{Prolog}: Keine Kamele, keine Wüste, kein Sand

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"Wir sind Nomaden. Allerdings nicht solche, wie es sich so mancher vielleicht vorstellen mag: Zwar tragen wir alle die blaue Kleidung unseres Stammes, der Sak'ran, aber wir ziehen nicht mit Kamelen durch die Wüste. Nein, schon seit ich geboren wurde, reisen wir in Kutschen um die Welt, besuchen fremde, reiche Städte und verkaufen unsere Ware. Und unsere Ware besteht nicht einfach nur aus Tongefäßen oder in Salz eingelegtem Fleisch, sondern aus  Edelmetallen, feinsten Ketten, Armbändern und anderweitigem Schmuck, Perlen und sogar schimmernden Edelsteinen. Wir sind also nicht gerade arm, und die Geschäfte laufen zurzeit wirklich ausgezeichnet. Aber vielleicht sollte ich vorher dieses "wir" genauer definieren: Mit wir meine ich mich, meinen Vater, meine Mutter, meinen kleinen Bruder, der noch nicht einmal ein Jahr alt ist, sowie fünf weitere Familien zu je mindestens vier Personen. Insgesamt sind wir zu neunundzwanzigst und mit 20 Kutschen ausgestattet. Sehr zu meiner Freude hatte ich das Glück, eine eigene Kutsche abzubekommen, was ich wohl meinem Vater zu verdanken habe, der glücklicherweise der "Anführer" unserer Gruppe ist. Zwar ist er dies offiziell nicht, aber selbst ein Blinder würde erkennen, wie ehrfürchtig ihn alle anstarren, sobald er sich jemandem nähert, wie sofort Stille einkehrt, wenn er das Wort ergreift und wie seine Befehle oder Anweisungen widerspruchslos ausgeführt werden. Doch das Ganze hat auch seinen Grund. Denn niemand Geringerer als er war es, der die Gruppe vor zwanzig Jahren davon überzeugt hat, dass es sinnlos seie, Ewigkeiten in der Wüste umherzuziehen und irgendwann halb verdurstet bei einer Oase ankommen, wo dann auch nur in seltenen Fällen verhandlungswillige Menschen, meistens gar keine vorzufinden waren. Also wurden die Kamele gegen Pferde getauscht und seither ging es stetig bergauf. Mitten in dieser goldenen Zeit wurde ich geboren, deshalb war ich, obwohl ich ein Nomade und Angehöriger eines Wüstenstammes bin, noch nie in selbiger. Doch wenn man den Geschichten der Älteren, bei denen ausgetrocknete Kehlen und Aasgeier noch zu den kleineren Übeln zählen, trauen kann, dann ist das wohl auch besser so."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 19, 2015 ⏰

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