Am nächsten Morgen wachte ich alleine in dem großen Bett auf. Tim, der mich, so vermutete ich jedenfalls, die ganze Nacht in den Arm genommen hatte, war plötzlich verschwunden. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich viel zu lange geschlafen hatte und es sich nun ohnehin nicht mehr lohnen würde zur Uni zu fahren. Tim hatte offensichtlich einen furchtbar schlechten Einfluss auf mich. Ich streckte mich noch einmal in alle Richtungen, ehe ich mich aufrichtete und Barfuß in die Küche tapste. Dort erwartete mich ein Tim, immer noch nur in Boxershorts bekleidet, der versuchte, danach sah es zumindest aus, ein Frühstück zu fabrizieren.
"Guten Morgen." , brummte ich, schlang von hinten meine Arme um seinen Oberkörper und drückte ihn an mich.
"Morgen. So darfst du mich ab sofort gern jeden morgen begrüßen. Wie wärs?"
"Hättest du wohl gerne. Was machst du da? Soll das was Essbares werden?"
Der große braunhaarige zog einen Schmollmund.
"Ich geb mir solche Mühe."
"Schon gut. Ich weiß das sehr zu schätzen. Danke."
Ich beschloss mich nützlich zu machen und schon mal den Tisch für uns beide zu decken. Daran konnte ich mich gewöhnen. Auch wenn ich das bis gestern niemals erwartet hätte genoss ich die Zeit mit Tim. Ich mochte ihn. Sehr sogar.
Wir aßen unser Frühstück und erstaunlicherweise schmeckte es sogar besser als es aussah.
"Hast du toll gemacht." , lobte ich ihn und tätschelte ihn auf den Kopf. Dann nahm ich unsere beiden Teller und stellte diese in die Spülmaschine.
"Haben wir heute eigentlich etwas vor oder lässt du mich endlich nach Hause fahren?"
"Naja. Ich will ja nicht, dass du den Eindruck hast, dass ich dich hier festhalten würde, aber es würde mich freuen wenn du den Tag noch mit mir verbringen würdest."
Er war so niedlich. Wie konnte mir das davor nicht auffallen? Oder war es mir vielleicht sogar aufgefallen?
"Nagut, aber was willst du machen?"
"Was immer du willst, kleiner."
Er legte seine Arme an meine Hüfte und zog mich zu sich in eine warme Umarmung."Weißt du, ich hab keine Ahnung wie du das in so kurzer Zeit geschafft hast, aber ich hab dich wirklich sehr gern." , nuschelte er in meine Schulter. Eine Weile verharrten wir in dieser Position, ehe ich mich wieder von ihm löste und ihm in die Augen schaute.
"Also ich wär ja für klettern." , schlug ich vor.
"Klettern? Ernsthaft?"
"Ja, warum nicht. Macht doch Spaß."
"Wusste gar nicht, dass du so auf Action stehst." , kurz druckste er herum. "Naja, wenn es dich glücklich macht. Von mir aus."
Gesagt. Getan. Wir machten uns fertig und eine halbe Stunde später standen wir vor der Kletterhalle. Ich kletterte schon immer gerne. Schon als Kind ging mein Vater oft mit mir klettern. Nachdem wir von einer netten älteren Dame unser Equipment erklärt bekommen hatten und sie uns alle Sicherheitshinweise erklärt hatte, packte ich Tim an der Hand und zog ihn hinter mir her. Sein sonst immer so verschmitztes Grinsen war verschwunden und er schien fast etwas blass um die Nase.
"Alles okay mit dir?" , erkundigte ich mich.
"Klar, geht schon. Hab nur nicht so gute Erfahrungen mit Höhe gemacht."
"Du hast Höhenangst? Warum hast du mir denn nichts gesagt? Wir hätten doch auch etwas anderes machen können."
"Ich hab vor gar nichts Angst, klar? Höchstens Respekt. Quatsch, du hast dich so gefreut, ich will dir das doch nicht vermiesen. Ich warte einfach hier unten und schau dir zu, okay?"
Nur ungern ließ ich Tim am Boden zurück und kletterte die Steile Wand hinauf. Oben angekommen sah ich runter zu Tim der mir zuckersüß zulächelte und nach oben winkte. Ganz vorsichtig ließ ich mich wieder zurück an den Boden sinken und ging zu ihm.
"Dir kann echt überhaupt nichts passieren. Willst du es nicht wenigstens versuchen. Ich halte auch deine Hand."
"Versprochen?"
"Versprochen."
Und so gingen wir Hand in Hand zurück zur Kletterwand und fingen an uns hochzuarbeiten. Bis zur Hälfte hatte es Tim geschafft und ich war unglaublich stolz auf ihn.
"Das hast du so toll gemacht." , lobte ich ihn als wir wieder im Taxi saßen und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Danke." , erwiederte dieser und küsste mich sanft auf die Wange. Den irriterten Blick unseres Taxifahrers ignorierten wir.
"Aber vielleicht sollte ich jetzt wirklich nach Hause fahren. Ich kann mir echt nicht noch mal erlauben in der Uni zu fehlen. Ich meine, es ist ja bald Wochenende und wenn du möchtest könnten wir uns dann ja vielleicht wieder sehen?"
"Das wäre toll."
Wir erklärtem dem Taxifahrer er solle mich doch bitte am nächsten Bahnhof rauslassen, damit ich von dort aus nach Hause fahren konnte. Tim stieg kurz mit aus um mich auf mein Gleis zu begleiten.
"Ich hab deine Handynummer noch gar nicht."
Tim streckte mir sein Handy entgegen und ich speicherte mich als Kontakt ein. Er tat es mir gleich mit meinem Handy.
"Also sehe ich dich am Wochenede?" , wollte er noch einmal bestätigt haben und ich nickte energisch.
"Ich ruf dich an."
"Versprochen?"
"Versprochen."
Zum Abschied zog er mich noch einmal in eine lange und innige Umarmung. Dann schaute er mir intensiv in die Augen und tat womit ich am wenigsten gerechnet hatte. Vor all den Leuten am Bahnhof die uns möglicherweise kennen könnten küsste er mich direkt auf den Mund und zum ersten Mal schämte ich mich kein bisschen dafür schwul zu sein.
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"Willst du..?" - #Stexpert FanFiction
FanfictionStegi, 20, homosexuell und absolut unerfahren. Immer wieder erwischt er sich dabei wie er vor sich selbst davonläuft und versucht sich zu verstecken. Zu groß ist die Angst vor Misserfolgen, zu schmerzhaft wären die Enttäuschungen. Damit möchte der U...