Kapitel 62 - Zusammen?

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Ein Mensch kann viel aushalten, doch selbst der Stärkste kann die Last irgendwann nicht mehr tragen. Nur wenn man zusammenhält, kann man das grausige Schicksal bezwingen...

Harry's POV:
"Wir müssen zum Friedhof.", sagte ich ernst. "Niall du bist genial.", murmelte ich. Er schenkte mir ein kleines Lächeln und fuhr los. "Du musst mir zeigen, wo ich hin muss.", sagte er schnell und legte den Gang ein. Ich nickte. Sie muss da sein. Sie muss einfach dort sein. Meine Beine zitterten stark und ich raufte mir nervös durch meine Haare. "Harry, wir werden sie schon finden.", versuchte Niall mich zu beruhigen. "Jetzt links.", murmelte ich in Gedanken. Es ist scheiße kalt und sie hat sich nur eine Jacke mitgenommen... Sie muss mega frieren. Ihr ist doch ehh so schnell kalt... "Rechts.", sagte ich schnell, bevor Niall gerade aus fahren konnte. Er nickte und bog ab. Sie muss einfach da sein! "Shit.", murmelte ich, als ich bemerkte, dass es anfing zu regnen. "Was?", fragte Niall neugierig. "Es fängt an zu regnen.", sagte ich nervös. "Jetzt die nächste rechts, dann sind wir da.", wies ich Niall an. "Okay.", sagte er ruhig und bog ab. Warum fährt Niall so langsam? "Kannst du nicht schneller fahren.", murrte ich. Ich will Bell einfach finden. "Harry, wir werden sie schon finden.", sagte Niall leicht genervt und versuchte trotzdem beruhigend zu wirken. Ich bin ein Idiot. Jetzt habe ich ihn angemeckert, obwohl er mir sogar hilft Bell zu suchen... "Niall, ich wollte dich nicht anmeckern.", murmelte ich schuldig. "Du machst dir doch nur Sorgen Harry.", sagte er beschwichtigend. Endlich fuhr Niall auf den Parkplatz vor der Kirche. Ich sprang auf und knallte die Autotür hinter mir zu. Niall schloss den Wagen ab und rannte mir hinterher. Ich kann nicht auf ihn warten. Ich muss sie finden! Ich kam am Friedhof an und suchte ihre Gestalt, aber ich sah niemanden. "Bell!", rief ich laut. Der Regen tropfte auf mein Gesicht und meine Haare wurden nass. Niall stand mittlerweile neben mir und suchte den Friedhof ebenfalls mit seinen Augen nach Bell ab. "Teilen wir uns auf. Du links, ich rechts.", schlug Niall schnell vor. Ich nickte und lief mit stampfenden Schritten durch den Schneematsch. "Bell!", rief ich erneut, aber meine Hoffnung, sie hier noch zu finden, verschwand mit jedem Meter dem ich dem Ende entgegen kam. Plötzlich sah ich ein graues Hosenbein und einen blauen Sneaker hinter einem Grabstein hervor gucken. Nein... Sofort rannte ich auf die Ecke zu. Ich hatte Angst, dass sie da liegen würde. Sie darf da nicht liegen... Ich kam um die Ecke und mir blieb der Atem weg. Bell lag vollkommen nass, zitternd auf dem Boden vor einem der Gräber. Ohne zu zögern kniete ich mich vor sie und hob sie hoch. Sie ist eiskalt! "Bell, sag was.", murmelte ich ängstlich. "Harry.", nuschelte sie weinerlich. Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen, als ich ihre sanfte Stimme vernahm. Mein Blick schweifte zum Grabstein. Theo Thompson... Ihr Dad... Ihr kleiner Körper drückte sich an den meinen. "Niall.", rief ich laut, um ihn ein Zeichen zu geben, dass ich sie gefunden hatte. Ich drückte ihren zarten Körper an den meinen, um ihr so viel Wärme zu geben wie möglich. Niall kam angerannt. Besorgt schaute er zu Bell, die wie Espenlaub zitterte. "Kommt schnell, ich habe noch eine Decke im Auto.", sagte er und lief voraus. "Lauf nie wieder weg.", flüsterte ich Bell zu und lief schnellen Schrittes mit ihr in meinen Armen zu Niall's Auto, der gerade seinen Kofferraum öffnete. Sie muss unbedingt warm werden! Niall holte eine blaue Wolldecke heraus und öffnete einer der hinteren Türen. Vorsichtig legte ich Bell auf die Rückbank und stieg selber zu ihr ein. Niall warf die Tür hinter mir ins Schloss und stieg vorne ein. Ich zog Bell zu mir und deckte sie schnell mit der Decke zu. "Es tut mir leid, Harry.", flüsterte sie plötzlich mit brüchiger Stimme und schaute mich aus aufgequollenen trüben Augen an. "Lauf einfach nie wieder weg.", flehte ich leise und zog sie noch enger an mich. "Ich habe mir so Sorgen um dich gemacht.", nuschelte ich in ihr Haar. "Es tut mir leid.", schluchzte sie und krallte sich leicht in meinen Hoodie. Niall schaute immer wieder besorgt durch den Rückspiegel zu uns. "Du brauchst dich nicht entschuldigen. Es ist alles gut.", versuchte ich sie zu beruhigen. "Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?", fragte sie mich mit zittriger Stimme. Ihr Gesicht fehlte jegliche Farbe. Sie war leichenblass. Ihre Augen hatten ihren Glanz verloren. Es wirkte, als hätten ihre Tränen all ihre Lebensfreude heraus gewaschen und nichts als Trauer zurück gelassen, die sie drohte zu zerfressen. "Es kommt nicht auf die Frage an, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, denn das gibt es so oder so. Vielleicht gibt es kein Paradies, wo alle nackt herum laufen und die Engel herum fliegen, aber man lebt so oder so weiter in den Erinnerungen im Herzen der Menschen.", erklärte Niall. Ich nickte zustimmend. Bell wirkte nicht überzeugt. "Doch irgendwann ist selbst die Erinnerung vergessen.", nuschelte sie. "Dann werde Präsidenten, dann vergisst dich niemand.", sagte Niall schmunzelnd. Etwas geschockt schaute sie durch den Rückspiegel zu ihm. Das war mehr als unpassend. Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. "Okay, das war unpassend, sorry.", nuschelte er. "Nein, eigentlich hast du recht.", murmelte sie in Gedanken. Will sie jetzt Präsidenten werden? Verwirrt schaute ich sie an. "Um nicht vollends vergessen zu werden irgendwann, muss man eigentlich irgendetwas besonderes schaffen oder erfinden.", sagte sie nachdenklich. "Also ich werde so oder so berühmt.", sagte Niall und rümpfte die Nase. Bell begann zu kichern und ich und Niall stimmten ein. Er hat ihr ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ich bin einfach vollkommen überfordert mit dem Thema. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht... Dankend nickte ich Niall zu, der mich nur durch den Rückspiegel anlächelte. "Und als was?", fragte Bell neugierig. Ihr Zittern nahm langsam ab. "Hmm... Vielleicht als Golfer?", murmelte er vor sich her. "Golf?", fragte ich irritiert. "Das ist wirklich cool und entspannend.", beteuerte er. Golf und cool? Klingt wie zwei verschiedene Welten? "Nimmst du uns mal mit zum Golf?", fragte Bell neugierig. Ich seufzte auf. Bell begann zu kichern und schüttelte leicht den Kopf. "Gerne.", sagte Niall lächelnd. "D-danke, dass ihr m-mich gesucht h-habt.", stotterte Bell leise. "Ich hätte dich niemals bei der Kälte allein draußen umher laufen lassen.", sagte ich ernst. Bell kuschelte ihren Kopf in meine Halsbeuge. "Woher wusstet ihr, dass ich dort war?", fragte Bell neugierig. "Niall ist darauf gekommen.", erklärte ich schnell. Bell schaute etwas überrascht zu Niall nach vorne. "Ich weiß nicht, wie ich darauf kam, aber es kam mir irgendwie logisch vor.", versuchte er ihr verständlich zu machen. "Warum warst du gerade da?", fragte ich interessiert. Es ergab irgendwie Sinn, aber auch irgendwie nicht... "Ich weiß nicht recht. Es war als würden mich meine Füße einfach zu Dad leiten. Vielleicht habe ich mir einfach seinen Halt gewünscht, aber den habe ich dort nicht gefunden.", flüsterte sie und eine Träne lief ihre Wange herunter. "Bell, höre mir zu. Du bist nicht allein. Ich bin für dich da. Ich werde dir immer Halt geben.", erklärte ich ernst. "Ich bin auch für dich da.", sagte Niall lächelnd. Auf Bell's Gesicht wuchs ein zauberhaftes Lächeln heran. "Danke.", nuschelte sie und legte ihre Lippen kurz auf die meinen. "Wir halten zusammen.", sagte Niall und fuhr auf Bell's Auffahrt.

Do you rescue me? (Harry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt