Kapitel 12

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Ich schaute öfter mal zu Felix, da er mir wirklich. Warum war ich denn so dumm und ließ ihn auch allein? Ich hätte wissen müssen, was passieren konnte. Ich hätte hinter ihm stehen müssen.

Es klingelte endlich und der Lehrer beendete seinen Unterricht. Alle Schüler, inklusive Kati, rannten förmlich aus dem Zimmer, bis auf Felix und ich. Felix jedoch stand auf, ging zur Tür, schloss diese und kam wieder zurückgelaufen. Stimmt, er wollte mir erzählen, was passiert war. Er drehte den Stuhl neben mir so zu mir hin, sodass die Lehne zu mir zeigte. Er setzte sich drauf und lehnte sich mit seinen verkreuzten Armen auf der Lehne an. Ich guckte ihn nur an und wartete, bis er anfing zu reden.

Felix: „Also, das war so. Als du raus gerannt bist, hat er dir hinterher geguckt. Diesen Moment ergriff ich und schubste ihn kurz zur Seite. Daraufhin bin ich auch raus gerannt. Ich rannte einfach so schnell ich konnte, doch leider war er schneller als ich und zog mich am Kragen auf den Boden. Er stand über mir und hat mir mit der Faust auf mein Auge gehauen. Zum Glück kam im selben Moment ein Lehrer, der das sah. Die beiden sind dann zum Direktor, ich wurde noch zur Schulärztin gebracht und ich glaube nicht, dass Max noch länger hier auf der Schule bleiben wird. Keine Sorge, ich nehme dir das nicht übel, dass du einfach abgehauen bist. Ich denke, ich hätte genau so reagiert, also halb so wild."

Wow. Man könnte ja schon fast meinen, dass er mein Held war. Aber das hörte sich schwu.. Okay, ich höre auf zu reden. Sorry.

Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich schaute ihn einfach nur verdutzt an. Fuck, ich hatte einfach solche Schuldgefühle. Ich fuhr mir mit meiner Hand kurz durch meine Haare, dann legte ich meinen Kopf in meine beiden Hände, welche ich dann auf dem Tisch abstellte. Auf einmal spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter. Sofort spürte ich ein Kribbeln genau an dieser Stelle, auf dem seine Hand lag.

Was war das? Das fühlte sich zwar angenehm an, aber das Gefühl kannte ich gar nicht.

Er streichelte meine Schulter und flüsterte mir ins Ohr.

Felix: „Hey, es wird alles wieder gut. Ich verspreche es dir."

Ich guckte von meinen Händen mit einem Auge hoch und sah das wunderschönste Lächeln, was ich je gesehen habe. Sofort musste ich auch Lächeln. Ich umarmte ihn einfach. Ich wusste nicht, wieso ich das machte, aber es tat verdammt gut. Nach einem kurzen Zögern erwiderte er die Umarmung. Anscheinend war er überrascht, was auch verständlich war.

Wir lösten uns nach einer kurzen Zeit wieder, da es geklingelt hatte und so langsam ein paar unserer Klassenkameraden rein kamen. Kati kam ebenso, nur setzte sie sich nicht, wie sonst, gleich auf ihren Sitzplatz, sondern ging gradewegs auf Felix zu. Natürlich blieb sie direkt vor ihm stehen und lächelte. Felix erwiderte ihr Lächeln. Sie bückte sich ein wenig, um Felix zu küssen, wobei man einen schönen Blick auf ihren Ausschnitt hatte und Kilometer weit rein sehen konnte. Ich fand sowas einfach nur widerlich. Als die beiden ihre Knutscherei beendeten, flüsterten sie sich gegenseitig sowas wie „Ich liebe dich" und Weiteres zu.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie tat mir dieses Spektakel neben mir ein wenig weh. Es stach so komisch in meiner Brustgegend. War hier jemand Freiwilliges, der mir erklären wollte, was das war?

Der Lehrer kam gut gelaunt ins Zimmer und sofort bewegte Kati sich auf ihren Platz zu. Während sie an mir vorbei ging, hatte sie so einen siegessicheren und arroganten Blick drauf. Was hatte die nur?

Unser Lehrer erklärte uns, wieso er so gut drauf war. Die Abschlussfahrt stand noch bevor. Es ging nach London und nach Brighton. Allerdings würden wir bei Gastfamilien nächtigen, die in Worthing wohnten. Das war ungefähr eine halbe Stunde von Brighton und knapp 2 Stunden von London entfernt. Wir würden mit dem Reisebus und einer Fähre fahren. Klang gut, ich liebte lange Busfahrten. Das war immer so entspannt und man sah die ganze Landschaft an einem vorbei ziehen.

Das würde bestimmt viel Spaß machen. Wir wurden in zweier Gruppen aufgeteilt. Junge mit Jungen und Mädchen mit Mädchen. Och, wie schade. Das süße Paar durfte nicht zusammen in eine Gastfamilie. Das tat mir schrecklich leid. Okay, Alex. Hör auf, so zu denken. Seit wann warst du denn bitte so gesunken? Du durftest niemals so werden, wie sie früher zu dir waren. Niemals.

Ich bemerkte erst jetzt, dass Felix für die Zimmeraufteilung dran genommen wurde, da er sich meldete.

Felix: „Ich würde gerne mit Alex zusammen in eine Gastfamilie gehen."

Der Lehrer nickte und schrieb sich das auf einen Zettel. Ich guckte ihn an, da ich damit irgendwie nicht rechnete. Er lächelte mich nur an und schaute dann wieder nach vorne. Hin und wieder blieb sein Blick jedoch bei Kati hängen. Irgendwie störte mich das.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt