Himmel auf Erden

3 0 0
                                    

Die Hände in den Taschen lief ich elig über die Brücke. Ein eisiger Wind wehte und lies mir die Tränen auf der Wange gefrieren. Der Bach unter mir war still. Er war tief und fest eingefroren. Vor mir lag seit Stunden die selbe, unendlich lange, dunkle Straße, die von Bäumen gesäumt war, die alle Blätter verloren haben. Ihr unheimlicher Schatten reflektierte sich im Schnee neben mir. Meine Schritte wurden schneller. Weiter immer weiter trieb es mich aus der Stadt in die Ferne. Es war mitten in der Nacht, als ich abgehauen bin. Weg von all denjeneigen die mich beeinflussen wollten, die dachten sie wissen, was ich brauche. Mich einsperrten.

Ich began zu keuchen. Seit Wochen war ich nicht mehr gerannt. "Luft!", dachte ich und blieb an einen Baum gelehnt stehen. Ich atmete schwer. Als ich mich einigermaßen erholt hatte und in die schwarze Nacht starrte, blieb mein Blick an einem Licht in der Ferne hängen. Es flackerte leicht. Vermutlich ein Zug auf der alten Bahnstrecke etwas abseits der Straße. Ich sah länger hin, aber es blieb still an einem Fleck und zu weit entfernt. Während mir immer kälter wurde versuchte ich herrauszufinden zu was dieser helle, pulsierende Punkt gehören könnte. Müde sank ich am Stamm des Baumes herrunter in den Schnee. „Bloß nicht einschlafen." ermahnte mich mein inneres ich. Die Kälte und das lange Laufen forderten ihren Tribut und ich dämmerte immer wieder weg. Während dessen wurde der Wind stärker. Der Wind pfiff mir um die Ohren. Wenn ich den Ruf einer Eule oder denn Wind in den Bäumen hörte schreckte ich wieder hoch. Mit letzter Kraft, zog ich mich hoch und verließ die Straße. Meine letzte Hoffnung war das Licht in der Ferne.

Ich stolperte durch Felder, über Gräben und Büsche. Ganz langsam kam das Licht näher. Zuerst wurde es größer, dann bildete sich ein Silhouette darum. Durch den Schnee der inzwischen aufgekommen war, konnte ich es nur spährlich erkennen, aber es musste ein Haus sein. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Nur noch ein kleines Stück. Inzwischen spührte ich meine Finger nicht mehr, der Wind und der Schnee sorgten für eine nicht auszuhaltende Kälte. Mein Verstand beschränkte sich auf das Ziel in der Ferne. Einen Schritt und noch Einen. Nicht aufhören. Immer. Weiter. Kämpfen! Und weiter. Nur noch ein kleines Stück.

Ohne Vorwarnung wurde es dunkel. Ich fühlte wie ich fiel ohne es zu sehen. Mein Gesicht landete im kalten Schnee. Erbarmungslos wehte der Schnee über mich und meinen leblosen Körper. Ich hatte keine Kraft mehr, die Augen zu öffnen. Schließlich kam sie, die erlösende Leere. Ich hatte es versucht und versagt. Das Ende!

Es war warm. Ich fühlte mich leicht und alles um mich war weich. Das ist der Himmel! Ich muss tot sein, kam es mir in den Sinn. Eben war es noch eiskalt und jetzt ist es wohlig warm und ein herlicher Duft von Vanille und Holz lag in der Luft. Traumhaft schön. Während ich überlegte, hörte ich eine Tür knarzen. Schritte kamen auf mich zu. Jemand nahm meine Finger in die Hand. Ich spürte wieder etwas. Schon wurden sie wieder sanft zurückgelegt. Ich hörte dumpf ein Kind schreien. Die Person um mich herum wurde unterbrochen und schloss schnell die Tür.

Immer noch mit geschlossenen Augen, wollte ich jetzt wissen, wie es im Himmel aussah. Langsam versuchte ich die Augen zu öffnen. Helles Licht schlug mir entgegen und ich schloss sie sofort wieder. Zweiter Versuch. Langsam öffnen. Es war alles verschwommen. Wieder zu. Dritter Anlauf. Öffnen und es wurde tatsächlich besser. Ich erkannte die Umrisse eines Zimmers. Holz war überal. Der Himmel war wie eine Hütte eingerichtet. Ich schloss die Augen wieder. Es war wunderschön. Warm, keiner der mir eine Lektion erteilen wollte und Ruhe. Ich lies mich tiefer in die Kissen sinken und atmete aus.

Es war immer noch jemand neben mir. Ich spürte es. Ich war unendlich müde, aber einmal musste ich einfach noch die Kraft aufbringen um die Augen zu öffnen. Ganz langsam sah ich mich um. Immer noch geblendet vom Licht. Als erstes erkannte ich, dass es ein Junge war. Seltsamer Himmel, grübelte ich. Immer mehr schafften es meine Augen ihn zu fokusieren. Ich sah dunkel-blonde Haare und einen Wollpulli, dann bemerkte er, dass ich ihn ansah. Schnell drehte er sich weg.

„Hallo?" versuchte ich zu sagen, doch es kam nur ein krächzen dabei heraus. Aber es hatte gewirkt, schüchtern sah er mich wieder an. Er lächelte mir unsicher zu. „Wo bin ich?" versuchte ich ihn zu fragen. Er kam näher und ich erkannte seine grünen Augen und konnte nicht umher sie anzustarren. „In unserer Hütte. Ich hab dich bewustlos im Schnee gefunden." flüsterte er behutsam. Er wusste nicht wo er hinschauen sollte und fixierte irgendeinen Punkt hinter mir. Ich versuchte freundlich zurückzulächeln. Er stand auf und sagte beim Verlassen des Zimmers: „Schlaf erstmal. Ich erzähle dir alles später." Er ging und lies die Tür einen Spalt breit offen. Ich stützte mich auf und sah im hinterher. Aus dem Nebenzimmer hörte ich leise eine Frau fragen: „Wie geht es ihr?" „Sie war wach. Ich denke gut soweit. Ich denke sie kann erstmal hierbleiben." antwortete er ihr. „Oder?" fügt er leise hinzu. Ich sah in nicken.

Ich habe es geschafft. Hier werden sie mich ertmal nicht finden. Entspannt atmete ich aus und lies mich in die Kissen sinken. „Es ist nicht der Himmel, aber der Himmel auf Erden." ging mir durch den Kop und ich schlief glücklich ein.


Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 18, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Himmel auf ErdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt