Kapitel 21: Ein letzter Traum

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Fröhlich stürmte ich die Treppen des Hausflures herunter, nachdem ich aus dem Küchenfenster aus gesehen hatte, dass das Auto von Tanja und Tobias vor dem Haus parkte. Flo hatte ich völlig verdattert in der Wohnung zurück gelassen. Zwar sollte ich eigentlich nicht rennen, dennoch wollte ich die Beiden so schnell wie möglich wieder in die Arme schließen. Ich öffnete die Haustür und viel direkt Tobias um den Hals. "Ihr seid endlich wieder da! Geht es euch gut?", fragte ich und umarmte auch Tanja. Beide waren für einen Moment total überrascht, bevor sie realisierten, dass nur ich es war. "Hallo, Schätzchen!", lachte Tanja. "Du bist aber stürmisch! War das schon immer so?", fragte auch Tobias. Nun war ich diejenige, die etwas überrascht war. Aber sie hatten recht. Seit ich hier lebte, hatte ich mich noch nie so gefreut, sie zu sehen.

"Schön, dass ihr wieder da seid.", begrüßte auch Florian, welcher mir etwas langsamer hinterher gekommen war, die Beiden. "Schön auch Sie zu sehen.", antwortete Tobias lächelnd zurück. Gemeinsam trugen wir, oder eher alle außer ich, daraufhin die schweren Taschen und Koffer hoch in die Wohnung, bevor ich einen Blick auf die Uhr warf und meine Tasche mit Kamera und co. vollpackte. "Wo willst du denn so plötzlich hin?", fragte mich Tanja, als ich ihr und Tobias einen Abschiedskuss gab. "Ich treffe mich noch mit meinen Freunden im Park. Wir wollen was drehen. Bis später!", verabschiedete ich mich noch von ihnen und Flo, bevor ich verschwand.

P.o.V Floid:

Verwundert sahen die Beiden noch auf die Tür, während Lia diese schon längst geschlossen hatte. Ja, wenn man wusste, wie sie sich noch vor ein paar Monaten immer verhalten hatte, konnte man das gerade eben nicht wirklich glauben. Mittlerweile hatte sich ihr instabiler Geisteszustand enorm gebessert, was nicht zuletzt daran lag, dass sie endlich Freunde gefunden hatte. Sie lächelte wieder. Von dem schüchternen, in sich gekehrten Mädchen, welches ich kennengelernt hatte, war keine Spur mehr von zu finden. Im Nachhinein betrachtet, war es eigentlich schon fasst überflüssig gewesen, extra einen kurzzeitigen psychologischen Betreuer beauftragt zu haben. Aber andererseits, hätte sie weiterhin versucht, alles in sich hinein zu fressen, ohne mit jemanden privat reden zu können. Auch wüsste ich nicht, was passiert wäre, wenn sie hier von Tobias und Tanja komplett allein gelassen worden wäre. Eigentlich wollte ich es auch gar nicht wissen. Viel mehr sollte ich mich um meinen Bericht kümmern, welchen ich in der Uni abgeben sollte. In diesem Bericht sollte ich alles, was in den letzten 2 Monaten mit Lia passiert ist, zusammenfassen und eine abschließende Bewertung des Ergebnisses verfassen. Na dann, an die Arbeit...

~

P.o.V Lia:

"Okay, das war's!", rief ich den Anderen zu, nachdem auch die letzte Szene im Kasten war und ich die Aufnahme stoppte. Wir wechselten untereinander High-Fives aus und freuten uns, nach etwa drei Stunden Dreh endlich fertig zu sein. "Endlich!", stöhnte Osca. "Jetzt können wir was essen gehen!" Die anderen und ich mussten lachen. "Gut, dann müssen wir uns nur noch entscheiden, wo.", sagte Vincent und richtete seinen Blick auf sein Handy. Ich lunzte kurz zu ihm rüber, um nach der Uhrzeit zu sehen. Tatsächlich hatten wir schon ungefähr viertel vor sechs. "KFC, McDonalds, Subway oder Starbucks?", fragte Abby. "Ich hätte lieber Bock auf Asiatisch...", murrte ich. Doch mir war klar, dass der nächste gute Asiate ein bisschen zu weit weg war, um für uns hungrige Jugendliche erreichbar zu sein. "Aber Subway fände ich jetzt auch nicht so schlecht. Die haben echt geile Cookies...", ergänzte ich mich selbst. Die Anderen kicherten wieder. "Also ich hätte auch nix einzuwenden.", sagte Vincent. Auch der Rest unserer Bande nickte nur, woraufhin wir uns gleich auf den Weg dorthin machten. 

Zu unserer Überraschung saßen Nicole und Mandy, unsere Klassenbesten, an einem der vielen Tische. Nebenbei lernten sie noch ein wenig Vokabeln für Englisch. Da hier auch meist wenig betrieb war, so wie heute, konnten sie das auch in aller Ruhe tun. "Wollen wir uns gleich zu ihnen setzen?", fragte ich meine Freunde und deutete auf die beiden Mädchen. Alex winkte ab. "Die wollen bestimmt in Ruhe lernen. Obwohl das in einem Fastfood Restaurant ein wenig sinnfrei ist." Somit bestellten wir unser Essen und setzten uns an einen anderen Tisch. Genau genommen, ergatterten wir uns sogar eine freie Sofaecke. Nun konnten wir den Tag komplett entspannt und mit viel Gelächter ausklingen lassen.

~

Weiter und weiter folgte ich dem Raben durch den bunten Herbstwald. Jedoch flog der schwarze Vogel immer schneller. Immer kleiner wurde er in der Ferne. Jede Mühe ihn einzuholen war zwecklos. Erschöpft ließ ich mich auf einem Ast nieder und ließ meinen Blick nach oben schweifen. Über mir befand sich ein großes Loch zwischen den Baumkronen, was mir eine freie Sicht in den Himmel bescherte. Trotz meiner großen Freude, den blauen Himmel wiederzusehen, erfüllte Angst meinen Körper. Ein großer Raubvogel kreiste über mir. Meine Angst ließ mich meinen Körper nicht mehr spüren. Doch bevor mich der Feind erblicken konnte, wurde er von einen weiteren Raubvogel angegriffen. Dieser riss ihn mit seinen Klauen aus meinem Sichtfeld.

Obwohl es kein allzu schöner Anblick gewesen war, empfand ich keine Angst mehr. Sie wich geradezu nur von mir. Wenige Minuten später, kehrte der Angreifer meines Feindes an den blauen Himmel zurück und steuerte auf mich zu. Es war aber kein Sturzflug im Falle eines Angriffes. Vorsichtig landete der Rotmilan vor mir auf dem Ast und nahm seine Flügel zusammen. Komischerweise zierte kein Tropfen Blut sein Gefieder oder die Krallen. Nur etwas schwarzer Sand hing in seinen Federn, welcher bei der aufkommenden Briese verweht wurde. Wieder breitete er seine edlen Flügel aus und deutete mir, ich solle ihm folgen. Ich tat wie geheißen und folgte nun ihm. Jedoch führte er mich nicht wie der Rabe durch den Wald. Nein, er flog hoch über die Baumkronen hinaus. Zögernd flog ich ihm weiter nach. Noch war mir etwas mulmig zumute, doch das sollte sich sehr schnell ändern. Die sanfte Briese, welche im Wald noch geweht hatte, wurde hier oben zu einem kräftigen Wind. Es kam mir wie eine endlose Zeit vor, in der ich nicht mehr hier oben die Freiheit gespürt hatte. Unter mir verschmolzen die Farben der Bäume in wundervolle gold bis rot Töne. Die untergehende Sonne warf auf uns ein warmes Licht und tauchte den Horizont in bunte Farben. Schützend flog der Rotmilan neben mir her und ließ sich vom Wind tragen.    

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