Zwar war es draußen wieder hell, aber es war definitiv zu früh um wach zu sein. Ich saß am Tisch und der Fernseher war an. Eine alte schon längst abgesetzte Serie lief. Von oben hörte ich die Dusche, die gerade meine Mutter benutzte. Ich aß gedankenverloren mein Frühstück, dann kehrte ich zurück in die Realität und erinnerte mich daran, das meine Mutter von mir verlangte das ein Kaffee auf den Tisch stehen soll wenn sie runter kommt. Ich stellte mir einen Roboter vor der das für mich übernehmen sollte, doch ich war einfach zu müde um mich zu konzentrieren und so machte ich es selber. Schon bald roch die ganze Küche nach dem Wachmacher und von dem Duft angelockt kam auch Mutter runter. "Guten Morgen, Schatz. Ich hab nicht viel Zeit zum plappern, muss gleich los!", murmelte sie müde während sie trank. Ich war froh das sie nicht reden wollte, ich bin kein Morgenmensch der dazu fähig ist. "... Gestern verschwand wieder eine Person spurlos. Die Angst vor dem Unbekannten macht sich auf der ganzen Welt breit ..." Ich verschluckte mich und brauchte ein paar Minuten um wieder normal atmen zu können. Meine Mutter schaute mich besorgt an. "Das wird dann wohl die Frau sein die du gestern gesehen hast ..." sprach sie das gestrige Ereignis an. Ich nickte nur, stand auf und räumte die Schüssel auf, dann ging ich wieder hoch in mein Zimmer. Mein Bett rief 'Kuschel mit mir!' doch mein Schulranzen hatte jetzt Priorität. Ich packte die Hefte ein die ich heute brauchte und sah dabei nach ob ich auch alle Hausaufgabe gemacht habe. Dann stieg ich die Treppe wieder runter und rief ein letztes Tschüss zu meiner Mutter, dann ging ich aus dem Haus.
Es war kühl draußen, aber später soll es laut Wetterbericht bis um die 30 Grad warm werden. Die ersten Vögel zwitscherten schon und ich dachte kurz über die Möglichkeit nach mir ein Fahrrad vorzustellen. Viel zu unsicher, dachte ich mir, den Kaffee musste er heute ja auch selbst machen. Also lief ich weiter, dabei beobachtete ich die kleinen Gruppen die sich an Straßen bilden. Es waren andere Schüler die auf ihre Freunde warteten um zusammen zu der Bushaltestelle zu gehen. Es wohnen viele aus meiner Schule in meinem Viertel, wieso das so ist bleibt mir ein Rätsel. Von weitem sah ich schon mein Ziel. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich noch genügend Zeit hatte und mich nicht zu beeilen brauchte. Ich verlangsamte meine Laufgeschwindigkeit und probierte mich mit Tagträumen wachzumachen. Ein Glas kaltes Wasser und eine Wärmeblase zum trocknen später war ich körperlich wie geistlich bereit für den Schulalltag. An der Bushaltestelle lehnte ich mich gegen das kleine Holzhaus und beobachtete die anderen Kinder die gerade eintrafen. Scarlet war dabei, dass andere Mädchen das bei dem Bootcamp herausstach. Sie sah auch mich an und flüsterte etwas ihren Freunden zu, dann kam sie auf mich zu. "Hi!", begrüßte sie mich. Ich kenne sie nicht, was will sie von mir? "Ich bin eine Freundin von Rachel. Also denke ich das ich dich früher oder später sowieso kennenlernen werde, und ich habe es lieber früher als später!" Sie lachte kurz auf, während ich mich wunderte wieso sie so früh so glücklich sein kann. "Freut mich dich kennenzulernen," antwortet ich ihr höflich. Sie grinste. "Ich muss mich für Rachel entschuldigen, von dem was sie mir gestern erzählt hat, hat sie wieder mal alles überstürtzt und dich sofort als ihren Freund anerkannt." Wie, erzählt? Weiß sie was gestern passiert ist? "Es hat mich anfangs gestört, aber sie hat so eine Ausstrahlung die einen sofort mitzieht ... Was hat sie dir alles erzählt?", fragte ich etwas patschig. Ein kurzes glitzern trat in Scarlets Augen, als würde sie etwas vermuten. "Nur das ihr auf dem Spielplatz wart und ein bisschen geredet habt ... ist da etwa mehr passiert?" Ihr Frage erleichterte mich und gleichzeitig war sie mir unangenehm. Es ist offensichtlich das sie denkt, dass zwischen Rachel und mir mehr als nur reden geschehen ist. "Nein, wir haben nur geredet und ein bisschen geträumt. Wir kennen uns erst einen Tag! Nicht mal einen ganzen ...", probierte ich mich zu verteidigen, doch Scarlet interpretierte alles falsch. "Ich sag nichts, versprochen." Sie zwinkerte mir zu und holte ihre Busfahrkarte raus, der Bus kam gerade an.
Im stieg in den Bus und suchte mir einen Platz in der Mitte, vorne und hinten ist es mir zu laut. Ich ließ meinen Blick schweifen und beobachtete die verschiedenen Gruppen. Die Jüngeren schmissen irgendwelche Tagträume durch die gegend und unterhalteten sich lautstark, die Älteren hingegen haben alle den gleichen Trick: Blasen, die sie entweder von den anderen isolierten um Musik zu hören oder die Stille zu genießen, oder die mehrere Personen einschloß damit sie eine private Unterhaltung haben konnten. Ich selbst benutze am liebsten die isolierende Blase, ohne Musik kann der Tag nicht gut anfangen. Ich stellte mir auch eine Art Wecker ein, der mich wecken soll falls ich einschlafe und Gefahr laufe die Bushaltestelle zu verpassen. Ein paar Minuten später hielt der Bus wieder ein, und ein paar Schüler stiegen ein, auch Rachel war dabei. Erst schaute sie sich um, dann lächelte sie plötzlich jemanden hinter mir zu und schaute dann zu mir. Sie setzte sich neben mich und ich erweiterte die Blase auf sie. "Hi, Matt! Alles klar bei dir?", fragte sie während sie ihre Tasche zwischen ihre Beine stellte. "Klar. Wen hast du da gerade angelächelt?" Die Frage kommt wahrscheinlich wieder vollkommen falsch rüber ... "Das war Scarlet, sie hat mir gedeutet das ich mich zu dir setzen soll. Sie hatte einen Blick aufgesetzt den ich schon kenne, sie denkt wir haben mehr als nur geredet gestern." Ich wusste es. Ist ja auch irgendwie meine Schuld wenn ich mich so dämlich ausgedrückt habe. "Ja, wir haben vorhin ein bisschen geredet. Hey, heute wurde von der Frau berichtet." Rachel schaute plötzlich ernst und etwas verängstigt. "Denkst du wir sollten das Herr Ross erzählen? Ich meine ... vielleicht weiß er ja mehr als wir." Ich ließ mirndas kurz durch den Kopf gehen. "Hast recht, wir haben ja heute in den letzten zwei Stunden Traumkunde, da können wir ihn fragen." Sie nickte kurz und schaute auf ihr Handy. Ab und zu lachte sie auf, aber ich wollte sie nicht fragen wieso. Der Rest der Busfahrt sprach keiner von uns, nur ab und zu sah ich wie Rachel mich von der Seite anschaute.
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Daydreams
FantasíaWas wäre, wenn unsere Tagträume real werden? Was wäre, wenn sich in der Pubertät ein Gehirnteil aktiviert, der das erlaubt? Was wäre dann mit den psychisch gestörten Menschen? Und wieso verschwinden manche Personen plötzlich ...?