Joah, Halloween ist schon 'ne Weile her, aber vielleicht habt ihr an dem OS trotzdem Spaß :D
Die wunderschöne FanArt auf dem Cover ist von der superlieben Jojo, die mir erlaubt hat, das Bild für diese Story zu missbrauchen.. äh.. verwenden. :'D Sie malt superschöne Fanarts, schaut mal bei ihr vorbei! (Insta: jojopaw Twitter: itsjohannaa_) :3
Mister Creeper und Tim
Ein Stexpert-Halloween-OS
„Tim, ich hab gar keine Lust auf die Party", meinte Stegi und rollte sich mit dem Handy am Ohr auf den Rücken. „Ich weiß, ich hab's versprochen, aber irgendwie klang das letzte Woche auch irgendwie noch viel... witziger." Er machte eine kurze Pause und überlegte. „Wollen wir nicht lieber zocken?" Dann ließ er los und sendete die Sprachnachricht ab.
Wenige Augenblicke später hatte er Tims Antwort. Er drehte die Lautstärke an seinem Smartphone höher und hielt sich den Lautsprecher ans Ohr. „Alle freuen sich auf dich und alle verkleiden sich und alle sind gut drauf und es ist Halloween und", sagte Tim bedeutungsschwer, „du hast es mir versprochen."
Das war die Sache. Er hatte es Tim versprochen.
Was waren schon die Erwartungen der anderen Leute gegenüber der Tatsache, dass Tim ihm dieses Versprechen abgenommen hatte? Und dass Tim sich wirklich freute?
Stegi hatte sich das Halloweenwochenende rigoros freigeschaufelt und die Bahntickets schon vor einer ganzen Weile gekauft – natürlich würde er zu Tim nach Köln fahren. Aber er hatte einfach keine Lust auf diese Party mit viel zu vielen Youtubern, Netzwerkangestellten, Freundinnen und anderen Anhängseln.
„Ich hab kein Kostüm", log er ins Mikro und schickte Tim die Nachricht, während er immer noch kopfüber zu seinem Schrank sah, in dem genug kostümtaugliche Klamotten hingen. Zur Not eben Cowboy oder Pirat – da hatte man meistens eh alles da. Und für Vampir musste man sich quasi auch nur schwarz kleiden und Mehl ins Gesicht pudern.
„Wir finden was für dich", antwortete Tim ihm gönnerhaft und Stegi musste lächeln, weil Tim ihn dabei haben wollte und er sich so sehr auf diese Party freute. Stegi wollte ihm das auch nicht verderben.
„Okay, Tim", sagte er. „Aber am Sonntag werden wir nur rumgammeln, Pizza futtern und zocken."
„Ich hatte nie etwas anderes vor."
Stegi schloss die App und blieb noch einen Moment auf seinem Bett liegen. Irgendwie freute er sich doch auf die ganze Nummer. Auf die viel zu lange Bahnfahrt, das Kofferschleppen, das Verkleiden, aufs Leute-Kennenlernen, Partyessen und die übertriebene Halloweenstimmung.
Vielleicht freute er sich aber auch einfach auf Tim.
„Ich hab ein Kostüm für dich", schrieb er Tim, als er mit seiner kleinen Reisetasche zum Bahnhof lief, um seinen Zug zu nehmen. Der Weg war über und über mit buntem Laub bedeckt und die Sonne ließ das Gelb und Orange leuchten.
„Häh?", kam zurück, nachdem Stegi fünf Minuten weitergelaufen war.
Stegi musste grinsen, weil er sich genau Tims Stimme vorstellen konnte, wie er dieses „Häh?" aussprach. „Lass dich überraschen!", schrieb er ihm und hängte einen verschmitzten Smiley hintendran. „Vielleicht schick ich dir gleich aus dem Zug ein Foto."
„Oh, bist du schon unterwegs?"
„Jap", schrieb Stegi. „Bin voraussichtlich um 13:05 da."
„Cool." Tims Überschwänglichkeit war wirklich rührend, dachte Stegi sich und lächelte über den Gedanken. Das Bahnhofsgebäude tauchte vor ihm auf und er beschleunigte seine Schritte ein wenig. Er freute sich auf Köln. Er freute sich auf Tim.
Im Zug machte er ein Foto von seinem Kostüm für Tim – einem gelb-roten Ahornblatt, das er auf dem Weg aufgesammelt hatte. „Du gehst als Adam", schrieb er ihm mit dem anzüglichsten Smiley, den er finden konnte.
Er hatte eine Zweierreihe für sich und auf dem Sitz neben sich packte er seine Tasche. Der Zug fuhr an und verließ das graue Bahnhofsgebäude, um Fahrt aufzunehmen. Drei Stunden, dann würde er in Köln sein und ein paar Stunden später zusammen mit Tim auf einer Party mit all den Leuten, die er übers Internet kennen gelernt hatte und wirklich mochte.
Sein Handy vibrierte. „Das ist ein bisschen klein."
Stegi grinste und schrieb: „Ne, das passt schon." Kusssmiley.
„Haha. Blödkopf. Hab aber schon ein Kostüm."
„Wie enttäuschend! Wo ich mir doch so viel Mühe gegeben hab!" Stegi machte die Twitter-App auf und favorisierte sich durch seine Timeline.
„Hey, ich hab mir wirklich Mühe gegeben mit meinem Kostüm! Es wird dich aus den Socken hauen." Tims ehrliche Entrüstung war ja wirklich niedlich.
„Unterstellst du mir gerade, ich hätte mir keine Mühe gegeben?", schrieb Stegi frotzelnd zurück und nach einem Moment. „Und dass ich Socken anhab?"
„Uh. Trägst du etwa keine?"
Stegi musste wirklich fast lachen. Oh, er freute sich mit jeder ausgetauschten Nachricht mehr darauf, bei Tim zu sein und ihn zu umarmen. Er wollte ihm durch die Haare wuscheln und ihm ins Gesicht sagen, dass er ein Lauch war. Und bald war er einfach da und konnte es tun.
„Kannst ja nachher mal nachschauen..." Er schickte ein Herzchen dazu und Tim antwortete: „Es gibt keinen Sockenemoji. Ein bisschen enttäuschend, oder?"
Das musste Stegi natürlich erstmal kontrollieren, aber tatsächlich schien es keinen zu geben. Er schickte ein paar Fußabdrücke zurück.
„Das sind eindeutig keine Socken." Dem konnte Stegi nicht so wirklich widersprechen. Er schickte Tim ein anderes Emoji und sie erörterten die Tatsache, dass man ein Sockenemoji wirklich sehr viel dringender brauchte als diverse Uhrzeiten oder Sternzeichen.
Irgendwann schien Tim etwas anderes zu tun zu haben, denn er antwortete nicht mehr. Stegi scrollte sich durch seine Galerie und suchte ein Herbstbild raus, das er vor einigen Tagen geschossen hatte und zeichnete für Instagram drauf rum. Eine Linie um die Silhouette eines Baumes, eine Kürbislaterne, einen Geist mit einer Sense... Es war Halloween. Schon ein Grund, mal wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben.
Stegis Handy vibrierte und er sah nach, was es war. Tim schickte ihm ein Foto von einem Brötchen mit Rührei mit dem Kommentar „Omnomnom".
„Guten Appetit", schrieb Stegi zurück und stellte fest, dass er selbst auch Hunger hatte. Er hatte sich ein paar belegte Brote und einen Apfel mitgenommen, aber irgendwie beneidete er jetzt Tim um sein Rührei... Aber das würde er ihm jetzt bestimmt nicht sagen.
„Danke. Schmeckt himmlisch!"
Stegi verzog das Gesicht. Dieser Mistkerl wusste wahrscheinlich genau, wie glühend er ihn gerade beneidete. „Schön, Tim. Mach mir nachher auch eins! <3"
„Mach's dir selbst. <3" – „Perversling <3" – „Das hast du jetzt gesagt." – „Hab ich." – „Vielleicht ess ich auch noch 'nen Joghurt."
Stegi seufzte und schloss die App. Sollte Tim mit seinem doofen Essen doch glücklich werden...
Es war kurz nach zwölf und sie hatten noch keine Verspätung. Also noch eine knappe Stunde.
Dann war er bei Tim.
Stegi hatte es bei Zugfahrten immer als äußerst albern empfunden, wenn die Leute schon aufstanden und zur Tür gingen, bevor auch nur die Station angesagt wurde, aber inzwischen konnte er es fast verstehen. Sein Blick wanderte immer wieder zu dem Monitor im Zug und auf die Uhr seines Handys, während die Ankunft näher rückte.
Er blieb sitzen und starrte aus dem Fenster. Köln wurde angesagt und die Leute liefen den Gang runter zur Tür. Er sammelte sein Zeug zusammen und warf den Alufolienball von seinen Broten weg. Dann schulterte er seine Tasche und als sie in den Bahnhof einfuhren und er Tim auf dem Bahnsteig sah, ärgerte er sich, nicht als erster zur Tür gerannt zu sein.
Er schob sich an den bequemen Leuten vorbei, die jetzt erst ihre Taschen aus der Ablage holten und wartete dann ungeduldig, bis die Leute vor ihm ausstiegen. Dann endlich war er draußen und lief mit zügiger werdenden Schritten auf Tim zu, der ihn nicht kommen sah, weil er in die andere Richtung starrte.
Stegi ließ seine Tasche fallen und sprang Tim an, der sich kurz vorher zu ihm umdrehte und ihn perplex auffing. „Tiiiiiiim!", rief Stegi gut gelaunt.
„Na?", brummte Tim und brachte sie beide ins Gleichgewicht. „Bist du endlich da?"„Jep", sprach Stegi das Offensichtliche aus und ließ Tim los, um ihn angrinsen zu können. Er hob seine Tasche vom Boden auf und überlegte, ob er Tim nochmal umarmen sollte, einfach, weil er sich so freute.
Tim grinste ebenfalls und Stegi fühlte sich ungemein hibbelig, aktiv und könnte auf der Stelle rumhopsen – ließ es aber bleiben. Stattdessen hielt er Tim das Ahornblatt hin, was dieser perplex ansah.
Stegi wackelte mit den Augenbrauen und hielt es vor Tims Schritt. „Sexy!", versuchte er, es anzüglich zu sagen, musste dabei aber zu sehr lachen, was dann höchstwahrscheinlich wieder nach Delfin klang.
Tim verdrehte die Augen und nahm ihm das Blatt ab, um damit vor Stegis Gesicht zu wedeln. „Wie gesagt hab ich schon ein Kostüm... Aber danke. Ich heb's für nächstes Jahr auf." Sie verließen den Bahnsteig und liefen durch die Bahnhofshalle.
Stegi sah ihn entzückt an. „Darauf nagle ich dich fest, Timmi!"
Tim seufzte. „Nenn mich nicht so..." Er klang allerdings überhaupt nicht strafend, sondern ein wenig resigniert. „Und außerdem..." Tim spitzte die Lippen. „Wer nagelt hier wen?"
Stegi musste wieder lachen. „Darüber reden wir später." Er wich einer Familie aus und lief ein wenig schneller, um wieder neben Tim anzukommen.
„Hast du Hunger?", fragte Tim ihn.
Stegi dachte an die Stullen, die er gegessen hatte und den Apfel, der noch durch seine Tasche flog. „Puh", sagte er. „Schon 'n bisschen. Du denn?"
Tim lächelte zufrieden. „Lass uns Burger essen gehen. Oder willst du was anderes?" Sie waren beim Parkplatz angekommen und liefen zwischen den Autos durch.
„Burger klingt himmlisch." Stegi sah sich um, aber er kannte Tims Auto nicht gut genug, um es ausfindig zu machen, bis Tim den Schlüssel zückte und die Scheinwerfer des kleinen silbernen Autos aufblinkten.
Tim machte ihm den Kofferraum auf und Stegi warf seine Tasche zu den Sachen, die da ihren festen Platz zu haben schienen: Ein Basketball, eine Ballpumpe, diverse Tüten und Kassenzettel und ein Sixpack Anderthalbliterflaschen Wasser, wo eine bereits fehlte. Stegi fand das sympathisch – seine Schwester war Pferdenärrin und im Kofferraum des Familienautos lagerten mehrere Helme, Halfter, Leckerliboxen, Putzkästen und Reithandschuhe. „Zweitkeller" hatte sein Fahrschullehrer sowas genannt – aber soverkramt war es ja nun auch nicht.
Sie stiegen ein und Tim fuhr durch die Stadt. Köln war eigentlich nicht besonders schön. „Wer opfert heute eigentlich die friedliche Beziehung zu seinen Nachbarn?", fragte Stegi, weil er wirklich keine Ahnung hatte, wer die Party ausrichtete.
„Sie haben 'nen Raum gemietet", erklärte Tim. „Weißt ja, wie sowas läuft. Es sind dreißig Leute eingeladen, aber dann bringt doch jeder noch ein-zwei Freunde mit. Ich ja auch." Als Stegi ihn fragend ansah, grinste er. „Dich?"
„Achja." Stegi musste lächeln. „Mit mir hat wahrscheinlich keiner gerechnet."
„Nein." Tim lächelte zurück. „Es ist toll, dass du da bist. Alle sind ganz aus dem Häuschen." Er sagte das so ernsthaft und nett, dass Stegi richtig warm ums Herz wurde.
„Schleimer!", rief er aus, um seine Rührung zu überspielen.
„Andere würden mich als liebenswürdig und charmant bezeichnen", gab Tim grinsend zu bedenken.
„Dann sind das auch Schleimer", stellte Stegi fest.
Es war toll, hier zu sein. Bei Tim. In Köln. Er fühlte sich in diesem Moment einfach pudelwohl, auch wenn die Aussicht auf den Abend ein leises, nervöses Flattern in seinem Bauch auslöste, weil es für ihn so ungewiss war, wie die anderen auf ihn reagieren würden.
Aber wenn er zu Tim sah, musste er lächeln und dachte, dass es gut werden würde, wenn er mit Tim hinging.
Nachdem sie eine Weile in größer werdenden Radien um den Burgerladen gekreist waren, stellte Tim sein Auto in einer der Seitenstraßen ab und sie liefen den Rest des Weges. Die Straßen waren voller Touristen, Einkäufern und geschäftig wirkenden Schnellschrittläufern. Stegi sah auch ein paar Longboard fahrende Halbstarke.
„Wirst du eigentlich oft erkannt?", fragte er Tim halblaut.
„Nö", meinte Tim und wirkte wirklich entspannt. „Ist erst ein paar Mal vorgekommen und auch eher, wenn ich mit wem von den anderen unterwegs war und die Leute eins und eins zusammengezählt haben."
Stegi nickte nachdenklich. „Is' ja auch eigentlich nicht so schlimm, solange sie keine Fotos machen und irgendwo reinstellen."
„Das ist ja wohl auch klar." Tim zuckte mit den Schultern und betrat den Laden. „Und wenn nicht, sag ich es ihnen halt nochmal. So zur Erinnerung."
Sie ließen sich an einem Tisch nieder und nahmen sich die Karten. „Ich war mit Cora hier und die ist ja Vegetarierin – aber die haben auch vegetarische Burger und die scheinen auch gut zu sein", erzählte Tim. „Allerdings sind die dann irgendwie mit Olive, oder so."
„Bäh", machte Stegi. „Das klingt eklig." Er blätterte zu den vegetarischen Burgern und las sich das durch. „Und was ist das Grünzeug da drauf?"
Tim zuckte mit den Schultern. „Es schmeckt jedenfalls." Er grinste. „Wirst du mir glauben müssen."
„Na, mal sehen", sagte Stegi gedehnt und setzte eine arrogante Miene auf. „Wenn's schlecht is', bist du schuld, weißte." Er ließ seinen Dialekt voll raushängen. Bischt und weischt.
Tim sah von der Karte auf und lächelte. „Weischt", sagte er leise. „Weischt, weischt, weischt..."
Stegi verdrehte die Augen. „Tiiiiim!", jammerte er gedehnt. „Mach das doch nicht immer!"
„Weischt, weischt, weischt...", fuhr Tim mit einem Grinsen fort und schaute dabei aber wieder in die Karte.
Stegi seufzte übertrieben laut. „Sehr erwachsen, Herr Experte der Hochdeutschen Sprache, ne?"
„Hey, ich rede wirklich Hochdeutsch", verteidigte Tim sich.
„Ich auch?" Stegi hob fragend die Hände. „Nur mit leichtem Dialekt?"
„Weil ich dich ja sonst auch nicht verstehen würde", stimmte Tim zu. „Wenn du so richtig einen aufSchwäb'sche Eisebahne machen würdest, würde mein Hirn aussetzen."
Stegi sah Tim erstaunt an. „Was?"
„Schwäb'sche Eisebahne", wiederholte Tim. „Das Lied? Meine Mutter hat das manchmal gesungen, sie konnte aber nur zwei Zeilen, oder so." Als Stegi ihn weiterhin fragend ansah, stimmte er tatsächlich an: „Auf de schwäb'sche Eisebahne, gibt's gar viele Statione..."
Stegi grinste blöd. „Du singst es falsch", sagte er, bezaubert von der Tatsache, dass Tim für ihn sang – wenn auch leise und falsch.
Tim sah ihn beleidigt an. „Du hast nur einen auf unwissend gemacht, damit ich singe...", stellte er fest.
Stegi musste noch breiter grinsen. „Ich war nur erstaunt, dass du das kennst. Und woher kennt deine Mutter das?"
Tim zuckte mit den Schultern. „Meine Mutter kennt viele seltsame Lieder."
Stegi schüttelte noch mal erstaunt den Kopf. „Da singt er die schwäb'sche Eisebahne in dem schlechtesten schwäbischen Dialekt, der mir je untergekommen ist..."
„Blödkopf", warf Tim ihm grinsend an den Kopf. „Sing du es erstmal besser."
„Nö", gab Stegi zurück und überlegte sich ein Ablenkungsmanöver. „Ich will lieber was zu essen haben."
„Hm, ja", sagte Tim und sah sich suchend nach einem Kellner um. Anscheinend wollte er ihn per Gedankenübertragung herbeizitieren.
Stegi blätterte in der Karte noch einmal zu dem Burger, den er sich ausgesucht hatte, und sah den Namen nach, weil die Dinger natürlich irgendwelche kreativen Titel trugen wie Gemälde. Dabei sollte so ein Burger doch durch das definiert sein, was drauf war, ebenso wie ein Gemälde durch das, was man drauf sah – nicht durch Titel.
„Der Typ kommt gleich", meinte Tim, als hätte er wirklich ein Gespräch mit dem Kellner geführt. „Er kassiert nur noch den Tisch da ab."
„Hat er das gesagt?", fragte Stegi neugierig.
Tim sah ihn kurz an und zog dann beide Augenbrauen hoch. „Ja?"
Stegi grinste. „Dann is' gut."
Tatsächlich kam der Kellner kurze Zeit später an ihren Tisch und nahm ihre Bestellungen auf. Es war ja fast ein wenig gruselig, wie Tim das scheinbar per Blickkontakt abgesprochen hatte. Allerdings hatte Tim auch eine sehr akzentuierte Mimik. Eigentlich schade, dass er keine Facecam machte – vermutlich würde es das noch ein gutes Stück witziger machen als es eh schon war.
„Woran denkst du?", fragte Tim. „Du siehst aus, als würdest du 'ne Matheaufgabe lösen."
Stegi schreckte aus seinen Gedanken hoch. „An Youtube und an dich."
„Weil wir so viele Videos zusammen machen?", fragte Tim spöttisch und Stegi verdrehte die Augen.
„Eigentlich hab ich an deine Solokarriere gedacht, du Lauch", erklärte er ihm. „Aber guuut, reden wir über Varo 4."
„Was?", fragte Tim lachend. „Das ist noch ewig hin?!"
„Na und?" Stegi grinste frech. „Wir können uns trotzdem schon 'ne Strategie überlegen."
„Wer sagt, dass ich mit dir teame?" Tim sah ihn provozierend an. „Immerhin stirbst du mir immer weg."
„Varo 1?", fragte Stegi laut zurück. „Wer's da nach 'ner halben Minute gestorben?"
„Wer hat fast Varo 2 gewonnen? Eben ohne dich als Teampartner?" In Tims Augen stand der Schalk.
Stegi starrte ihn an. „Spasti", sagte er schließlich. „Du bist ein richtiger Spasti. In Wirklichkeit brennst du darauf, mit mir zu teamen."
„Nana, brennen ist dein Job", gab Tim zurück. „In der Hölle!"
„Haha, du bist ja soo witzig", meinte Stegi spöttisch. „Dann team' halt mit irgendso'nem Lauchboy. Macht mir nix. Tobi teamt bestimmt wieder mit mir. Oder Freddie. Ich frag Freddie heute einfach mal."
„Mach das." Tim grinste immer noch so bescheuert.
„Spasti", nuschelte Stegi und führte diese Beleidigung aber nicht weiter aus, weil der Kellner kam und ihre Getränke brachte.
Sie sahen sich abwartend an, als der Kellner weg war. „Varo 4 ist 'n Scheiß-Thema", stellte Stegi fest. „Ist eh noch superlang hin."
Tim grinste Stegi an. „Hm, okay. Erzähl mit von dem Konzert, auf dem du warst."
„Meinst du Chrissys?", fragte Stegi begeistert.
„Klar", meinte Tim und lächelte. „War's gut? Deine Haare sind immer noch braun."
„Es war großartig!", stellte Stegi gleich klar und registrierte, dass Tim seine getönten Haare doch bemerkt hatte. „Sie sah einfach nur hinreißend aus und die Stimmung war grandios." Er rutschte ins Schwärmen ab, wusste aber nicht so genau, ob Tim das wirklich alles hören wollte. Aber er unterbrach ihn nicht und lächelte ihn an, also...
„Und ich mein', sie hat mich angelächelt, glaub ich", schloss Stegi seine Ausführungen. „Wir werden heiraten."Tim grinste. „Ich bin schwer getroffen, dass du sie heiraten willst und nicht mich."
„Jooo, mach mir mal hier keinen Antrag beim Burgeressen", wehrte Stegi ab. „Das muss schon 'n bissl romantischer sein."
„Natürlich", sagte Tim. „Rosen, Kerzen, Smoking, ein Ring und Hinknien. Ist alles schon in Planung."
Er sagte das mit einer fast schon grusligen Ernsthaftigkeit.
Stegi musterte ihn kurz prüfend, dann zuckte er mit den Schultern. „Sonst nehm' ich halt einfach nicht an, ne?"
„Du würdest mir einfach das Herz brechen?", fragte Tim entsetzt.
„Joah, schon", gab Stegi grinsend zurück. „Wenn du das nicht ordentlich machst."
„Schockierend." Tim schüttelte den Kopf. „Dann frag ich dich nicht."
Stegi wischte sich über die Stirn. „Puh", sagte er übertrieben erleichtert. „Äh. Ich meine: So ein Mist."
Tim schickte ihm einen Luftkuss über den Tisch und Stegi wedelte ihn weg.
„Sing lieber. Das hast du besser drauf als Romantik." Stegi grinste Tim frech an. „Die schwäb'sche Eisebahne hat noch ein paar Strophen."
„Ich kann, wie gesagt, nur zwei Zeilen. Aber du kannst mir gern den Rest vorsingen", schlug Tim im Gegenzug vor.
„Nää", machte Stegi. „Ich kann den Text auch nich'. Wir haben das nur in der Grundschule mal gesungen. Und ich hab das damals schon nicht besonders gemocht."
Tim seufzte. „Wir mussten in der Grundschule auch immer alle singen. Wahrscheinlich, weil man Kindern eher noch verzeiht, wenn es furchtbar klingt... Meine Mutter hat das auf Video..."
Stegi stellte sich einen kleinen Tim vor, der ganz hinten stand und möglichst leise sang und versuchte, nicht in die Richtung seiner überbegeisterten Mutter mit dem Videorecorder zu sehen. „Du warst bestimmt total herzig", murmelte er.
Tim verdrehte die Augen. „Alle kleinen Kinder sind herzig."
„Ne!", widersprach Stegi. „Ich hab schon ein paar sehr unherzige Kinder getroffen, ernsthaft."
„Und du willst trotzdem welche?"
Stegi starrte Tim an und musste lächeln. „Du stalkst mein Ask, ne?"
Tim sah nach oben. „Och naja... Kann schon sein?"
„Du warst das herzigste Etwas, garantiert", stellte Stegi fest. „Und ja, ich will Kinder. Meine wären nämlich gut erzogen und superniedlich."
Tim grinste. „So gut erzogen wie du?"
„Ja, Mann. Ich bin gut erzogen!", empörte Stegi sich und als Tim nur zweifelnd guckte, ergänzte er: „Wirklich. Vielleicht 'n bisschen unordentlich und verplant, aber ich weiß, wie man Messer und Gabel benutzt."
„Nein!", sagte Tim erstaunt. „Echt jetzt?"
„Hm-hm", machte Stegi überheblich. „Da staunste, was?"
„Dann sind wir ja hier voll falsch. Oder isst du deinen Burger mit Messer und Gabel?"
Stegi runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht", sagte er langsam. „Ich schätze, das würde mehr Unordnung machen als ganz gepflegtes Aus-der-Hand-Essen."
„Ich hab Hunger", meinte Tim. „Wir hätten nicht jetzt schon übers Essen reden sollen."
Stegi war inzwischen auch gut hungrig und nickte zustimmend. „Du könntest wieder deine mentalen Superkräfte einsetzen und den Koch und den Kellner zur Eile antreiben."
Tim hob eine Augenbraue. „Was bekomm ich dafür?"
„Dein Ernst? Deinen Burger, Mann", meinte Stegi nur. „Du hast hier rumgejammert, dass du Hunger hast."
„Hast ja Recht", stimmte Tim einen versöhnlichen Ton an. „Ich dachte nur, dass „mentale Superkräfte" echt nach was klingt, das man vermarkten könnte."
„Nur, wenn du es schaffst, dass das Essen bald kommt." Bestimmt brauchten Tims Superkräfte einen Anreiz. Aber Stegi fiel absolut nichts ein, außer... „Ich sing dir nachher im Auto die schwäb'sche Eisenbahn, wenn du es schaffst, dass die Burger in fünf Minuten da sind."
„Deal!", rief Tim aus und hielt Stegi die Hand hin, in der dieser einschlug. Dann runzelte Tim konzentriert die Stirn und starrte in Richtung der Küche.
Stegi sah ihm fasziniert dabei zu. Tim wirkte immer so ernsthaft, dass Stegi manchmal vergaß, dass er genauso ein Quatschkopp war wie er – nur dass er Quatsch seltsam ernsthaft betrieb. Es war bezaubernd und er stellte mal wieder fest, wie gern er Tim einfach hatte.
„Störe ich deine Konzentration, wenn ich dir sage, dass unser Kellner da hinten einen Tisch abwischt?", fragte Stegi leise und deutete mit dem Zeigefinger auf den Mann.
Tim sah mit immer noch gerunzelter Stirn zu dem Kellner und machte dann eine Geste vor seiner Stirn. „Habe ihn in meinen Fokus aufgenommen", erklärte er stimmungsvoll.
Stegi nickte. „Machst du großartig."
Sie warteten beide gespannt, was passierte und der Kellner ging tatsächlich in Richtung Küche. „Er holt jetzt unser Essen", erklärte Tim selbstsicher.
„Oder er trifft sich mit seiner Freundin am Hinterausgang und knutscht erstmal 'ne Runde."
„Nee", widersprach Tim empört.
Stegi grinste. „Warum? Gönnst du ihm keine Knutscherei?"
„Nicht, wenn mein Magen sich schon selbst verdaut vor Hunger." Tim grummelte und sah über seine Schulter zur Küche.
Und da kam ihr Kellner – mit einem Tablett – mit Burgern – und er steuerte auf ihren Tisch zu.
„Tim, ich bin beeindruckt", gab Stegi zu. „Deine Superkräfte sind wirklich... super."
Tim lachte. „Danke", sagte er und deutete eine Verbeugung an. „Danke, danke." Er hob das Kinn. „Autogramme und Fotos gibt's nachher am Stand C."
„Ach Mist. Da bin ich leider schon auf einer Halloweenparty..." Da kam der Kellner bei ihnen an und servierte die Burger, die wirklich sehr lecker aussahen.
„Guten Hunger", wünschte Tim ihm und Stegi erwiderte: „Dir auch."
Und dann waren sie eine Weile mit ihrem Essen beschäftigt, bis... „Du musst für mich singen!", stellte Tim fest. „Das waren nicht mehr als fünf Minuten."
Stegi kaute ein wenig und schluckte. „Im Auto", brachte er hervor und trank einen Schluck. „Ich sagte, im Auto", wiederholte er mit Nachdruck.
„Hm", machte Tim und lächelte. „Okay. Ich vergesse das nicht."
Stegi grinste schief. „Glaub ich dir."
Die Burger waren wirklich sehr lecker und Tim und er amüsierten sich natürlich auch über die Unmöglichkeit, einen Burger zu essen, ohne die Hälfte des Belags zu verlieren. Stegi könnte stundenlang mit Tim so dasitzen und einfach reden und lachen und Burger mit Pommes essen.
Aber irgendwann hatten sie aufgegessen und brachen zu Tim auf, um sich für die Feier fertig zu machen. „Du musst mir bei meinem Kostüm übrigens helfen", erklärte Tim ihm, als sie in die Nebenstraße zum Auto liefen.
„Okay?", fragte Stegi. „Ist es was, was ich nicht tun will?"
„Weiß ich nicht", gab Tim zurück. „Du sollst mich schminken. Du kannst nämlich definitiv besser malen als ich."
„Ah", machte Stegi. „Klar, mach ich. Wenn du da auf meine Fähigkeiten vertraust..."
„Na, lieber auf deine als auf meine", meinte Tim nur. „Ich hab dich oft genug bei Pixelpainters gesehen und so ein Texturepack gestaltet sich auch nicht von allein."
„Du bist heute wirklich außergewöhnlich lieb zu mir", stellte Stegi fest. „Also, wenn du mir so schmeichelst, werd' ich dich mal schminken. Gehst du als Vampir? Oder... hm." Er überlegte, wo man noch geschminkt wurde. „Glitzerfee?"
„Klar doch. Glitzerfee", wiederholte Tim. „Das ist meine Rolle. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin, oder?"
Stegi musste lachen. „Schlimm..."
„Und jetzt hab ich schon was anderes besorgt. So ein Mist. Du hast aber heute auch tolle Ideen", fuhr Tim fort. „Adam, Glitzerfee... Da kann ich ja richtig gespannt auf dein Kostüm sein!"
„Hey", unterbrach Stegi ihn. „Erstmal will ich wissen, als was ich dich schminken muss. Als Tiger?"
„Fast." Tim grinste. „Du errätst es aber bestimmt nicht."
„Schmetterling?" – „Nee..." – „Einhorn?" – „Nein." – „Hm... Irgendein anderes Tier?" – „Tatsächlich nicht." – „Okay... Dann ein Vampir, so ganz klassisch?" – „Nöö." – „Streichholz?" – „Hm?"
Stegi grinste. „Kennst du das nicht? Man geht nackt und der Kopf wird von alleine rot."
Tim lachte. „Dann müsstest du mich aber auch nicht schminken."
„Stimmt auch wieder." Stegi fiel nichts mehr so wirklich ein. „Hat es was mit Youtube zu tun?"
Tim machte eine nachdenkliche Kopfbewegung. „Nicht so richtig."
„Nicht so richtig? Aber so ein bisschen schon?", hakte Stegi nach. „Gehst du als irgendein Youtuber?"
„Nein." Sie waren beim Auto angekommen und Tim grinste ihn an. „Ich hab gesagt, du errätst es nicht."
„Hmm..." Was hatte mit Youtube zu tun, aber nicht mit den Youtubern? „Ich würde es so hart feiern, wenn du als Chrissy gehen würdest", stellte er fest. „Tim, geh für mich als Chrissy."
„Nein!", rief Tim leicht entsetzt aus und fügte nach einem Moment hinzu: „Ich hab gar keinen Eyeliner."
„Ja, dann geht das nicht", gab Stegi gleich zu. „Chrissy ohne Eyeliner gibt's nicht."
Tim schloss das Auto auf und sie stiegen ein. „Dann muss es etwas aus einem Spiel sein", überlegte Stegi laut. „Oder du bist ein Fangirl – und da wüsste ich keine Verkleidung. Also aus dem Spiel... Hm..."
„Uuh", machte Tim und startete den Motor.
„Du gehst als Creeper!", rief Stegi aufgeregt aus. „Wie aus deinem Intro, ne?"
Tim grinste. „Genau. Ich hab grüne Schminke und anderen Kram besorgt und ansonsten ist das ja kein allzu schwieriges Kostüm."
„Hm. Clever", urteilte Stegi. „Aber mein Kostüm ist cooler und weniger aufwendig."
Tim sah ihn kurz fragend an, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Willst du es spannend machen?"„Joah." Stegi nahm sein Handy zur Hand und suchte nach einem Bild von einem Creeper, um schonmal zu überlegen, wie er das am besten auf Tims Gesicht malte. „Was für Schminke hast du denn?", fragte er zurück. „Ich hoffe, ein paar verschiedene Grüntöne und Schwarz und Weiß."
„Jap. Ich hab eher zu viel gekauft, weil ich dich in deiner künstlerischen Art nicht einschränken wollte", erklärte Tim und lächelte Stegi an. „Ich hab jetzt mehr Schminke in der Wohnung als die ganzen Beauty-Tanten zusammen."
Stegi lachte. „Klar doch." Er sah auf das Creeperbild. „Eigentlich müsstest du dir die Haare abrasieren. Und diese Creeperbeine nachahmen."
„Ach, nee. Die anderen legen sich bestimmt auch nicht mega ins Zeug mit ihren Verkleidungen. Kennst die Chaoten doch."
„Hmm", machte Stegi nachdenklich. „Freddie hat zumindest ein Hasenkostüm."
„Hat er?", fragte Tim erstaunt. „Und woher weißt du das?"
„Hat er mal in 'nem Video mit mir getragen", gab Stegi zurück. „Er war sehr stolz, ein Hase zu sein. Es sah sehr dumm aus."
„Solange es nicht gruselig war, passt es nicht zu Halloween."
„Ach was. Hauptsache verkleidet." Stegi grinste. „Mein Kostüm ist auch nicht gruselig."
Tim sah ihn von der Seite an. „Dann solltest du vielleicht als Adam gehen." Er grinste anzüglich.
„Nö", sagte Stegi nur gut gelaunt. „Mein Kostüm ist perfekt." Immerhin hatte er dafür extra die Haartönung noch mal aufgefrischt...
„Schade", antwortete Tim genauso heiter und grinste unter Stegis Blick. „Was denn? Es wäre ziemlich witzig. Du wärst gleichzeitig ein Streichholz. Quasi ein Doppelkostüm."
„Idiot", sagte Stegi nur. „Du willst mich nur nackt sehen, Perversling."
Tim lachte. „Du bist mit dem Blatt angekommen."
„Ja, weil ich dich nackt sehen wollte – nicht um mich selbst auszuziehen." Stegi grinste blöd.
Tim grinste zurück. „Da musst du doch nur fragen..."
Stegi lachte. „Jedenfalls krieg ich das mit dem Creeper hin. Du hast ja grüne Klamotten, ne?"
Tim nickte. „Also... Ein T-Shirt. Die Hose ist schwarz, aber wen soll das interessieren?"
Stegi runzelte die Stirn. „Na ja, wird schon gehen... Aber ein bisschen lieblos wirkt es dann schon."
„Damit kann ich leben. Immerhin lass ich mich grün schminken, das sollte reichen", meinte Tim unbeschwert.
Stegi juckte es bereits in den Fingern, Tim das Creepergesicht aufzumalen. Das würde lustig werden. Irgendwie war das mit dem Verkleiden doch superwitzig.
Stegi warf als erstes seine Tasche neben Tims Sofa, als sie bei Tim ankamen. Er war bereits ein paar Mal in den Semesterferien hier gewesen und fühlte sich gleich ein bisschen, als würde er nach Hause kommen.
„Bauen wir dein Bett gleich? Nachher sind wir doch sicher viel zu müde", meinte Tim.
Stegi zuckte mit den Schultern. „Von mir aus."
Er tapste hinter Tim her und ließ sich Bettwäsche geben. Tim nahm das Bettzeug und zurück im Wohnzimmer begann dann der Kampf mit der Decke. „Boah, ich hass' das ja dermaßen", fluchte Stegi, als ihm die Ecke der Decke abhaute.
Tim zog derweil das Sofa aus. „Ach was."
Stegi grummelte nur und krabbelte halb in den Bezug, um das zu richten. Danach fühlte er sich irgendwie zerzaust. Er fuhr sich durch die Haare und strubbelte sie gerade.
Tim war derweil mit dem Laken fertig und nahm sich den Kissenbezug. „Soo...", sagte er. „Willst du eigentlich was trinken, oder so?"
„Ich weiß ja, wo alles ist", antwortete Stegi nur und setzte sich auf das frisch bezogene Sofa. „Am besten ziehst du dich gleich um, damit du das dann nicht mehr mit der Schminke machen musst, ne?"
Tim nickte und schloss den Reißverschluss des Bezugs. Dann warf er das Kissen neben Stegi. „Du brauchst für dein Kostüm nicht lange?"
Stegi grinste breit. „Nö. Muss mich nur kurz umziehen, dann bin ich schon fertig."
Tim zog eine Augenbraue hoch. „Jetzt bin ich echt gespannt. Gehst du als dein Skin?"
„Zieh ab!", rief Stegi nur und grinste. „Wirst du früh genug sehen."
Tim lachte und verließ tatsächlich das Wohnzimmer. Stegi zog seine Tasche zu sich. Er konnte sich genauso gut jetzt umziehen wie später. Also zog er das schwarz-rote Basketball-Outfit raus und schlüpfte rein. Er stylte sich die Haare noch ein bisschen hoch und sah an sich herunter.
Er war ein bisschen blass und die Sommersprossen passten auch nicht so gut, aber sonst sah er aus wie Tims Skin. Er grinste breit.
Es war witzig. Er wusste, dass es witzig war – und so unkompliziert.
Tim kam aus dem Schlafzimmer wieder und sie musterten sich gegenseitig. Tim trug ein einfaches grünes T-Shirt und eine schwarze Hose und hatte eine Tüte von einer Drogerie in der Hand. Am besten war aber sein Gesichtsausdruck.
Er sah Stegi von oben nach unten an und dann wieder hoch. Dann grinste er. „Gut siehst du aus. Wer war dein modisches Vorbild – wirklich schick. Du brauchst nur noch einen Basketball."
Stegi grinste zurück. „Ich dachte, du kannst mir vielleicht einen leihen. Oder ein Schwert, das passt auch."
Tim trat zu ihm und zupfte ihm an einer Haarsträhne. „Jetzt macht das mit der Tönung auch irgendwie viel mehr Sinn. Aber du bist echt zu blass." Er hielt seinen Arm neben Stegis.
„Angeber", meinte Stegi nur. „Ich hab dich perfekt gecosplayt, gib's zu."
„Hast du." Tim lächelte warm. „Wenn die anderen mich nicht schon kennen würden, würden sie denken, dass du ich bist."
„Aber sicher doch. Die Stimme ist ja auch zum Verwechseln ähnlich", erklärte Stegi und setzte an: „Haaaallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge Minecraft PVP. Wir spielen heute Halloween-Kostüm-Party im Reallife."
Tim sah leicht beeindruckt aus. „Wow, wie oft hast du dir meine Begrüßung angehört?"
Stegi lachte. „Zwei-drei Mal? So, und jetzt lass dich zum Creeper schminken. Zeig mal, was du hast." Er nahm Tim die Tüte aus der Hand und kippte sie aufs Sofa.
Da waren verschiedene Tiegel mit Theaterschminke und Kinderschminke und Schminkstiften, die Stegi an die Wachsmalkreide aus der Grundschule erinnerten. Und da war eine Spraydose... Für Haare?
„Du willst dir die Haare grün ansprühen?", fragte Stegi begeistert.
„Weiß nicht", meinte Tim. „Die stand da rum und ich dachte, mitnehmen schadet nicht."
„Ja! Lass und das zuerst machen!" Er schnappte Tims Handgelenk und zog ihn ins Bad. „Am besten decken wir deine Stirn irgendwie mit Klopapier irgendwie ab, damit die nicht mit angesprüht wird und machen es über der Badewanne."
Tim seufzte ergeben.
„Knie dich hin, dann komm ich besser ran", erklärte Stegi. „Und schau nicht so zweideutig."
Tim grinste nur noch breiter und kniete sich aufreizend langsam hin. Stegi verdrehte die Augen. „Blödkopf." Er schnappte sich ein paar Blätter Klopapier und legte es über Tims Stirn. Dann schüttelte er die Flasche und sprühte Tims braunes Haar grün an. Er grinste breit.
Dann ging er um Tim rum und sprühte auch die Seiten und den Hinterkopf an. Dabei deckte er jeweils die Ohren und den Nacken ab.
„Das riecht komisch", murmelte Tim.
„Wer schön sein will, muss leiden!", flötete Stegi gut gelaunt. „Deswegen geh ich auch als du – da muss man wenig leiden, weil man wenig schön ist."
Dafür boxte Tim ihm gegen den Oberschenkel. „Au!", machte Stegi protestierend. „Ich sprüh dir gleich ins Ohr!"
Tims Haare waren nun mehr oder weniger grün. Das Braun schimmerte noch deutlich durch, aber es ging ja ums Prinzip. „Du siehst fabelhaft aus", versicherte Stegi ihm und trat einen Schritt zurück.
Tim stand auf und sah in den Spiegel. Dann prustete er los. „Genial", sagte er. „Ich seh so dämlich aus."
Stegi grinste. „Mit dem Make-Up und so wird das voll toll aussehen, Mann. Wie 'n Creeper halt." Er nickte bekräftigend. „Und das machen wir jetzt." Er lief wieder ins Wohnzimmer und sortierte die verschiedenen Dosen nach Farbton. Dann nahm er sich nochmal sein Handy und suchte eine Vorlage.
Tim betrat das Wohnzimmer und Stegi klopfte auf das Sofa. „Setz dich", forderte er ihn auf und rollte sich den Schreibtischstuhl ran, um sich vor Tim setzen zu können.
Stegi suchte den Farbton, den er für die Grundierung ausgesucht hatte und nahm den Deckel ab. Dann sah er hoch in Tims Gesicht und plötzlich wurde ihm bewusst, wie nah sie hier zusammensaßen. Tim schaute zurück und zog eine Augenbraue hoch. „Stimmt was nicht?"
„Halt mal." Stegi hielt ihm die Schminke hin und verstellte dann den Stuhl ein bisschen höher, damit er besser an Tims Gesicht kam. Gleichzeitig schob er diesen Gedanken und dieses bewusste Gefühl von Nähe weg. „So." Er nahm die Dose zurück und schmierte sich Schminke an die Finger.
Dann hob er die Hand und verharrte an Tims Stirn, bevor er sanft begann, die Schminke zu verteilen. Von links oben nach rechts unten, immer wieder neue Schminke aus dem Tiegel nehmend.
Tims Haut war warm und weich und nach einer halben Minute schloss Tim einfach die Augen und ließ Stegi machen. Stegi spürte, wie er rot wurde und ein Kribbeln über seinen Rücken lief. Er zwang sich, seine Hand ruhig zu halten und irgendwann ging es. An Tims Kinn spürte er ganz leicht die Rauheit von nachwachsenden Barthaaren.
Er fuhr vorsichtig über Tims Lider und malte sie grün an, bis er eine einheitliche Schicht Grün im gesamten Gesicht hatte. Dann nahm er die schwarze Schminke. „Ich mach die Augen", erklärte er Tim und warf noch einmal einen prüfenden Blick auf seine Vorlage. Dann tunkte er den Zeigefinger ins Schwarz und malte die Augenform und den Mund in Tims Gesicht.
Danach tobte er sich noch ein wenig mit anderen Grüntönen und Weiß aus. Als er eins der Vierecke auf Tims Wange malte, schlug dieser wieder die Augen auf und sie sahen einander an und Stegi wurde alles wieder bewusst, was er in der Versunkenheit seiner Maltätigkeit vergessen hatte.
Er lächelte Tim an. „Nur noch einen Moment?"
„Hm", machte Tim nur. „Lass dir Zeit. Ich denk einfach an was Schönes."
Stegi musste grinsen, obwohl es in diesem Moment wirklich so klang, als würde Tim an etwas... besonders Schönes denken. Das Kribbeln war immer noch da und Tims Blick war intensiv.
Stegi schminkte weiter, war aber wirklich abgelenkt von Tim. „Ich glaub, man macht auch noch einen Farbverlauf über den Hals, wenn man nicht alles schminken will, also Arme und so."
„Hmhm", machte Tim zustimmend.
Stegi nahm also wieder die Grundfarbe. „Nimmst du das Kinn hoch?" Jetzt konnte Tim ihn nicht weiter ansehen und das war besser. Dann nahm Stegi die Hände weg und Tim sah ihn wieder an.
Stegi musterte das Ergebnis und gleichzeitig Tim. Oh Gott, er sollte das nicht tun... „Hallo Mister Creeper", sagte er viel zu leise und in der falschen Tonlage.
„Hi Tim", gab Tim zurück und rieb Stegi über die Wange. „Du hast dich selbst angemalt."
„Oh", machte Stegi nur. Tims Hand lag auf Stegis Wange. Dann nahm er sie langsam weg und sah Stegi nur an.
Was war das? Ein Angebot? Oder gar nichts?
Stegis Herz schlug laut und fest in seiner Brust und er war so unsicher, was er tun sollte und...
„Ich geh mir die Hände waschen", murmelte Stegi nur und rollte mit dem Schreibtischstuhl zurück. Im gleichen Moment fragte er sich, was wäre gewesen, wenn... wenn er es angenommen hätte? Das Angebot, das vielleicht keins war?
Aber die Chance war vorbei und Tim stand nur lächelnd auf, ohne seinen Blick zu erwidern, und streckte sich. Stegi floh ins Bad und wusch sich die Schminke von den Fingern. Grün, Schwarz und Weiß flossen vermischt in den Abfluss und er sah hoch in sein Gesicht, in dem sich seine Unsicherheit abzeichnete. Und eine leichte Spur von Grün auf seiner Wange, wo Tims Hand gelegen hatte.
Er stellte fest, dass er es wissen wollte. Ob es ein Angebot war und was passieren würde, wenn er es annahm.
Stegi trocknete sich die Hände ab und ging in den Flur, in dem Tim stand und sein Portemonnaie und Handy in seinen Mantel räumte. „Wollen wir los?", fragte er, als er Stegi sah und nahm den Mantel vom Haken.
Stegi stellte sich vor Tim und sah abwechselnd in die beiden braunen Augen, deren Farbe sich vor dem Grün besonders abhob. Er legte den Kopf schief. „Flirtest du wirklich mit mir oder ist das alles Stexpert?"
In Tims Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Ich flirte mit dir, aber es ist auch ganz sicher Stexpert."
Stegi musste ebenfalls lächeln. „Achso", sagte er beiläufig und griff nach Tims Mantel, den er wieder an den Haken hängte. „Hab ich schon erwähnt, dass ich überhaupt keine Lust auf diese Halloweenparty habe?"
Tim grinste und strich über Stegis Wange. „Du hast da immer noch Schminke."
„Wenn ich dich küsse, noch mehr", meinte Stegi mit einem Schulterzucken und starrte auf Tims schwarz geschminkte Lippen. „Wenn du erlaubst?"
Tim lachte leise – seine weißen Zähne blitzten auf und Stegis Herz flatterte – schloss die Augen und erlaubte.ENDE
Hier nochmal die Links zur lieben Jojo:
https://twitter.com/itsjohannaa_
https://www.instagram.com/jojopaw/
(Und danke nochmal, falls du das liest. :3)
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Mister Creeper und Tim [Stexpert OS]
Fanfiction[Stexpert | One Shot | FanArt auf'm Cover von jojopaw (Danke, dass ich das nehmen darf! :3)] Stegi und Tim sind auf eine supercoole Youtuber-Halloween-Party eingeladen, aber erstmal müssen sie sich natürlich kostümieren - ein fluffiger Stexpert-Hall...