♛Kapitel 4♚

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Vor Schock, blieb mein Herz stehen. Vor mir erstreckte sich ein riesen grünes Gelände und in der Mitte stand voller Pracht das Schloss. Ich hatte es nur manchmal im Fernsehen oder auf Bildern gesehen, doch es hier wirklich vor mir stehen zu haben, war nicht vergleichbar. Man spürte die Macht förmlich, die es ausstrahlte. Riesige Mauern, hohe Türme, königsblaue Dächer und sehr viele Fahnen.

Ich wusste nicht wieso, aber plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, dass es so schrecklich werden würde. Meine eigene Naivität über die Royal schockierte mich und schnell schüttelte ich den Gedanken ab. Da ich so in Gedanken versunken war, fiel mir erst zu spät auf, dass die meisten schon losgegangen waren. Hastig versuchte ich den Anschluss wiederzufinden und kurz darauf befand ich mich wieder hinter den anderen Mädchen. Die meisten hatten schon Kontakt geknüpft und unterhielten sich ausgelassen. Plötzlich fühlte ich mich einsam. Ich würde mit diesen Leuten lange Zeit zusammenleben und arbeiten. Wie auf Ruf fiel mir jemand um den Hals, sodass ich fast ins Gras fiel.

Ally!

„Sag mal bist du plötzlich taubstumm und gleichzeitig blind geworden?! Ich hab dir schon im Kreissaal zugewunken, aber du hast nur wie nh Blöde an die Wand gestarrt!" Sie klang verstört und aufgebracht. Ihr braun-blondes Haar war zerzaust und tiefe Augeringe hatten sich unter ihren dunklen, braunen Augen gebildet.
„Gott, Ally!", brachte ich nur hervor und hielt sie fest im Arm. Sie konnte manchmal echt zickig sein, aber ihre ausgelassene und witzige Art war unverwechselbar und ansteckend. Deshalb liebte ich sie so sehr.

„Trödeln ist hier nicht", tadelte die Dame und sah uns drohend an. Kaum hatte sie sich weggedreht, fingen wir an zu kichern. Zusammen konnten wir nicht einen Moment ernst bleiben. Das war schon immer so.

„Ich hab mir so Sorgen gemacht! Die Fahrt war schrecklich anstrengend, ich bin mitten drin aufgewacht. Typisch Ärtze", beschwerte sie sich, „Entweder zu viel oder zu wenig, aber die richtige Dosis kriegen sie nicht hin."
„Bei dir vielleicht. Bei mir lief alles problemlos", grinste ich

Wenn man mal von meinem Nerverzusammenbruch absieht...

Es dauerte nicht lange, da standen wir schon vor den Toren des Schlosses. Zu meiner Überraschung standen keine Wachen davor, sondern die Tür ließ sich einfach öffnen. Der Foyer war riesig und genauso wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Glaskronleuchter, Mamorboden und Säulen. Einzig und allein die automatischen Glastüren zerstörten den Flair ein wenig.

„Ihr werdet nun auf eure Zimmer geschickt und bekommt eine Stunde um euch auszuruhen. Danach beginnt das Abendessen und ich erwarte, dass alle pünktlich sind", begann die Dame zu reden. Natürlich. Einrichten konnten wir uns schlecht, denn niemand hatte auch nur eine Kleinigkeit dabei. Sogar der Schmuck wurde uns vorher abgenommen, sofern einige überhaupt was besaßen.

Ein Butler (dachte ich jedenfalls) löste sie schließlich ab und begleitete uns zu zu den Fluren. Vorher mussten wir noch etliche Gänge passieren, die einem Labyrinth glichen.
„Hier sind eure Zimmer. Jedes hat eine Nummer. Eure Nummern sind auf eurer Handinnenfläche abgedruckt", nuschelte er in seinen Bart und verließ uns darauf. Und tatsächlich: Als ich auf meine Hand umdrehte, sah ich eine Nummer draufgestempelt.

27

Schnell sah ich auf Allys Hand. Sie hatte die 24. Ich wusste, dass es uns schlimmer hätte treffen können, also war ich erleichtert. Sie grinste. „Anscheinend wollte das Schicksal es so."

***

Das Zimmer war größer als ich gedacht hatte. Staunend drehte ich mich um die eigene Achse. Ein riesiges Himmelbett, eine kleine Leseecke, ein Schreibtisch mit den verschiedensten Stiften und eine prunkvolle Kommode, auf denen kleine Blumes in Vasen standen. Aber das beste war die Fensterbank, auf der man es sich gemütlich machen konnte. Man hatte einen grandiosen Ausblick auf den Horizont. Die beiden Türen bemerkte ich erst später. Eine führte zu einem begehbaren Kleiderschrank, der alle möglichen Kleider, aber auch Alltagsklamotten hatte, die andere zum Bad. Es war eher kleiner, aber hatte eine große Badewanne.

Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen und schloss die Augen. Ob ich mich hier jemals zuhause fühlen würde? Wahrscheinlich nicht. Aber länger konnte ich nicht darüber nachdenken, denn etwas kleines piekte mir in den Rücken. Es war eine Karte.

***

Liebe Miss Catherine,
Wir hoffen ihnen gefällt ihr neues Zimmer. Bitte beachten sie, dass es jedoch folgende Regeln gibt, die sie zu befolgen haben:

1. Besuch ist nur unter den Umständen erlaubt:
• maximal eine Person
• nur das gleiche Geschlecht

2. Frühstück findet um 9.00 Uhr Abends statt, Abendessen um 18.00 Uhr.

3. Nur zum Frühstück und Abendbrot müssen bodenlange Kleider getragen werden.     Zwischen den Mahlzeiten darf Alltagskleidung getragen werden.

4. Ausgang ist nur mit der Erlaubnis (Damit gilt auch die Schüler-Flure verlassen). Sonst darf man sich zwischen 11 Uhr und 17 Uhr im Schlossgarten aufhalten.

5. Pünktlichkeit wird sehr geschätzt und erwartet. Kommen sie nicht zu spät zu den Mahlzeiten, dem Unterricht oder anderen Verantstaltungen.

6. Es wird um 7.00 Uhr aufgestanden und um 22.00 Uhr müssen sie im Bett liegen.

7. Um 20.00 Uhr dürfen die Zimmer nicht mehr verlassen werden.

8. Bereiten sie sich immer vor.

9. Kontakt mit dem anderen Geschlecht soll vermieden werden.

10. Gehen sie respektvoll und freundlich mit den anderen Schülern, Personal etc um.

Beachten sie bitte, dass sie eine Zofe zur Verfügung bekommen, die ihnen beim Ankleiden, Schminken, Frisieren, Waschen, Aufräumen usw helfen wird.

Wir freuen uns über ihren Aufenthalt.

***

Das saß. Mit so vielen Regeln hatte ich wirklich nicht gerechnet. Vor allem was hatten sie mit dem anderen Geschlecht?! Das war mehr als übertrieben, aber ein großes Problem hatte ich damit nicht. Ich war eh nicht an Jungs interessiert, also sollte das kein Problem sein.

Dachte ich jedenfalls...

The RoyalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt