufhin den Blauäugigen an. "Hm?" "Wie gruselig glaubst du, wird der Film?", fragte ich vorsichtig. Er überlegte und setzte dabei ein schiefes Grinsen auf. "Hast du etwa Angst?" "Äh, nein, nein! Ich, äh... wollte nur mal nach deiner Meinung fragen." "Komisch.", meinte er sofort darauf mit einem noch breiteren Grinsen. "Genau das Gleiche hab ich meinen großen Bruder auch bei meinem ersten Horrorfilm gefragt." Nun fühlte ich mich ertappt, was mir scheinbar auch anzusehen war. "Keine Bange!", antwortete Vincent immer noch grinsend. "Das wird lustig!" "Jaaaaa... Bestimmt.", gab ich ironisch zurück.
Keine Minute später tauchte auch endlich unser Lockenköpfchen auf, woraufhin wir dann auch endlich unsere Karten kaufen konnten. Danach holten wir uns noch alle zusammen eine große und zwei mittelgroße Popcorn Tüten, drei mal Cola und eine Tüte Gummibärchen. Komplett versorgt traten wir in den dunklen Raum ein und suchten uns ein paar Plätze. Der Film war ganz gut besucht, sodass am Ende etwa zwei drittel der Plätze belegt waren. Wir sicherten uns drei freie Plätze etwas weiter hinten, sodass wir einen guten Blick auf die gesamte Leinwand hatten. Osca knusperte bereits fröhlich sein Popcorn, während ich und Vin uns noch ein wenig unterhielten, bevor der Film anfing.
Die ersten zehn bis zwanzig Minuten war der Film auch noch ziemlich harmlos, wie ich fand. Doch ab da an, bekam ich langsam ein mulmiges Gefühl im Mangen. Ständig erschreckte ich mich bei ziemlich fiesen Szenen. Durchgehend hatte ich Angst, das gleich irgendetwas passieren würde und ich mich wieder erschrecken würde. Mindestens zwei Mal hatte ich mich so sehr erschreckt, dass ich mich an meinem Popcorn verschluckte und husten musste. Dies amüsierte meine beiden Begleiter und den fremden Sitznachbarn. Nur mein Vordermann fand die Popcorn-Husterei nicht sonderlich lustig und grummelte vor sich hin, während er seinen Hinterkopf nach Krümeln abtastete. Doch zwischendurch gab es immer wieder ein paar lustige Szenen, welche die bedrohliche Stimmung ein wenig auflockerten. Alles in allem war der Film wirklich gut und ich erwischte mich sogar dabei, wie ich über mein eigenes Erschrecken lachen musste. Dennoch war ich froh, als ich den Film überstanden hatte.
"Boah, hab ich einen Popcornbauch!", stöhnte Osca beim aufstehen und zerknüllte seine leere Popcorn Tüte. Ich lachte leise. "Das kommt davon, wenn man eine riesengroße Popcorn Tüte allein verschwinden lässt." Auf dem Weg nach draußen konnten wir noch unsere leeren Getränkepackungen, sowie die leeren Tüten entsorgen. Außerhalb des Kinos war es bereits dunkel. Ich streckte mich einmal ausgiebig, da einen das lange Sitzen irgendwann verspannte. Nach einer kurzen Unterhaltung verschwand Osca als Erster. Auch ich wollte nach Hause, doch... Was wenn eine alte Frau mich plötzlich anfällt und mich umbringen möchte? Nun bekam ich die Nachwirkungen des Filmes zu spüren. Angst. Etwas zögerlich sah ich in die Richtung, in die ich gehen musste, welche von einigen Laternen beleuchtet wurde. "Ist was?", fragte der Brillenträger neben mir. "Na ja, ich... ähm...", stotterte ich. "Du musst nicht zufällig in die gleiche Richtung wie ich?", fragte ich ihn dann. Nach einem kurzen, verwunderten Blick, lächelte er jedoch wieder freundlich. "Zufälligerweise ja. Es ist ein kleiner Umweg, aber ich kann mitkommen." Ein wenig erleichtert setzte ich mich somit mit Vincent in Bewegung. Es war wesentlich angenehmer zu zweit anstatt allein durch die dunklen Straßen Berlins zu laufen. Die Dunkelheit wirkte auch nicht mehr wirklich bedrohlich, sondern eher angenehm ruhig. "Komisch, hier sind ja keine Horror-Rentner.", ließ es Vincent gespielt enttäuscht erklingen. Ich schmunzelte ein wenig. "Haha. Sehr witzig, Mr. Horrorexperte.", kommentierte ich und boxte ihm gegen die Schulter. Leise hörte ich ihn kichern. "Wir sollten öfter mal Horrorfilme gucken. Um dich abzuhärten." "Erst mal muss ich die Paranoia, die ich dank des Filmes jetzt habe, in den Griff kriegen.", antwortete ich. "Und ein Horrorspiel?" "Kommt auf das Spiel an. Welches schwebt dir denn da im Sinn?" "Until Dawn.", ließ er es mich wissen. "Das kommt in ein paar Tagen raus und ich habe vorbestellt. Der Horror-Fan in mir musste es einfach haben und zu zweit ist das meist viel lustiger." Leider fiel mir kein gutes Argument ein, dem zu widersprechen. Ich hatte endlich ein paar richtig gute, neue Freunde gefunden und da konnte es auch nicht schaden was zusammen zu zocken. "Warum eigentlich nicht? Klar, können wir machen. Wann kommt es denn? Freitag, oder?" "Jap, Freitag.", bestätigte mich der Brillenträger.
Bei mir angekommen, umarmten wir uns noch zum Abschied. "War echt schön mit euch. Zumindest, mehr oder weniger... Bis morgen, Vin!" "Jup, bis morgen, Lia!" Einen kurzen Moment sah ich ihm noch nach, bevor die Dunkelheit ihre bedrohliche Aura zurück erlangte und ich endlich den Hausflur betrat.
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Na, habt ihr gedacht es käme kein Kapitel? Tja, dieses Mal meine ich es ernst mit dem 'es wird weitergehen'!! Außerdem wollte ich mich noch für die inzwischen 5,5 K Reads bedanken. Das hab ich glaube bis Dato noch nicht gemacht und das wollte ich jetzt einfach mal nachholen. Besser spät als nie. Also: Vielen Dank an euch! Momentan versuchte ich schon jegliche Namen von denen die Kommentieren oder Voten zu sammeln für die Danksagung. Ist echt nich leicht... Aber ich find's cool, dass ihr euch überhaupt meine Geschichte antut. Ist echt Mutig! ;D In diesem Sinne, bis nächste Woche und einen schönen Rest-Montag! Freuen wir Fangirls (und evtl. auch Fanboys) uns noch auf die LeNewes nachher! Tschüss!!!
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BlueBird
FanfictionEin junges Mädchen, welches durch den Tod ihrer Eltern und Geschwister umziehen und ihre alte Heimat inklusive Freunde zurücklassen musste? So unrealistisch es auch klingen mag, so wahr sind die Umstände, unter denen Lia Gintz nach Berlin ziehen mus...