Zwei Tage waren vergangen, seit Lia und ich in einen unmöglichen Streit geraten waren. Wir hatten des nachts Wasser im Brunnen entdeckt und natürlich wollten wir alle gleichzeitig unseren Durst löschen. Lia musste hinter mir zurückstehen, denn ich war schneller.
Irgendetwas musste das in ihr ausgelöst haben. Vielleicht hatte sie einfach nur Angst, dass ich sie tatsächlich übertrumpfen würde, dass ich sie besiegen würde, so wie ich sie im Kampf um das Wasser besiegt hatte.
Sie war möglicherweise einfach nur verzweifelt, doch es half nichts, sie griff mich von hinten an, was noch nie eine gute Idee gewesen war.
Die Jungs hatten keine Chance uns zu trennen und als sie versuchte mich mit einem Messer zu erstechen zog ich meinen Dolch und allen war klar, dass es ein Kampf um Leben und Tod werden würde.
Letztlich hatte ich gewonnen und Lia war tot neben mir zu Boden geglitten.
Sie hatte gut gekämpft, das musste man ihr lassen, doch sie wäre besser dran gewesen, wenn sie einen ihrer Speere als Waffe verwendet hätte. Sie war ungeschickter mit einem Messer, denn das war nicht ihre Paradewaffe.
Ich hatte sie geschlagen und somit meine Chancen erhöht. Allerdings hatte ich auch Tritons Mittributin getötet und ich wusste nicht wirklich wie er dazu stand.
Allerdings hatten wir nicht über diesen Vorfall gesprochen. Es war uns wohl allen klar, dass es früher oder später so enden würde.
Am Morgen des vierten Tages in der Arena erwachte ich und das Erste was ich sah, war ein wunderschöner rot-gelber Himmel. Die Sterne waren noch nicht ganz verblasst und gaben dem ganzen Schauspiel noch eine mysteriöse Wirkung. Es war wirklich unglaublich schön.
Allerdings spürte ich, dass etwas auf uns zu kam.
Etwas, das uns höchstwahrscheinlich nicht gefallen würde.
In dem Moment, als ich mich gerade aufsetzen wollte stand Triton auf und ging in unsere Richtung.
"Wir sollten unsere Sachen zusammenpacken. Ich glaube heute passiert irgendwas.", stellte er mit unruhigem Blick durch die Arena fest.
Er setzte sich neben Telum und blickte uns der Reihe nach an.
Mein Mittribut schien mal wieder nicht in der Laune zu sein etwas zu sagen, daher übernahm ich das Sprechen.
"Das selbe Gefühl hat mich auch gerade beschlichen. Irgendwelche Ideen wohin wir uns verziehen könnten, bevor die unsichtbare Macht uns erwischt?", ich grinse über meine Formulierung und sehe in Tritions dunkle Augen.
Er überlegte kurz, ehe man ihm deutlich ansehen konnte, dass er eine Idee hatte.
"Zurück zum Turm dauert zu lange und außerdem haben wir keine Ahnung, ob der Weg dorthin endlich wieder frei ist. Ich würde sagen wir suchen uns ein Versteck in einem der Häuser. Die Auswahl ist ja groß genug."
Nun war ich diejenige, die überlegte. Allerdings hatte er wahrscheinlich Recht.
Es standen Unmengen an Häusern hier in der Gegend und sie boten Schutz vor dem, was kommen würde.
Zumindest mussten wir einfach hoffen, dass eines der Häuser uns Schutz bot.
Sollten wir auf diese Weise auf irgendwelche Tribute treffen, war es umso besser für uns. Wir würden sie ausschalten und somit hätten wir noch die Anzahl unserer Gegner verringert.
"Eine gute Idee. Lasst uns zusammenpacken."
Gesagt, getan.
Kaum zehn Minuten später hatten wir all unsere spärlich verteilten Habseligkeiten zusammen gesammelt und waren Aufbruch bereit.
Gerade als wir losgingen, begann der Wind sich zu drehen und peitschte uns nun ins Gesicht. Es war unangenehm und man konnte deutlich spüren, dass dies nur der Anfang war. Das, was auf uns zu kam, war eindeutig eine Naturgewalt.
Wir hatten keine Zeit zu verlieren, ansonsten würden wir wohl mitten in einen Sturm geraten.
Unruhig liefen wir durch die Gassen der scheinbar verlassenen Stadt.
Der Sand, der uns nun zusätzlich ins Gesicht schlug ließ mich schneller werden. Woher kam nur all dieser Sand? Was war das, was uns verfolgte?
Ich drehte mich um und dann sah ich es oder besser sie.
Eine scheinbar alles verschluckende Wand, die sich uns in unbändiger Geschwindigkeit näherte.
"Oh mein Gott!", stieß ich hervor und spürte, dass meine Stimme unglaublich panisch und hoch klang. "Telum, Triton! Beeilt euch!", ich sprintete los und versuchte den Jungen aus Distrikt 4 mitzuziehen.
Telum hatte ohne große Umschweife meinem Ausruf folge geleistet. Er zweifelte nicht an meinen Aussagen. Triton jedoch sah sich irritiert um und schien einige Sekunden zu brauchen um zu verstehen, warum ich in solche Panik geraten war.
"Kommt hier rein!", brüllte Telum und ich erblickte ihn in einem der Häusereingänge.
"Triton! Jetzt komm endlich!", schrie ich und packte seine Hand, um ihn mit mir zu zerren. Ich hatte keine Lust noch einen weiteren Verbündeten zu verlieren. Wir waren noch ganz am Anfang, so viele waren noch nicht tot und ohne ihn waren wir nur noch zu zweit.
Ich zog ihn ins Haus und knallte die Tür hinter mir zu.
"Schaut ob die Fenster zu sind und verdeckt alle offenen Ritzen die ihr findet.", wies Telum uns an.
Es irritierte mich ungemein, dass er plötzlich den Anführer heraushängen ließ, doch ich war gleichzeitig auch froh darum. Mir wäre das in dieser Situation wahrscheinlich nicht eingefallen.
Triton stopfte bereits Decken in die undichten Stellen am Boden und ich sprang zu den Fenstern um sie zu überprüfen.
Auch dort gab es einige Ritzen, die verschlossen werden mussten und bald war das ganze Haus mit Decken, Jacken und sonstigem was wir entbehren konnten behelfsmäßig Wind und Sand geschützt.
Erschöpft ließ ich mich an einer Wand hinuntergleiten. Schweiß lief mir über den Rücken, meine Haare klebten auf meiner Stirn und ich atmete schwer.
"Hoffentlich hält das Haus dem Sandsturm stand. Es sieht nicht sonderlich stabil aus.", presste ich hervor und schloss die Augen. Man hörte deutlich das Rütteln des Windes und das Aufschlagen von Sandkörnern.
Sie mussten in der Zwischenzeit um einiges gewachsen sein, doch im Moment war mir das egal. Wir waren wohl vorerst sicher.
Einige Stunden lang mussten wir in ständiger Angespanntheit warten, bis sich der Sturm endlich legte und wir uns alle langsam entspannen konnten. Es war vorerst überstanden.
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Victoria Masterson - Die 40. Hungerspiele
FanfictionFür das wohl beliebteste Mädchen in Distrikt 2 steht eines fest: Sie wird die 40. Hungerspiele gewinnen. Victoria Masterson ist die Tochter des Bürgermeisters, wunderschön, mutig, intelliegent und siegessicher. Vics Leben ist, seit sie sich erinner...