"Okay. Oma ich geh los. Laura wartet bestimmt schon." Ich zog meine Jacke an und setzte meine gefühlt tausend Kilo schwere Schultasche auf. Meine Oma kam aus dem Wohnzimmer und hatte noch ihre dicke Lesebrille auf der Nase. Ich musste immer schmunzeln wenn ich meine Oma sah, nicht etwa weil ich mich über sie lustig machte, nein, ich liebte meine Oma mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Erde. Sie War eine kleine Frau mit einem riesen Lockenkopf und trotz ihres stattlichen Alters War sie noch ziemlich schnell unterwegs. Nun, ich stand mit meiner Jacke bis unters Kinn und dem Rucksack auf dem Rücken da und lächelte sie an. Sie schaute nur zurück und wünschte mir viel Spaß und Erfolg in der Schule. Eine letzte Umarmung gab ich ihr noch. Das War unser Ritual immer wenn einer von uns ging umarmten wir uns vorher.
Vor der Haustür stand Laura. Wie immer mit Kopfhörern und einem lockeren Zopf der ihre Haare viel kürzer aussehen ließ als sie eigentlich waren. Jeden Morgen um 7:25 stand sie vor der Haustür und holte mich für die Schule ab in die wir seit 10 Jahren gemeinsam gingen. Wie jeden morgen holte ich mein Handy aus der Hosentasche und überprüfte ob es auf lautlos gestellt War. Und wie immer War es das auch. Eigentlich holte ich es nur raus im mir immer und immer wieder mein Hintergrundbild anzusehen.
In der Schule angekommen warteten wir auf Michelle und gingen dann zu dritt in den Matheraum. Da es Dienstag War saß ich neben Michelle worüber ich ziemlich froh War, da ich das Thema, so wie immer, nicht verstand. Michelle War ein Mathe-Ass und ich nannte sie meine Beste Freundin. Ich hatte schon vor einigen Stunden aufgegeben zu verstehen was unsere Lehrerin da vorn sagte und deshalb ließ ich einfach meine Gedanken schweifen und fing an Auf meinem Mathe - Heft zu kritzeln.
Plötzlich stieß Michelle mich an. " Jess, Frau Weber hat dich was gefragt!" Ich schaute total verwirrt und spielte mit meinem Bleistift. Frau Weber schaute mich durchdringend an. "Jessica hast du verstanden was ich gesagt habe? Nenn mir die Mitternachtsformel." Ich hatte kein Plan wovon sie eigentlich redete doch Michelle rette mir wieder mal das Leben und vermutlich meine Mathenote.
Kurz darauf klingelte es und die nächste Stunde verging recht schnell. Ich War froh als ich auf dem Hof War und einfach mal wenigstens für 20 Minuten mit Laura und Michelle reden konnte. Bereits nach fünf Minuten jedoch lenkte ich das Thema wieder in diese eine Richtung -Ihn-. Ich sah schon wie Laura wieder die Augen verdrehte und ich glaube Michelle würde mich am liebsten schlagen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich konnte aber einfach nicht anders. Der Gedanke an ihn begleitet mich einfach 24 Stunden 7 Tage in der Woche. Ich konnte und wollte an nichts und niemand anderes denken.
